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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Namen geben darf, befand sich häufig ein Speisezimmer ( triclinium ), und auf der andern Seite bisweilen ein Stübchen, das wir heutzutage ein Raritätenkabinet nennen würden, da es eine Menge solcher Gegenstände enthielt, die man für die seltensten und kostbarsten achtete; und immer endlich ein kleiner Gang für die Sklaven, um sich in die verschiedenen Theile des Hauses begeben zu können, ohne die oben erwähnten Gemächer betreten zu müssen. Alle diese Zimmer öffneten sich auf eine viereckige oder längliche Kolonnade, die man mit einem technischen Ausdrucke Peristyl nannte. War das Haus klein, so endete es mit diesem Säulengang, und in diesem Falle bildete sein Mittelpunkt, so klein er auch sein mochte, immer einen Garten, der mit auf Piedestalen stehenden Blumenvasen geschmückt war; unter der Kolonnade führten rechts und links Thüren zu den Schlafzimmern, [Fußnote: Die Römer hatten Schlafzimmer nicht bloß für die Nacht, sondern auch zur Ruhe bei Tag ( cubicula diurna ). ] zu einem zweiten Triclinium oder Speisezimmer, [Fußnote: Die Alten hatten in der Regel mindestens zwei diesem Gebrauch gewidmete Zimmer, eines für den Sommer, das andere für den Winter; oder vielleicht das eine für den täglichen, das andere für den festlichen Gebrauch. ] und wenn der Hausherr ein Freund der Literatur war, zu einem mit dem Titel einer Bibliothek geehrten Kabinet; ein sehr kleiner Raum nämlich reichte hin, um die Papyrusrollen aufzunehmen, welche die Alten für eine beträchtliche Büchersammlung hielten.
    Die Küche befand sich gewöhnlich am Ende des Peristyls. War das Haus recht geräumig, so hörte es nicht mit dem Peristyl auf, und in diesem Falle war dessen mittlerer Raum kein Garten, sondern bald mit einem Springbrunnen, bald mit einem Fischbassin geschmückt, während an dem dem Tablinum entgegengesetzten Ende sich in der Regel ein zweites Speisezimmer befand, dessen beide Seiten an Schlafzimmer oder auch bisweilen an eine Gemäldegalerie oder Pinatheca [Fußnote: In den großen Palästen Roms stand die Pinatheca gewöhnlich mit dem Atrium in Verbindung. ] stießen. Diese Gemächer sodann standen in Verbindung mit einem viereckigen oder oblongen Raume, der gemeiniglich auf drei Seiten mit einer Kolonnade geschmückt war, wie das Peristyl, das er an Länge übertraf, mit dem er aber sonst viele Ähnlichkeiten hatte. Dies war das eigentliche Viridarium oder der Garten, in dem sich häufig ein Springbrunnen, Statuen und eine große Menge schöner Blumen befanden. Am äußersten Ende stund die Gärtnerswohnung, und an den beiden Seiten waren unter der Säulenhalle, noch weitere Zimmer eingerichtet, wenn die Größe der Familie dies nöthig machte.
    Das erste und zweite Stockwerk hatten zu Pompeji selten eine Wichtigkeit, da sie nur über einen kleinen Theil des Hauses hingebaut waren und nur Sklavenkammern enthielten. In den prächtigeren Gebäuden Roms hingegen war dies nicht der Fall; dort lag nämlich der Hauptspeisesaal ( coenaculum ) gewöhnlich im zweiten Stockwerke. Die Zimmer selbst waren gemeiniglich klein; denn so oft man in diesem herrlichen Klima zahlreiche Gäste hatte, empfing man sie in dem Peristyl (oder Porticus), in der Halle oder im Garten. Die Festsäle selbst waren, obwohl mit Fleiß ausgeschmückt und mit Sorgfalt gewählt, doch von sehr kleinem Umfange; denn die klugen Alten hielten weniger auf die Zahl, als auf die Wahl der Gäste, und speisten selten mehr als neun Personen auf einmal, so daß also große Speisesäle bei ihnen nicht so nothwendig waren, als bei uns. [Fußnote: Wenn sie sehr große Gesellschaften bewirtheten, so wurde die Mahlzeit gewöhnlich in der Halle aufgetragen. ] Aber die Reihe von Zimmern, die man sofort beim Eintritte gewahrte, mußte in der That einen sehr imposanten Eindruck hervorgebracht haben. Man sah da auf einen Blick die reich betäfelte und herrlich bemalte Halle, das Tablinum, das anmuthige Peristyl, und wenn das Haus etwas geräumiger war, den gegenüberliegenden Festsaal und den Garten, der mit einem Springbrunnen oder einer Mamorstatue die Aussicht begrenzte.
    Der Leser wird sich jetzt von den Häusern Pompeji's einen ziemlich richtigen Begriff machen können, die in manchen Beziehungen der griechischen, noch mehr aber der römischen Bauart glichen. Die allgemeine Einrichtung ist in sämmtlichen Häusern dieselbe, obgleich bei allein einige Verschiedenheit im Einzelnen stattfindet. In allen findet man die Halle, das Tablinum und das Peristyl,
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