Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage
Autoren: Dana Kilborne
Vom Netzwerk:
Schrei eines Menschen und dem Heulen eines Wolfes angesiedelt waren.
    Dann – endlich! – brach er zusammen. Seine Augen wurden matt, und er verwandelte sich wieder in seine menschliche Form zurück.
    Ein Gefühl von Triumph breitete sich in Zack aus. Er hatte es geschafft! Nein, korrigierte er sich sogleich. Sie beide hatten es geschafft.
    Er blickte zu Grazia, und das Blut in seinen Adern gefror zu Eis.
    „Grazia, nein!“
    Alle Geräusche um ihn herum traten zurück, bis er nur noch das Hämmern seines eigenen Herzens hörte.
    Grazia lag da, die Glieder von sich gestreckt, wie eine zerbrochene Puppe. Ihr herrliches dunkelbraunes Haar ergoss sich über den nackten Felsboden und vermischte sich mit dem Blut, das aus der schrecklichen Wunde an ihrem Hals sickerte.
    Er sah, wie sie verzweifelt versuchte zu schlucken. Ihre Augen blinzelten heftig, und ihr ganzer Körper fing an, sich zu verkrampfen.
    Er kniete sich neben sie und nahm ihre Hand. Verzweiflung ergriff von ihm Besitz. Er konnte beinahe fühlen, wie die Lebensenergie aus ihrem Körper wich. Sie war nicht in der Lage zu sprechen, doch er hörte ihre Stimme in seinem Kopf.
    Du weinst ja … Nein, tu das nicht, es ist schon gut. Ich wollte es tun. Ich …
    „Grazia, nein!“ Zack wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. „Du darfst jetzt nicht sterben, hörst du? Wir haben gewonnen, Grazia! Wir haben verhindert, dass die heilige Reliquie in die Hände der dunklen Mächte fällt.“
    Als sie lächelte, lief ein dünner Blutfaden aus ihrem rechten Mundwinkel.
    Es ist zu spät, ich. Ich spüre, dass ich gehen muss, Zack. Ich liebe dich …
    „Und ich liebe dich“, stieß er heiser aus. „Mehr als alles auf der Welt!“
    In diesem Moment traf er eine Entscheidung.
    Zack küsste sie so behutsam, dass die Berührung seiner Lippen sich so sacht anfühlte wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
    Grazia spürte, wie Wärme ihren Körper durchflutete. Die Schmerzen ebbten ab, und sie war schon sicher, dass es gleich so weit sein würde. Plötzlich erschien dieses strahlende Licht, das sich wie eine schützende Hülle um Zack und sie legte. Ihre Haut fing an zu prickeln, und ihr Herz klopfte so heftig, als wollte es zerspringen.
    Und dann war es vorbei.
    Grazia blinzelte irritiert. Sie konnte weder Schmerz noch Schwäche fühlen. Vorsichtig setzte sie sich auf.
    Es funktionierte problemlos. Sie holte tief Luft – es war ein herrliches Gefühl, die Lungen mit Sauerstoff zu füllen. Dann schaute sie Zack an. „Was ist passiert? Wie kann es sein, dass ich noch lebe? Ich habe gespürt, dass ich gleich …“ Sie blickte an sich hinab. „Und was ist mit meiner Wunde? Sie … ist nicht mehr da!“
    Zärtlich strich er ihr mit den Fingerspitzen über die Wange, zeichnete die Konturen ihres Gesichts nach. „Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, ohne dich weiterleben zu müssen.“ Er lächelte. „Und seien wir doch mal ehrlich, was hat das Leben als Engel mir schon zu bieten?“
    Erschrocken starrte sie ihn an. „Du hast doch nicht …! Oder etwa doch?“
    Sein Lächeln wurde breiter. „Ich hoffe, du kommst damit klar, dass ich ab heute ein ganz normaler Mensch wie jeder andere sein werde.“ Er schüttelte den Kopf, als sie protestieren wollte. „Schhhh … Nein, ich habe es getan, weil ich es so wollte. All diese kleinen Zaubertricks bedeuten mir nichts. Allein dubedeutest mir etwas. Und wenn mein Leben jetzt nicht mehr ewig ist, sondern irgendwann zu Ende gehen wird, so macht mir das auch nichts aus. Solange ich es mit dir verbringen kann. Ich liebe dich, Grazia.“
    Und mit diesen Worten küsste er sie wieder, und die Welt um sie herum verblasste.

EPILOG
    Eine Woche später
    Die dunkle Gestalt stand halb verborgen im Schatten einer kleinen Seitenstraße, die auf die Piazza Trevi führte. Er beobachtete den jungen Mann und die Frau, die wie zwei frisch Verliebte auf der Terrasse eines Cafés saßen und die wärmenden Strahlen der Sonne genossen. Ein älterer Mann in Cordhose, wahrscheinlich der Vater, trat kurz zu ihnen, bevor er in das Café ging.
    Sie berührten sich immer wieder flüchtig, so als könnten sie kaum die Finger voneinander lassen. Und wenn sie einander anblickten, huschte ein glückliches Lächeln über ihre Gesichter.
    Was für ein hübsches Paar!
    Kaum zu glauben, dass diese beiden gerade erst vor Kurzem die Welt vor dem Untergang gerettet hatten!
    Aber in dieser Sache war das letzte Wort noch nicht gesprochen. Nein, nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher