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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy
Autoren: Linda Fairstein
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zurückgelassen hätte.«
    »Mike, du hast doch nicht...«
    »Immer mit der Ruhe, Schätzchen. Du wirst doch wegen dieser Geschichte nicht deinen Sinn für Humor verlieren.«
    Er bog zum Hogan Place ab und parkte ein paar Meter neben dem Eingang am südlichen Ende des Gerichtsgebäudes - um 6.20 Uhr war es noch kein Problem, einen Parkplatz zu finden. »Du hast eine Menge Freunde, sie alle werden dir über die nächsten paar Tage hinweghelfen.«
    Wir stiegen aus und gingen auf die Stufen zu. »Was hat eigentlich Loverboy zu all dem zu sagen?« wollte Mike wissen, während er mir die Tür aufhielt und wir den schmuddeligen Flur betraten, die Entgegenkommenden mit einem Nicken begrüßten und unsere Ausweise zückten, um den Sicherheitsposten und die Metalldetektoren zu passieren.
    Ich merkte nicht einmal, daß ich die Stirn runzelte, als ich die Antwort auf diese Frage zu formulieren versuchte, wußte ich doch, daß Mike so seine eigene Meinung über die Männer hatte,
mit denen ich, seit wir uns kannten, etwas gehabt hatte. Mir gefiel der Gedanke, daß dies zum Teil etwas damit zu tun hatte, daß er ein wenig eifersüchtig war. Das ließ sich leicht ins Lächerliche ziehen, und daher machte er oft anzügliche Bemerkungen über die »Würstchen im weißen Kragen«, die ihm bei Büropartys und vor Gericht über den Weg liefen. Auch Jed Segal, ein Investmentbanker, entging Mikes Sticheleien nicht, obwohl er gar nicht in diese Kategorie gehörte. Jed hatte kometenhafte Karriere als Anwalt gemacht und war anschließend nach Washington gegangen. Im letzten Jahr war er nach Kalifornien zurückgekehrt und hatte erfolglos für den Senat kandidiert. Zu meinem Glück hatte ihn vor ein paar Monaten das verlockende Angebot einer Firma nach NewYork gezogen, gerade als wir uns kennengelernt und zu treffen begonnen hatten.
    »Er ist noch nicht wieder aus Europa zurück. Ich, äh... ich hab’ ihn zu erreichen versucht, aber du weißt ja - der Zeitunterschied und so weiter. Ich werd’s ihm sagen, wenn er heute anruft.«
    »Das ist genau das, was du wirklich brauchst, Cooper: einen Kerl, der immer für dich da ist, wenn du in Schwierigkeiten steckst - bloß auf der anderen Seite des Atlantiks. Muß nur noch ein Geschäft abschließen. Dann kommt er wieder, um dich nachts zu beruhigen, und ist ganz aufgelöst und gerührt, und ich werd’ euch beide mit meiner Sechsschüssigen beschützen, in deinem Wohnzimmer sitzen und mir die Wiederholungen von I Love Lucy angucken, während er sich auf deinem großen Messingbett trösten läßt. Wenn die Polizeischule doch nur MBA-Titel verleihen würde - dann hätte ich Chancen als Kandidat, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Nein, denn dann wärst auch du Investmentbanker, Mike«, sagte ich, als wir den Aufzug im achten Stock verließen und den Gang zu meinem Büro betraten, »- aber immer noch ein Arschloch. Komm mir bloß nicht damit.«
    »Hab’ ich einen Nerv erwischt, Blondie? Vielleicht sogar die Wurzel, was? Loverboy ist tabu. Ich hab’s kapiert.«
    Ich schloß die Tür zu meinem Büro auf, knipste das Licht an und setzte mich an meinen Schreibtisch, während Mike im Vorraum, wo meine Sekretärin arbeitete, Posten bezog. Er hatte
tatsächlich einen Nerv erwischt. Gerade jetzt wollte ich nicht die harte Staatsanwältin sein, die die Probleme von allen anderen lösen und den eigenen Gefühlsballast abschütteln konnte. Ich wollte mich zu Hause auf mein Sofa kuscheln, Jed sollte mich in den Armen halten, mich streicheln und mir versichern, daß alles wieder gut werden würde. Aber ich war nun mal nicht zu Hause, und vermutlich würden noch Tage vergehen, bis Jed da wäre, um mich zu lieben. Ich konnte nur hoffen, daß mich die Geschäftigkeit eines hektischen Tages im Büro vorübergehend von dem Alptraum ablenken würde, der mich so plötzlich heimgesucht hatte.

3
    D as Gerichtsgebäude von Manhattan ist riesig, häßlich und grau. Seine Fassade spiegelt das - unzutreffende - Gerücht wider, es sei während der Wirtschaftskrise im Zuge einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme erbaut worden. An den Säulen und über den Eingängen, die sich über mehrere Straßenblöcke hinweg erstrecken, sind die üblichen Maximen über die Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit eingemeißelt. Das noch viel düsterere Innere enthält die vollgestopften Büros Tausender von Arbeitsbienen, die das Alltagsgeschäft der Strafrechtspflege betreiben: Richter, Hilfsstaatsanwälte, Pflichtverteidiger und
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