Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt
Autoren: Jeffrey A. Carver
Vom Netzwerk:
wirbelten wie ein Sturm durch ihren Verstand, durch ihre Träume, ihr Unterbewusstsein. Es war so schwer, sich zu erinnern. Nur ein Satz hallte ihr wieder und wieder in den Ohren:
    … Es ist noch immer etwas da draußen, das versucht, eure Welt zu zerstören …

1
Ins fremde Meer
    Nicht schon wieder, dachte Ik. Er spähte aus der goldenen Sternenkoppler-Sphäre in einen tiefblauen Ozean. Über ihm und seinen Gefährten schimmerte die Meeresoberfläche wie ein Spiegel, entfernte sich jedoch mit jedem Herzschlag weiter von ihnen. Unter ihnen lag die Dunkelheit der ozeanischen Tiefen, in die sie recht schnell hinabsanken – gefangen in der Kraftfeldsphäre, die sie unzählige Lichtjahre weit getragen hatte.
    Li-Jared ließ ein vor Panik vibrierendes Grollen aus seiner Kehle dringen. Er hatte Angst vor tiefem Wasser; für ihn musste soeben sein schlimmster Albtraum wahr geworden sein. Der Mensch John Bandicut kauerte rechts von Ik, und hielt anscheinend den Atem an. Mit vor Angst und Konzentration vortretenden Augen stierte er in die dämmrige Tiefe, stotterte etwas Unverständliches und deutete nach unten.
    Es passiert, schon wieder!, dachte Ik. Rakh!
    John Bandicut wandte sich zu seinen Gefährten um. »Seht ihr es?«, schrie er. »Sagt mir, dass ich nicht verrückt bin! Seht ihr’s?«
    Bwang-ng-ng-ng-ng … »Was sollen wir sehen?«, rief Li-Jared und sprang wie trunken in der Sphäre hin und her. »Ich sehe keinen Grund! Nur Wasser! Wir werden alle ertrinken!«
    Ik hingegen sah, was Bandicut meinte. Lichter. Sie waren unter ihnen, zwar sehr matt und klein, wurden aber immer heller und größer. Ik bückte sich und schaute durch den Boden der Sternenkoppler-Sphäre. Die Lichter schienen kugelförmig zu sein. Sie sahen … künstlich aus. Wie eine Unterwasserstadt.
    Das war es, was Bandicut meinte. Sie sanken nicht lediglich dem öden Grund eines fremden Ozeans entgegen, nein, dort unten war irgendetwas. Ik wusste zwar nicht, was die Lichter zu bedeuten hatten, aber er erkannte die Handschrift von Schiffwelt darin oder besser vielleicht: der Herren dieses Weltenschiffs. Etwas, nein, jemand hatte sie gezielt hierher gebracht, in dem Wissen, dass hier in den Tiefen des Meeres etwas auf sie wartete. Dieser Gedanke beruhigte Ik ein wenig.
    Bandicut versuchte, den entsetzten Karellianer zu beruhigen. »Li-Jared, da unten ist was! Sieh doch selbst!« Kaum hatte er den Satz beendet, da steckte er auch schon den Kopf durch die Sphärenwand ins Wasser, ohne dass es die Stabilität der Sphäre auch nur im Geringsten beeinträchtigte.
    »Hrachh – er hat Recht – ich sehe es auch!«, rief Ik, der endlich seine Stimme wiedergefunden hatte. Er holte tief Luft und folgte Bandicuts Beispiel. Als er den Kopf durch die Sphärenwand drückte, gab die Kraftfeldblase nach und schmiegte sich eng an seine Haut; er spürte hohen Druck und Kälte, gleichwohl berührte ihn das Wasser nicht direkt. Er hielt den Atem an und blickte in die Tiefe.
    Jetzt sah er die Lichter deutlicher. Sie kamen zweifelsohne immer näher. Ob es sich bei ihnen um Luftblasen handelte? Er zog den Kopf wieder in die Sphäre zurück, um Luft zu schnappen.
    Im zunehmend schwindenden Licht in der Sphäre selbst sah Bandicut ihn an. »Ich schätze, dass wir diese Dinger da erreichen sollen. Können wir denn diese Blase hier irgendwie steuern?«
    Hinter Ik sagte eine Stimme: »Woher wissen wir denn, dass wir sie tatsächlich erreichen sollen?«
    Ik drehte sich zu dem neusten Gruppenmitglied um: Antares, die Thespi-Drittfrau, Bandicuts Bekanntschaft. Ik kannte sie kaum. Sie hatte ihnen dabei geholfen, ihre letzte Schlacht gegen den Boojum zu gewinnen, auf dem Weltenschiff. »Ich weiß nicht genau, ob wir eine andere Wahl haben. Auf jeden Fall scheinen diese Gebilde da das Ziel unserer Reise zu sein.«
    Die Thespi blinzelte. Im schwindenden Licht hatte sie die goldenen Augen weit geöffnet. »Das scheint tatsächlich der Fall zu sein.« Sie strich sich über die juwelenähnlichen Steine, die in ihrer Kehlgrube eingebettet waren.
    »Wir treiben zur Seite«, konstatierte in diesem Moment Bandicut, der wieder nach draußen schaute. »Ich fürchte, wir verfehlen diese leuchtenden Kugeln! Glaubst du, der Sternenkoppler hat bei seiner Kursberechnung die Meeresströmungen nicht mitberücksichtigt?«
    Ik berührte die Stimmensteine an seinen Schläfen und fragte sie: /Könnt ihr uns erklären, wie man diese Sternenkoppler-Sphäre steuert?/
    Ik spürte, dass die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher