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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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war, was ein Mann, der Einbildungskraft, Vermögen, Jugend und Talente besitzt, wenn man ihm die Begeisterung für den Ruhm entzieht, leicht wird. Sein Haus zu Rom war das Tagesgespräch der Lüstlinge, aber auch der Freunde der schönen Künste; die Bildhauer Griechenlands fanden ein Vergnügen daran, die Portiken und die Exedra eines Atheners auszuschmücken. Seine Wohnung zu Pompeji – ach! ihre Farben sind jetzt erbleicht und ihre Mauern ihrer Gemälde beraubt; ihre Hauptschönheit, die vollendete Ausführung und Anmuth ist entschwunden – und doch, als sie wieder an's Tageslicht gefördert wurde, welche Lobreden, welche Ausrufe der Verwunderung erweckten da ihre niedlichen Dekorationen, ihre Gemälde, ihre Mosaikarbeiten! Glaukus hatte, als ein leidenschaftlicher Verehrer der Poesie und des Drama's, die ihn an den Geist und Heldenmuth seiner Vaterstadt erinnerten, seine herrliche Wohnung mit Darstellungen aus Äschylus und Homer geschmückt; und Alterthumsforscher, die aus dem Geschmacke auf das Gewerbe schließen, haben den Kunstfreund in einen Künstler verwandelt; und obgleich seitdem ihr Irrthum anerkannt ist, nennen sie dennoch die ausgegrabene Wohnung des Atheners Glaukus fortwährend das Haus des dramatischen Dichters .
    Ehe wir dieses Haus beschreiben, wollen wir dem Leser einen allgemeinen Begriff von der Art der Eintheilung der Häuser in Pompeji geben, die, wie er finden wird, im Wesentlichen den Schilderungen des Vitruvius gleichen; im Einzelnen aber alle jene Verschiedenheiten der Laune und des Geschmacks entfalten, die dem Menschen angeboren sind und die Alterthumsforscher zu allen Zeiten in Verwirrung gebracht haben. Wir wollen versuchen, unsere Beschreibung so deutlich und so wenig pedantisch als möglich zu geben.
    Man tritt gewöhnlich durch einen kleinen Gang, das sogenannte Vestibulum , in eine Halle, bisweilen mit, noch öfters aber ohne Säulen. Auf drei Seiten dieser Halle sind Thüren angebracht, die zu den verschiedenen Schlafzimmern führen, unter denen sich auch das des Pförtners befindet, und von welchen die besten gewöhnlich zu Wohnungen fremder Gäste bestimmt sind. Am äußersten Ende der Halle, und zwar zu beiden Seiten, rechts und links, wenn das Haus groß ist, befinden sich zwei kleine Zimmer oder vielmehr Vertiefungen, die gewöhnlich für die Frauen des Hauses bestimmt sind; mitten auf dem gewürfelten Fußboden der Halle zeigt sich unabänderlich ein viereckiger, nicht tiefer Behälter zum Sammeln des Regenwassers, das durch eine Oeffnung in dem Dache hereinfiel, welche nach Belieben durch ein Schirmdach geschlossen werden konnte. In der Nähe dieses Impluviums, das in den Augen der Alten besonders heilig war, stellte man (in Pompeji, jedoch nicht so häufig als in Rom) die Bilder der Hausgötter auf; jener gastfreundliche Herd, von dem die römischen Dichter häufig sprechen, und der besonders den Laren geweiht war, bestand in Pompeji fast durchgehends in einer beweglichen Kohlenpfanne . In einem, und oft in dem am meisten in die Augen fallenden Winkel war eine große, hölzerne Kiste bemerklich, die bronzene oder eiserne Bänder schmückten und stärker machten, und die durch starke Haken an ein steinernes Piedestal so sehr befestigt war, daß sie allen Anstrengungen eines Räubers, sie von der Stelle zu rücken, Trotz bieten konnte. Diese Kiste hielt man für die Kasse des Hausherrn; da man indessen in keiner der zu Pompeji aufgefundenen Kisten Geld fand, so ist es wahrscheinlich, daß sie häufiger zum Zierrathe als zum Gebrauche dienten.
    In dieser Halle (oder Atrium , um klassisch zu reden) empfing man gewöhnlich die Clienten und Besuche niederen Standes. In den Häusern der vornehmeren Einwohner wurde durchgängig ein Atriensis gehalten – ein Sklave, der mit dem Dienste in dieser Halle besonders beauftragt war und unter seinen Kameraden einen hohen und wichtigen Rang einnahm. Der Behälter im Mittelpunkte muß eine etwas gefährliche Verzierung gewesen sein; aber die Mitte der Halle war den Hin- und Hergehenden verboten, die ja an beiden Seiten noch hinreichend Raum fanden. Gerade dem Eingange gegenüber, an dem andern Ende der Halle, war ein Gemach ( tablinum ), dessen Fußboden gewöhnlich mit reichen Mosaikarbeiten geschmückt, und dessen Wände mit herrlichen Gemälden bedeckt waren. Hier wurden die Familienpapiere oder Urkunden über das öffentliche Amt, das der Hausherr bekleidet hatte, aufbewahrt. Auf einer der Seiten dieses Salons, wenn man ihm diesen
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