Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt
Autoren: Jeffrey A. Carver
Vom Netzwerk:
gewusst, was Ik dachte. Der Hraachee’aner war von all seinen Gefährten am besonnensten, und wenn er sich aufregte, konnte man sicher sein, dass es an der Zeit war zu handeln.
    Zweifellos aber hielt er es augenblicklich für angebracht, Ruhe zu bewahren.
    ///Soll er auch.
Was soll man auch sonst tun?///
    /Ich weiß nicht; aber falls die Translatorsteine irgendwelche Vorschläge haben, würde ich sie nur zu gern hören!/ Bandicut blinzelte sich den Schweiß von den Wimpern. Es war schon seltsam, dass er in dieser kühlen Luft schwitzte. Er musterte die Meereswesen und stellte fest, dass sie ihn ebenfalls musterten. /Ich kann mich noch daran erinnern, wie die Steine ihre Macht einmal recht eindrucksvoll zur Schau gestellt haben, als ich ihre Hilfe brauchte./ Das schien schon eine Ewigkeit zurückzuliegen; in Wirklichkeit war es jedoch noch gar nicht allzu lange her, seit er von Triton und Neptun geflohen war – und schließlich aus dem Sonnensystem –, in einem gestohlenen Raumschiff. Der schwarze Stein in seinem linken Handgelenk hatte Hologramme oder Kraftfelder oder irgendeine andere gottverdammte Methode eingesetzt, um Bandicut wie einen Furcht einflößenden Außerirdischen erscheinen zu lassen – immerhin so Furcht einflößend, dass der weibliche Captain der Neptune Explorer von ihrem Schiff geflohen war. Ob es wohl hilfreich wäre, wenn die Steine ihm jetzt wieder auf diese Weise halfen?
    ///Wo würdest du denn hinwollen,
wenn du hier wegkämst?///,
    fragte das Quarx.
    ///Was würdest du denn machen wollen?///
    Bandicut schwieg einen Moment lang. /Da ist was dran/, erwiderte er.
    Eines der Meereswesen ging hinter den Gefährten auf und ab und betrachtete jeden Einzelnen von ihnen. Im Gegenzug musterte Bandicut das Wesen ebenfalls genau. Es hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Menschen, als er zunächst bemerkt hatte. Die übergroßen Augen und der vage molchähnliche Kopf hatten ihn vom Rest des Körpers abgelenkt. Das Wiesen hatte einen Mund (an der Stelle, wo Bandicut es erwartet hätte), Nasenlöcher sowie eine Reihe von Schlitzen am Hals, die wie Kiemen aussahen. Offensichtlich waren diese Geschöpfe Amphibien. Das störte ihn irgendwie – warum, konnte er nicht sagen. Hatte er vielleicht eine tief sitzende Aversion gegen Frösche? Oder spürte er vielleicht außer seinen eigenen Emotionen auch, wie das Quarx auf die Wesen reagierte? Charlie-Eins hatte unter einer recht ausgeprägten Xenophobie gelitten …
    ///Und du, verdammt, bist perfekt, was …?///
    Ehe Bandicut etwas entgegnen konnte, kräuselte sich der graue Fleck in der Mitte des Bodens, und der Kopf eines weiteren Meereswesens tauchte aus dem Wasser auf. Mit raschen, anmutigen Bewegungen kletterte das Wesen in die Kammer. Kurze Murr- und Zischlaute ausstoßend, sprach es mit seinen Artgenossen, während es die Gefangenen inspizierte. Das Gurtwerk, das es am Leib trug, wirkte irgendwie kunstvoller als das der anderen.
    Ein Anführer?, fragte sich Bandicut. Vorsichtig tauschte er einige Blicke mit seinen Freunden. Ik wirkte völlig ruhig – doch hatte das nichts zu bedeuten, denn so wirkte er immer. Li-Jared hingegen hatte größte Mühe, sich seine Frustration und Wut nicht anmerken zu lassen. Der Neuankömmling schien das zu spüren; sein starrender Blick verweilte ein wenig länger auf dem Karellianer. Antares’ Augen flatterten, als sie zunächst Li-Jared anblickte und dann Bandicut in die Augen sah. Sie machte eine knappe Geste mit der geschlossenen rechten Hand, die Bandicut nicht zu interpretieren wusste.
    Der augenscheinliche Anführer sah die Geste ebenfalls. Er hob die halb mit Schwimmhäuten besetzte Hand und wies zuerst auf Antares, dann auf Li-Jared. »Sequee-awwww!«, bellte er schrill. Drei der anderen Wesen reagierten sofort und trennten Antares und Li-Jared von ihren Freunden.
    »Wartet!«, protestierte Bandicut. »Wir wollen euch doch nichts tun! Was macht ihr denn?!«
    »Skaaawwwww!«, schrie das Wesen.
    Das Meereswesen hinter Bandicut riss ihn unvermittelt am Seil zurück. Einen Moment lang kämpfte Bandicut um sein Gleichgewicht und wäre beinahe von der Bank gestürzt. Sein Wächter hinter ihm gab einen trillernden Laut von sich, vermutlich aus Wut. Hatten sie Antares Geste als bedrohlich empfunden?
    »John Bandicut, ich halte es für besser, wenn wir vorerst nicht mehr sprechen«, riet Ik ihm. »Bis wir in der Lage sind …«
    Ein Ruck an dem Seil, mit dem Ik gefesselt war, brachte ihn zum Schweigen.
    Bandicut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher