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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie
Autoren: John Scalzi
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eher dein Fachgebiet, meine jugendliche Tochter.«
    Zoë verdrehte die Augen und schnaufte verächtlich. »Danke, mein neunzigjähriger Vater. Wenn du mich ausreden lassen würdest, hättest du den Hinweis vernommen, dass du ihn tatsächlich kennen könntest. Denn außerdem ist er nämlich grün .«
    Daraufhin wechselten Jane und ich erneut einen kurzen Blick. Mitglieder der KVA hatten grüne Haut, wegen des eingelagerten modifizierten Chlorophylls, das ihnen im Kampf zusätzliche Energie lieferte. Sowohl Jane als auch ich hatten früher ebenfalls grüne Haut gehabt. Ich hatte nun wieder meine ursprüngliche Tönung, während man Jane erlaubt hatte, eine etwas standardgemäßere Färbung anzunehmen, als sie ihren neuen Körper erhalten hatte.
    Jane wandte sich wieder an Zoë. »Und er hat nicht gesagt, was er wollte?«
    »Nein. Aber ich habe ihn auch nicht gefragt. Ich dachte mir nur, dass ich euch entgegengehen sollte, um euch vorzuwarnen. Ich habe ihn auf die Veranda vor dem Haus gesetzt.«
    »Wahrscheinlich schleicht er inzwischen ums Haus herum«, sagte ich.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Zoë. »Ich habe Hickory und Dickory bei ihm gelassen, damit sie ihn bewachen.«
    Ich grinste. »Das dürfte für ihn ein ausreichender Grund sein, sich nicht von der Stelle zu rühren.«
    »Genau das habe ich auch gedacht.«
    »Du bist deinen jugendlichen Jahren weit voraus, Tochter.«

    »Das ist der Ausgleich für deine neunzig Jahre, Vater«, sagte sie und lief zum Haus zurück. Babar trottete hinterher.
    »Das kann sie nur von dir haben«, sagte ich zu Jane.
    »Wir haben sie adoptiert. Außerdem bin nicht ich der Klugscheißer in unserer Familie.«
    »Unwichtige Details«, tat ich den Einwand ab und nahm ihre Hand. »Komm. Ich möchte sehen, wie sehr unser Gast vor Angst bibbert.«
    Wir fanden ihn auf der Verandaschaukel, wo er aufmerksam und schweigend von unseren zwei Obin bewacht wurde. Ich erkannte ihn sofort wieder.
    »General Rybicki«, sagte ich. »Was für eine Überraschung!«
    »Hallo, Major«, sagte Rybicki und spielte auf meinen ehemaligen Rang an. Dann zeigte er auf die Obin. »Sie haben ein paar interessante Freunde gewonnen, seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe.«
    »Das sind Hickory und Dickory«, sagte ich. »Die Aufpasser meiner Tochter. Sehr nette Personen, solange sie niemanden als Gefahr für Zoë einstufen.«
    »Und was passiert in einem solchen Fall?«, fragte Rybicki.
    »Das ist sehr unterschiedlich. Aber meistens geht es schnell.«
    »Wunderbar«, sagte Rybicki.
    Ich entließ die Obin, die sich auf die Suche nach Zoë machten.
    »Vielen Dank«, sagte Rybicki. »Obin machen mich nervös.«
    »Das ist der Sinn des Ganzen«, erklärte Jane.
    »Dessen bin ich mir bewusst«, sagte Rybicki. »Gestatten Sie mir die Frage, warum Ihre Tochter eine Obin-Leibwache hat?«
    »Es sind keine Leibwächter, sondern ihre Begleiter«, sagte
Jane. »Zoë ist unser Adoptivkind. Ihr biologischer Vater ist Charles Boutin.«
    Darauf reagierte Rybicki mit einer hochgezogenen Augenbraue. Seine Stellung in der militärischen Hierarchie war hoch genug, um über Boutin Bescheid zu wissen.
    »Die Obin verehren Boutin, aber er ist tot«, fuhr Jane fort. »Sie äußerten den Wunsch, Kontakt zu seiner Tochter zu halten, und wollten diese beiden als ihre Begleitung mitschicken.«
    »Und das stört sie nicht?«, fragte Rybicki.
    »Sie ist mit Obin aufgewachsen, die ihre Kindermädchen und Bewacher waren«, sagte Jane. »Sie hat keine Probleme mit ihnen.«
    »Und Sie stört es auch nicht?«, fragte Rybicki.
    »Sie passen auf Zoë auf«, sagte ich. »Und sie helfen uns bei verschiedenen anderen Aufgaben. Ihre Anwesenheit ist ein Teil des Waffenstillstandsabkommens, das die Koloniale Union mit den Obin geschlossen hat. Dass sie hier leben, kommt mir als sehr kleiner Preis vor, wenn man bedenkt, dass wir sie dafür auf unserer Seite haben.«
    »Das ist allerdings wahr.« Rybicki stand auf. »Major, ich möchte Ihnen einen Vorschlag unterbreiten.« Er nickte Jane zu. »Ihnen beiden, um genau zu sein.«
    »Worum geht es?«, fragte ich.
    Rybicki deutete mit einer Kopfbewegung auf das Haus, wohin Hickory und Dickory soeben entschwunden waren. »Ich würde lieber an einem Ort darüber reden, wo nicht jeder mithören kann, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Gibt es hier irgendwo eine Stelle, wo wir unter uns sind?«
    Ich warf Jane einen Blick zu.
    Sie lächelte dünn. »Ich kenne eine solche Stelle«, sagte sie.
»Hier halten wir an?«,
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