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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
Autoren: Silvana de Mari
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keine Freude daran gehabt. Ein Kaninchen zu töten, brach ihr das Herz.
    Aurora fühlte den Schmerz der Sterbenden wie Yorsh.
    Rankstrail informierte sie über die Notwendigkeit, jedem, der einen Bogen in Händen halten konnte, das Bogenschießen beizubringen, damit die Bevölkerung nie wieder in den Belagerungszustand geriet, und die Pflege für die Verwundeten zu organisieren, für alle Verwundeten, und sie willigte so überzeugt ein, dass Rankstrail klar wurde, dass sie das, worum er sie bat, schon längst von sich aus wollte. Hätte er eher an das Erlebnis mit dem Kaninchen gedacht, wäre er von selbst daraufgekommen. Wie für Yorsh war es für Aurora qualvoll, die Rolle des Kriegers zu übernehmen. Nur im äußersten Notfall waren sie imstande zu kämpfen, aber mit blutendem Herzen. Leute wie sie vom Schlachtfeld fernzuhalten, war also nicht schwer.
    Er war da anders. Wie Arduin hätte man ihn den Gerechten nennen können, vielleicht auch den Großen. Aber gewiss nicht den Barmherzigen.
    Er fühlte den Schmerz derer, die er tötete, nicht.
    Vielleicht sollte er das lernen. Vielleicht konnte man das lernen.
    Solang man diesen Schmerz nicht spürt, sucht man nicht wirklich nach Mitteln und Wegen, die Zahl der Toten so gering wie möglich zu halten. So lang besteht immer die Gefahr, dass man sich über die Zahl der getöteten Feinde freut oder darum wetteifert, ihre Zahl zu erhöhen, und wenn das geschieht, ist eine Truppe im Begriff, moralisch zu verkommen.
    Er war anders als Aurora.
    Der Satz hallte in ihm nach.
    Er war anders. Das konnte er Aurora nicht verbergen.
    »Es gibt Dinge, meine Geburt betreffend, die Ihr wissen solltet«, sagte er barsch.
    »Es gibt nichts, Eure Geburt betreffend, was ich wissen müsste oder nicht schon wüsste«, antwortete Aurora gleichmütig. »Eure Familie ist eine von denen, die durch die Überfälle der Orks von den Grenzen der Bekannten Welt vertrieben wurden, wie mein zweiter Bogenschütze oder der dritte Eurer Hellebardiere. Wie mehr als die Hälfte dieser Armee.«
    Rankstrail brauchte sich nicht nach dem zweiten Bogenschützen oder dem dritten Hellebardier umzusehen, auch sie waren Kinder aus den Grenzlanden, wo die Orks gewütet hatten. Sie waren unverkennbar: Enorm breite Schultern, die sie aussehen ließen wie Schränke, und auch im Dunkel würde er ihre Hände erkennen, die genauso waren wie seine eigenen, dunkel und breiter als lang. Unverkennbar.
    Auch sie gerettet durch das Erbarmen von Müttern, die ihr Leben eingesetzt hatten, um sie nicht opfern zu müssen.
    Sie waren Kinder gewesen, die nicht auf der Welt hätten sein sollen, und das hatte sie gezeichnet, eine finstere Traurigkeit war davon zurückgeblieben, denn im Unterschied zu ihm hatten sie auf ihrem Weg keinen Vater gefunden, der bereit war, Trauben für sie zu pflücken oder ihnen, um sie zu trösten, langweilige Geschichten zu erzählen, die in ihrer Überflüssigkeit pure Zärtlichkeit ausstrahlten.
    Zusammen mit ihm und unter seinem Befehl waren sie unbezwingbare Krieger geworden. Zwei von ihnen ruhten jetzt zusammen mit dem letzten Fürsten vom Volk der Zwerge in der Königsgruft von Daligar.
    Sie alle gemeinsam hatten den Vormarsch der Orks gestoppt.
    Sein Blick wanderte zu Aurora, die gelassen den Horizont betrachtete, dann kehrte er zurück zu seinen Männern, dann wieder zu Aurora.
    Aurora wusste schon. Viele wussten es. Viele hatten es schon geahnt. Er ging seine Erinnerung durch. Der Geldverleiher hatte es gewusst, der Seneschall wahrscheinlich auch, die Königin-Hexe hatte es am Ende mit Sicherheit gewusst, als sie ihm das Schwert gab.
    Aurora musste es schon lang geahnt haben. Kein einziges Wort in der langen Rede, die sie an Arduins Thron gehalten hatte, war zufällig gewesen.
    In gewisser Weise schlossen sich die Pforten der Unterwelt noch einmal hinter ihm.
    Er würde nicht als Rankstrail der Einsame in die Geschichte eingehen.
    Aurora sollte stolz sein auf ihn, wie seine Mutter es gewesen war. Auch sie sollte sagen können, es sei eine Ehre, seine Frau zu sein … das heißt seine Gemahlin. Nicht mehr der Einsame , es blieb ihm nichts übrig, er musste ein anderer werden, vielleicht der Gerechte wie Arduin.
    Oder sollte er den Versuch machen, der Barmherzige zu werden?
    Vielleicht konnte er, alles zusammengenommen, Rankstrail der Friedensstifter werden, derjenige, der die Welt der Menschen von den Orks befreit hatte und die Orks dahin gebracht hatte, ein Volk zu werden, das diesen Namen
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