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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong
Autoren: John Burdett
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doch über das »Royal« von »Royal Hong Kong Police Force« hatte jemand einen roten Stern gemalt. Ein süßer, schwerer Geruch schlug ihnen auf dem breiten Flur entgegen, und dahinter ein Brummen. Als Chan die Tür aufstieß, wurde der Geruch schlimmer, und das Brummen schwoll zu einem Gedröhne an. Als er das Licht einschaltete, mußte er würgen.
    Dann drehte er sich hastig um und drückte mit der Hand Astons Gesicht weg. Gleichzeitig zog er an Rileys Hemdsärmel. Aston fing schrill zu schreien an.
    »Bringen Sie den Jungen lieber hier raus, Sir. Ich habe gesagt, bringen Sie den Jungen lieber hier raus, Sir. «Als Riley begann, die Augen zu verdrehen, gab Chan ihm eine Ohrfeige. Der Chief Superintendent schüttelte sich wie ein Hund; Blut tropfte aus seiner Nase. Dann legte Riley den Arm um Aston.
    »Kommen Sie, Dick, die wirklich schlimmen Sachen habe ich auch nie so gut verkraftet. Lassen Sie uns hier verschwinden.« Er dirigierte Aston, der immer noch schrie, aus dem Lagerhaus hinaus.
    Chan wechselte einen Blick mit Cuthbert.
    Cuthbert sah sich in dem Raum um. »Ich hab’s Ihnen doch gesagt.«
    Saliver Kans Kopf und Torso ragten mit einem schwarzen Heiligenschein aus Fliegen aus dem nächstgelegenen Fleischwolf, während das Hackfleisch aus dem unteren Teil seines Körpers sich in Schlingen in eine Auffangschale aus Stahl legte. Er hatte sich die Zunge fast ganz durchgebissen, die nur noch an einer dünnen Sehne aus seinem Mund hing. Der Schmerz hatte ihm den Kiefer ausgerenkt. Neben ihm steckte Joker Liu im nächsten Fleischwolf. Rechts von Saliver Kan befanden sich drei identische Fleischwölfe, aus denen die Überreste von High Rise Lam, Four Finger Bosco und Fat Boy Wong herausschauten – alles Mitglieder der Sun Yee On. Auch die 14K waren nicht verschont geblieben. Chan erkannte Handlanger und wichtigere Leute, als er, umschwirrt von Fliegen, die Galerie der Qualen entlangschritt. Die Fleischwölfe waren mit militärischer Präzision diagonal von einer Ecke des Lagerhauses zur anderen aufgestellt worden.
    Todesangst und Schmerz drückten sich auf jedem Gesicht anders aus. Chan zählte einunddreißig Mitglieder der 14K und zwölf der Sun Yee On; jeder hatte seinen eigenen Fleischwolf. Metalltabletts unter jedem Gerät quollen über von rostroten und schwarzen Larven, die den größten Teil des Bodens bedeckten. Die Decke war schwarz und bewegte sich.
    Am Ende der Reihe lachte der einzige Nichttriade stumm vor sich hin. Da Wheelchair Lee in den Beinen kein Gefühl mehr hatte, war er wahrscheinlich ganz ruhig und gelassen verblutet. Lee hatte mit Sicherheit den Preis für eine Verspottung Dschingis Khans gekannt. Vielleicht hatte er sich sogar erboten, bei der Hinrichtung der 14K anwesend zu sein; der Tod wäre ein günstiger Preis für einen Logenplatz gewesen. Vermutlich war es unheimlich gewesen, sogar für die abgebrühten Killer der Volksbefreiungsarmee, zu sehen, wie ein Mann lachte, während der Fleischwolf seine Beine zerhäckselte. In einer Ecke hinter einer Säule entdeckte Chan den leeren Rollstuhl.
    Er gesellte sich wieder zu Cuthbert, der mit den Zähnen knirschte. »Beeindruckend«, sagte er schließlich und hielt die Hand vor den Mund, »vom logistischen Standpunkt aus betrachtet.«
     
    Draußen führte Riley Aston auf und ab und versuchte ihn zu beruhigen.
    »Chelsea hat drei null gewonnen – aber das ist viele Jahre her. Ich war damals noch ein Kind, und Jimmy Greaves hat noch gespielt.«
    »Der ist jetzt Manager«, sagte Aston. Als er sich umdrehte, sah Chan sein schreckverzerrtes Gesicht.
    »Wie viele waren es?«
    »Vierundvierzig«, sagte Chan.
    Aston krümmte sich hustend und richtete sich dann wieder auf.
    »Vierundvierzig!«
    »Ich hätte mir ein bißchen mehr Subtilität gewünscht«, sagte Cuthbert.
    Aston wischte an der Vorderseite seines Hemds herum und versuchte sich wieder in die Gewalt zu bekommen, obwohl er mit den Zähnen klapperte. »Soll ich einen Transporter rufen, anfangen, Videoaufnahmen zu machen, die Positionen markieren, ein paar Leute holen, die die Nachbarn befragen?«
    Chans Gesichtsmuskeln zuckten einmal nicht. Er wandte sich Cuthbert zu. »Die Frage sollten Sie lieber dem Politischen Berater stellen. Sollen wir in diesem Fall ermitteln, Mr. Cuthbert?« Cuthbert zögerte. »Oder ziehen Sie es vor, uns zu sagen, wer die Täter sind, damit wir Zeit sparen?«
    Aston bekam große Augen. Cuthbert gab ein grunzendes Geräusch von sich. »Das ist geheim.« Dann wich
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