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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt
Autoren: Jeffrey A. Carver
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blickte finster drein, bewegte sich aber nicht, als die Wesen Li-Jared und Antares zu dem grauen Kreis im Boden stießen. Durch den durchsichtigen Habitatboden sah Bandicut den matten Schatten der Sternenkoppler-Sphäre, die zur Seite gezogen wurde. Beim Gedanken an Napoleon und Copernicus verkrampfte er sich.
    Bwang. »Was haben diese Teufel vor?«, murmelte Li-Jared. Er beugte sich so weit vor, wie die Meereswesen, die ihn festhielten, es ihm gestatteten, und spähte durch den Durchgang im Boden.
    Für Bandicut sah es ganz danach aus, als wollten sie Li-Jared und Antares aus dem Habitat stoßen. Bilder schossen ihm durch den Kopf, Bilder von Terroristen, die ohne zu zögern ihre Geiseln töteten, und er zerrte unbewusst an seinen Fesseln. /Wenn sie sie aus dem Habitat stoßen, will ich, dass die Steine schnell etwas unternehmen! Können sie mir noch einmal ein bedrohliches Aussehen verleihen?/
    ///Keine Ahnung.
He, wart mal … schau!///
    Bandicut sah angestrengt durch den Boden. Ein weiterer Schatten tauchte unter dem Habitat auf. Er kam unter der runden Öffnung zum Stillstand. Ein tiefes Rumpeln war zu hören, etwas schlug gegen den Boden, dann hörten sie ein leises Zischen. Der graue Kreis im Boden verfärbte sich dunkel und schien sich dann zu öffnen: Nur ein dunkles Loch kam zum Vorschein.
    »Skeeekawww«, krächzte der Anführer der Meereswesen und zeigte energisch auf die Öffnung. Li-Jared wurde vorgestoßen; unbeholfen trat er vor, und als er in das Loch zu stürzen drohte, hielt er sich am Rand des Lochs fest und ließ sich entrüstet in die Öffnung hinab. Antares wurde nach ihm hineingestoßen. Eines der Meereswesen folgte ihnen sofort.
    »Li-Jared! Antares!«, schrie Bandicut. Er achtete nicht auf die Seile, die ihm in die Schultern schnitten. »Geht es euch gut?«
    Er hörte einige gedämpfte Flüche – dann fiel ihm auf, dass er kein Wasser hatte spritzen oder gurgeln hören. Der Karellianer schnarrte: »Hier unten ist Luft. Wenig Licht. Scheint eine Art von Unterseeboot zu sein.«
    Antares rief: »Wir sind unverletz …«
    Dann schloss sich die Öffnung und schnitt ihr das Wort ab. Der Boden verfestigte sich wieder, und die Öffnung hatte sich wieder zu dem ihnen schon vertrauten grauen Fleck verwandelt.
    »He!«, rief Bandicut protestierend. »Wieso lasst ihr uns nicht mit ihnen reden?«
    »Akka whadeddekka«, entgegnete der Anführer harsch, dann riss man Ik und Bandicut alles andere als sanft auseinander.
    Bandicut funkelte den Anführer an. Er spürte ein Vibrieren unter den Füßen und sah nach unten: Der Schatten des Tauchfahrzeugs, in dem Li-Jared und Antares waren, glitt vom Habitat weg und verschwand. Bandicut sah wieder Ik an und presste vor Wut die Lippen zusammen. Vor Wut und Entschlossenheit. Aber wozu war er eigentlich entschlossen? Seine Freunde waren fort und er gefangen am Grund eines fremden Meeres.
    Iks Augen glitzerten. »Sei geduldig! Und vergiss nicht: Immer langfristig denken!«
    Langfristig denken, dachte Bandicut höhnisch. Sogar Ik klang diesmal nicht besonders überzeugend.
    /Was zum Teufel sollen wir jetzt tun?/, dachte er und starrte die Meereswesen stumm an.
    ///Tja, so wie ich das sehe,
trauen dir diese Fischwesen genauso wenig über den Weg
wie du ihnen!///
    /Zweifellos. Und? Was können wir dagegen tun?/ Während er mit dem Quarx sprach, packte ihn das starke Verlangen, sich die Handgelenke zu reiben – was mit gefesselten Armen nicht gerade leicht zu bewerkstelligen war. Seine Translatorsteine juckten unerträglich, tief in seinen Handgelenken. Arbeiteten sie womöglich daran, die Sprache der fremden Wesen zu übersetzen? Ohne bedeutungstragende Referenzsilben oder dergleichen wurde das wohl unmöglich sein. Die Meereswesen sprachen in stakkatoartigen Zischlauten miteinander, ihre großen Augen schienen sich zu drehen wie Wagenräder – sicher eine Illusion. Vier von ihnen waren im Habitat zurückgeblieben.
    Augenblicke später wurde aus dem Jucken in Bandicuts Handgelenken ein Brennen. Das Verlangen, die Handgelenke gegeneinander zu reiben, war beinahe überwältigend. Er fühlte sich benommen, seine Gedanken verschwammen mehr und mehr. Falls er und Ik sich befreien könnten, könnten sie dann die Meereswesen überwältigen? Wollten sie das überhaupt? Eines wollten sie jedenfalls nicht: dass die Wesen sie als Feinde betrachteten. Das mussten sie ihnen irgendwie begreiflich machen.
    Ik hatte die Arme leicht gebeugt, sah jedoch nicht so aus, als wolle er
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