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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition)
Autoren: John Scalzi
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Parfüm riecht sie wie meine Großmutter.«
    »Magst du es, wie deine Großmutter riecht?«, fragte Sorvalh.
    »Eigentlich nicht«, gab Hannah zu.
    »Nun gut«, sagte Sorvalh. »Ich verspreche dir, dass ich es weder deiner Großmutter noch Mrs. Everston verraten werde.«
    »Vielen Dank«, sagte Hannah ernst.
    Schließlich wurde Sorvalh von einer Horde kleiner Kinder umringt, die erwartungsvoll zu ihr aufschauten. Sorvalh blickte zu Mrs. Everston, die genauso erwartungsvoll schaute. Anscheinend lag die Verantwortung jetzt in Sorvalhs Händen. Sie unterdrückte einen Seufzer und sah die Kinder lächelnd an.
    Einige von ihnen keuchten überrascht.
    »Das war ein Lächeln«, sagte Sorvalh hastig.
    »Das glaube ich nicht«, sagte eins der Kinder.
    »Aber das war es wirklich«, beteuerte Sorvalh. »Hallo, Kinder. Ich bin Hafte Sorvalh. Hat schon mal jemand von euch mit einem Alien gesprochen?«
    Überall wurden Köpfe geschüttelt, die menschliche Geste der Verneinung.
    »Dann ist das hier eure große Chance«, fuhr Sorvalh fort. »Ihr könnt mich alles fragen, was ihr wissen wollt.«
    »Was bist du?«, fragte ein kleiner Junge.
    »Ich bin eine Lalan. Ich komme von einem Planeten, der Lalah genannt wird.«
    »Nein, ich meine, ob du so etwas wie ein Reptil oder ein Amphibium bist«, sagte der Junge.
    »Wahrscheinlich sehe ich für euch ein wenig wie ein Reptil aus. Aber in Wirklichkeit bin ich etwas ganz anderes. Ich habe mehr Ähnlichkeit mit euch als mit einem Reptil, aber ich muss zugeben, dass ich im Großen und Ganzen keins von beidem bin. Sagen wir lieber, dass ich einfach nur eine Lalan bin.«
    »Isst du Menschen?«, fragte ein anderer Junge.
    »Ich esse Churros«, sagte Sorvalh und hielt den Rest ihres inzwischen kalt gewordenen Imbisses hoch. »Also lautet meine Antwort nein, sofern Churros nicht aus Menschen gemacht werden.«
    »Du kannst doch nicht die ganze Zeit nur Churros essen«, gab der Junge zu bedenken.
    »Ich könnte es tun, wenn ich wollte«, sagte Sorvalh, obwohl es der Position widersprach, die sie im Gespräch mit Tony eingenommen hatte. »Das ist einer der Vorteile, wenn man erwachsen ist.«
    Die Kinder schienen eine Weile darüber nachzudenken.
    »Aber das tue ich natürlich nicht«, sagte Sorvalh. »Wenn ich auf der Erde bin, esse ich meistens euer Obst und Gemüse. Ganz besonders mag ich Süßkartoffeln und Mandarinen. Ich esse nur sehr selten Fleisch von der Erde, weil es mir nicht so gut bekommt. Und ich esse keine Menschen, weil ich auch nicht möchte, dass Menschen mich essen.«
    »Bist du verheiratet?«, fragte ein anderes Kind.
    »Wir Lalan heiraten nicht«, antwortete Sorvalh.
    »Lebt ihr in Sünde?«, fragte dasselbe Kind. »So wie es meine Tante Linda tut, wie meine Mutter sagt?«
    »Ich kenne weder deine Mutter noch deine Tante. Und ich bin mir auch nicht sicher, was ›in Sünde leben‹ hier bedeutet. Meine Artgenossen heiraten nicht, weil so etwas bei uns einfach nicht üblich ist. Man kann es am besten so beschreiben, dass wir viele Freunde haben und wir manchmal als Freunde zusammen Kinder bekommen.«
    »Wie meine Tante Linda«, sagte das Kind.
    »Möglicherweise«, antwortete Sorvalh so diplomatisch wie möglich.
    »Bist du im Moment schwanger?«, fragte ein anderes Kind.
    »Dazu bin ich inzwischen zu alt. Außerdem werden wir nicht schwanger. Wir legen Eier.«
    »Also bist du ein Huhn!«, sagte der erste Junge, worüber ausgiebig gelacht wurde.
    »Ich bin zwar kein Huhn«, sagte Sorvalh, »aber wir legen Eier, ähnlich wie es eure Vögel tun. Wir neigen dazu, es die ganze Zeit zu tun, und dann kümmern sich alle gemeinsam um unsere Kinder.«
    »Wie viele Eier hast du schon gelegt?«, fragte das Kind, das zuvor gesprochen hatte.
    »Diese Frage ist schwer zu beantworten«, sagte Sorvalh und dachte sich, dass es Mrs. Everston vermutlich nicht recht war, wenn sie das Fortpflanzungsverhalten der Lalan allzu detailliert beschrieb. Menschen waren dafür bekannt, bei diesem Thema sehr nervös zu werden. »Sagen wir einfach, dass ich vier Kinder habe, die das Erwachsenenalter erreicht haben, und zwei von ihnen haben inzwischen selbst Kinder bekommen.«
    »Wie kannst du unsere Sprache sprechen?«, fragte ein Mädchen, das Sorvalh sehr nahe war.
    »Ich habe viel geübt«, sagte Sorvalh. »Genauso, wie es jeder andere tut. Aber es fällt mir leicht, fremde Sprachen zu lernen, und eure übe ich jeden Abend. Und wenn ich in anderen Ländern bin, benutze ich das hier.« Sie hielt ihren PDA hoch.
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