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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie
Autoren: John Scalzi
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glaube nicht, dass es wirklich von Belang ist, wie diese freundliche Ziegendame gedeckt wurde. Deshalb sollten wir uns nicht weiter mit dieser Frage aufhalten. Sie beide sind sich doch einig, dass es Nissims Ziegenbock war, dem sie ihre Trächtigkeit zu verdanken hat, nicht wahr?«
    Beide Chengelpets nickten, die Ziege verhielt sich still und bescheiden. »Gut. Damit befinden Sie sich in einem Geschäftsverhältnis. Aftab, Sie können das Kitz behalten, nachdem es auf die Welt gekommen ist, und dürfen es für Zuchtzwecke verwenden. Aber die ersten sechs Male erhält Nissim die Gebühr,
die Sie für diese Dienstleistung verlangen, und danach geht die Hälfte der Einnahmen an Ihren Bruder.«
    »Dann wird er einfach die ersten sechs Male gar kein Geld verlangen«, sagte Nissim.
    »Also legen wir als künftige Deckungsgebühr den Durchschnitt der Einnahmen aus den ersten sechs Malen fest«, sagte ich. »Wenn er also versucht, Sie zu übervorteilen, wird er letztlich sich selbst schaden. Und vergessen Sie nicht, dass wir in einem kleinen Dorf leben, Nissim. Die Leute werden ihre Zicken nicht von Aftabs Bock decken lassen, wenn sie glauben, er würde ihn nur vermieten, um seinem Bruder zu schaden. Die Leute werden ein günstiges Angebot und gute nachbarschaftliche Beziehungen gegeneinander abwägen.«
    »Und was ist, wenn ich kein Geschäftsverhältnis mit ihm haben will?«, fragte Aftab.
    »Dann können Sie das Kitz an Nissim verkaufen.« Bevor Nissim protestieren konnte, fuhr ich fort: »Gehen Sie mit dem Kitz zu Murali, damit er den Wert des Tieres schätzt. Murali kann Sie beide nicht besonders gut leiden, also wird er einen fairen Preis vorgeben. Einverstanden?«
    Die Chengelpets dachten darüber nach, was bedeutete, dass sie sich die Hirne zermarterten, um etwas zu finden, womit einer von ihnen beiden unglücklicher als der andere war. Schließlich schienen sie zur Erkenntnis zu gelangen, dass sie beide gleichermaßen unzufrieden waren, was in diesem Fall das optimale Resultat darstellte. Beide taten ihre Zustimmung mit einem Nicken kund.
    »Gut«, sagte ich. »Jetzt verschwinden Sie von hier, bevor ein Unglück geschieht und ich meinen Teppich reinigen lassen muss.«
    »Meine Ziege würde so etwas nie tun«, sagte Aftab.

    »Es ist nicht Ihre Ziege, um die ich mir Sorgen mache«, sagte ich und scheuchte sie hinaus.
    Nachdem sie gegangen waren, trat Savitri in die Tür. »Sie sitzen auf meinem Platz«, sagte sie.
    »Keine Chance«, erwiderte ich und legte die Füße auf den Schreibtisch. »Wenn Sie nicht bereit sind, sich um die schwierigen Probleme zu kümmern, sind Sie nicht für den großen Stuhl qualifiziert.«
    »In diesem Fall beschränke ich mich wieder auf die Rolle Ihrer demütigen Assistentin und teile Ihnen in dieser Funktion mit, dass der Constable angerufen hat, während Sie die Chengelpets bei Laune gehalten haben.«
    »Was wollte er?«
    »Hat er nicht gesagt. Hat gleich wieder aufgelegt. Sie kennen ja den Constable. Ziemlich kurz angebunden.«
    »Hart, aber gerecht, das ist sein Motto«, sagte ich. »Wenn es wirklich wichtig wäre, hätte er eine Nachricht für mich hinterlassen. Also werde ich mir später darüber Sorgen machen. In der Zwischenzeit würde ich gerne einigen Papierkram abarbeiten.«
    »Sie haben keinen Papierkram abzuarbeiten«, sagte Savitri. »Sie haben alles mir gegeben.«
    »Es ist schon alles fertig?«
    »Aber selbstverständlich.«
    »Dann werde ich ein wenig ruhen und mich in meinen überragenden Managerfähigkeiten sonnen.«
    »Ich bin froh, dass Sie sich vorhin nicht in den Papierkorb erbrochen haben«, entgegnete Savitri. »Also kann ich ihn jetzt dazu benutzen.« Sie zog sich in ihr Vorzimmer zurück, bevor mir eine gute Erwiderung einfiel.
    So sind wir schon nach kurzer Zeit miteinander umgegangen,
seit wir zusammenarbeiten. Sie hat ungefähr einen Monat gebraucht, um sich an die Tatsache zu gewöhnen, dass ich zwar ein ehemaliger Militärangehöriger bin, aber in Wirklichkeit gar kein kolonialistisches Werkzeug war – oder wenn doch, dass ich zumindest eins mit eigenem Verstand und Sinn für Humor war. Nachdem ich klargestellt hatte, dass ich nicht gekommen war, um in ihrem Dorf meine Hegemonie zu etablieren, entspannte sie sich, bis sie sich sogar über mich lustig machen konnte. So war unser Verhältnis seit sieben Jahren, und es war ein gutes Verhältnis.
    Nachdem sämtlicher Papierkram erledigt und alle Probleme des Dorfes gelöst waren, tat ich, was jeder in meiner
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