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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Trockene zu klettern. Bandicut keuchte, und das Wasser perlte und rann von seinem Kraftfeld ab; als er schließlich neben der Einstiegsöffnung im Raum stand, zwar fröstelnd, aber trocken, spürte er, dass sich das Kraftfeld um seinen Körper auflöste.
    Blinzelnd sah er sich um. Zu seiner Überraschung war er nicht aus einem eingefassten Becken getreten, wie er es in einem Unterwasserhabitat erwartet hätte, sondern vielmehr aus einem runden grauen Fleck in der Mitte des glatten Bodens. Abgesehen von dem ebenen Boden wirkte die Kammer wie eine Kugel, die an ihren leuchtenden Seitenwänden leicht abgeflacht schien. Die feuchte, kühle Luft roch nach Salz und Tang und war einwandfrei atembar – trotzdem hielt Bandicut unvermittelt die Luft an. Er und seine Freunde waren von einem halben Dutzend hockender schwarzer Seeungeheuer umgeben – nicht ganz so groß wie er selbst, aber mit übergroßen Augen und glänzenden, vage an Molche erinnernden Köpfen. Scheinbar hatten sie an einigen ihrer Hände und Füße Schwimmhäute, an anderen hingegen nicht. Alle trugen sie schlichtes Gurtwerk, an denen Messer und andere Gebrauchsgegenstände hingen. Bandicut versuchte, die Wesen nicht anzustarren. Er streckte ihnen die offene Hand entgegen. »Äh – hallo«, krächzte er.
    Ein Murren ging durch die versammelten Meereswesen, und sie schienen sich dichter aneinander zu drängen.
    Bandicut zog die Hand zurück. Ik murmelte – gerade eben noch hörbar: »Vielleicht haben sie deine Geste als Bedrohung aufgefasst!«
    »Sie haben eindeutig keine Angst vor uns«, flüsterte Antares. »Deshalb haben sie auch Copernicus in die Sphäre zurückgeschickt. Ich glaube, sie halten ihn für eine Waffe.«
    Bandicut stöhnte auf. /Was jetzt?/, fragte er sich.
    // /Immer mit der Ruhe, Mann!///,
    riet Charlie ihm.
    /So viel weiß ich selbst./
    Mittlerweile unterhielten sich die Meereswesen zischend, und eines von ihnen trat plötzlich vor, ging an Bandicut vorbei und sprang auf den grauen Fleck im Boden. Es sank hindurch und verschwand im Wasser. Die anderen Meereswesen starrten die Besucher schweigend an.
    Bandicut fragte sich, ob die Wesen soeben einen der Ihren losgeschickt hatten, um einen Anführer zu holen. Er hob den Blick und betrachtete die runde Kammerwand. Sie leuchtete in mattem, grünlichem Licht und sah aus, als bestünde sie aus einem flexiblen Material, dessen Eigenschaften denen von Seetang nachempfunden waren. »Habt ihr auch den Eindruck, dass diese Halbkuppel hier aus pflanzlichem Material gebaut ist?«, murmelte er. »Es wirkt fast schon lebendig.«
    »Hrrrm«, meinte Ik leise. »Würde ich auch so sehen.« Als er sprach, regten sich die Meereswesen, und Ik hob wie zum Gebet die Hände, die Handflächen mit gespreizten Fingern aneinander gelegt. »Wir kommen von weit her«, erklärte er langsam. »Wir wollen euch nichts Böses. Wir würden gern mit euch sprechen.« Während er redete, wandte er sich langsam einem Wesen nach dem anderen zu. Offenbar verstanden sie ihn nicht; doch Ik hoffte, dass seine Stimmensteine seine Worte übersetzen würden.
    Vermutlich versuchten sie das auch. Auf jeden Fall tat sich etwas, denn die Meereswesen wurden anscheinend immer aufgeregter. Ik richtete sich straff auf, breitete die Hände aus und versuchte, die Wesen zu beruhigen.
    »Ik, warte … sie regen sich nicht über deine …«, setzte Antares an.
    Doch es war bereits zu spät. Was auch immer Ik und die Steine versuchten, es schlug fehl. Unvermittelt setzten sich alle Wesen in Bewegung. Bandicut spürte, wie er fest bei der Schulter gepackt und auf eine Art von Bank zurückgezerrt wurde. Ehe er den Blick auf die schwimmhäutige Hand richten konnte, die ihn gepackt hatte, schlang man ihm ein Seil mehrmals um den Brustkorb und zog es fest, wodurch ihm die Arme an die Seiten gepresst wurden. »Ah …«, ächzte er und bemühte sich vergebens, sich von den Fesseln zu befreien.
    Die Wesen schnappten sich jeden von Bandicuts Gefährten und ihn selbst auch. Alle wurden sie mit etwas gefesselt, das wie lange, feste Stränge aus Meerespflanzen aussah. Hinter Ik stieß eine der glänzenden Gestalten ein quäkendes Gezeter aus, das die anderen erwiderten. Ein Kichern entfuhr Antares – ein Laut, der ganz sicher nicht ihre Belustigung ausdrückte. Li-Jared schnarrte unruhig. Ik hingegen blieb still – und stand beinahe völlig reglos da. Er schien zu überprüfen, wie reißfest die Pflanzenstränge waren. Bandicut hätte zu gern
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