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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage
Autoren: Dana Kilborne
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sich den Rest des Tages freinehmen würde. Dann war sie auf direktem Wege in die Bibliothek gefahren. Denn wo, wenn nicht hier, in einer der größten und am besten ausgestatteten frei zugänglichen Büchereien der Welt, würde sie weitere Informationen über die geheime Bruderschaft der letzten Tage bekommen? Der Aktionsradius des Bundes hatte sich, soweit Grazia sich erinnerte, nie weit über die Grenzen Roms hinaus erstreckt. Warum das so war und worin ihre eigentlich Mission bestand, hatte sie über die Jahre leider vergessen. Vielleicht konnten ein paar Fachbücher zu diesem Thema ihrem Gedächtnis wieder auf die Sprünge helfen.
    Sie lehnte das Angebot einer freundlichen Bibliothekarin, ihr bei ihrer Suche behilflich zu sein, dankend ab. Das hier war etwas, das sie allein erledigen musste. Sie setzte sich an einen der Rechner, über die jeder registrierte Besucher mit einem Passwort Zugriff auf die interne Datenbank der Bibliothek erhielt. Ein Großteil der hier gelisteten Bücher konnte man gleich am Computer lesen, andere musste man sich erst selbst in den langen Regalreihen heraussuchen. Für alle, denen diese riesige Informationsquelle nicht ausreichte, stand ein kostenloser Internetzugang zur Verfügung.
    Grazia versuchte es zuerst mit der Schlagwortsuche. Als sie damit nicht fündig wurde, ließ sie sich von dem Computerprogramm eine Liste aller Bücher zusammenstellen, die sich mit mysteriösen Vereinigungen in Rom beschäftigen.
    Das Ergebnis fiel weit umfangreicher aus, als sie erwartet hatte. Aber nachdem sie über die Hälfte der Treffer überprüft und für nicht passend befunden hatte, verlor sie langsam die Hoffnung. Über die Bruderschaft der letzten Tage war nichts zu finden – war ihr Vater womöglich wirklich der Einzige gewesen, der sich mit diesem Thema befasst hatte? Frustriert wollte sie sich gerade ausloggen, als ihr plötzlich eine Idee kam. Statt auf den Abmelden-Button zu klicken, öffnete sie über den Internetbrowser eine öffentliche Suchmaschine.
    Nach kurzem Zögern tippte sie „Übersinnliche Wesen“ und „Gedankenlesen“ in die Suchmaske ein. Das Resultat war schwindelerregend.
    Die meisten der Einträge bezogen sich auf irgendwelche schlechten Gruselfilme oder Bücher. Nachdem Grazia viele Suchergebnisse aussortiert hatte, blieben ein paar übrig, die ein wenig seriöser zu sein schienen – zumindest auf den ersten Blick. Aber so recht daran glauben, dass es in der Realität so etwas wie Vampire, Werwölfe, Dämonen oder Engel gab, konnte sie nicht.
    Kopfschüttelnd schaltete sie den Rechner aus, nahm ihre Jacke vom Stuhl und verließ die Bibliothek. Sie wusste nicht, wer oder was Zack war – aber an Vampire und Co. würde sie erst glauben, wenn einer direkt vor ihr stand!
    Es war schon gegen sechs, als Grazia an diesem Abend nach Hause kam. Sie hatte nichts Neues über die Bruderschaft der letzten Tage herausfinden können und fühlte sich entsprechend niedergeschlagen. Vielleicht sollte sie doch ihren Vater …?
    Nein, auf gar keinen Fall! Entschieden schüttelte sie den Kopf. Genau wie ihre Mutter hatte er sie im Stich gelassen. Eher würde die Hölle zufrieren, als dass Grazia ihn um Hilfe bat!
    Wütend auf sich selbst und die Ungerechtigkeit des Schicksals, stapfte sie die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Doch als sie den Schlüssel ins Schloss stecken wollte und die Tür schon bei leichtem Druck, wie von selbst aufschwang, vergaß sie ihren Ärger, und die Polizistin in ihr übernahm die Führung.
    Sie verfluchte sich dafür, ihre Waffe heute Nachmittag auf dem Revier gelassen zu haben. Vorsichtig stieß sie die Tür noch ein Stück weiter auf und betrat durch den schmalen Spalt die Wohnung.
    Geschockt schnappte sie nach Luft. Auf dem nur dämmrig erleuchteten Korridor herrschte das absolute Chaos. Nichts stand mehr an seinem Platz. Der Inhalt von Grazias Schmuckkästchen war überall auf dem Boden verstreut, ebenso wie das Altpapier, das sie immer in einem großen Karton neben der Tür sammelten. Ein Bilderrahmen mit einem Foto, das sie zusammen mit Patrizia zeigte, lag zerbrochen neben der Kommode.
    Patrizia!
    Der Gedanke an ihre Mitbewohnerin traf sie wie ein eisiger Schock. Sie hatte zuerst gar nicht daran gedacht, dass sie sich in der Wohnung befinden könnte. Jetzt aber machte sie sich schreckliche Sorgen um sie. Normalerweise müsste sie bereits zu Hause sein, denn sie machte in ihrem Job als Chemielaborantin immer schon um vier Uhr Feierabend und bereitete
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