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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche
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sie den kleineren Kindern passten, und in schlichte Säcke für die ganz Kleinen verwandelt. Der Start des Shuttles war in die Zeit der Nachtwache gelegt worden, weil man hoffte, dass sich die schlaftrunkenen Kinder dann leichter handhaben ließen. Vielleicht konnte man sie an Bord des Shuttles verfrachten und
auf die neue Welt schaffen, bevor sie richtig aufwachten und merkten, dass sie ihre Eltern für immer verloren hatten.
    Helen, die keinen klaren Gedanken fassen konnte, fand ihren Anzug, schüttelte ihn aus und zog ihn an.
    Venus und Holle kamen zu ihnen. Holle wirkte ungeheuer traurig, Venus unverhohlen neidisch.
    Holle sagte: »Wilson ist schon an Bord und überprüft die Systeme. Ich … hier.« Sie gab Helen eine kleine Kugel aus rostfreiem Stahl. Es war ein Globus der Erde III, hergestellt in der Maschinenwerkstatt der Arche. »Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnerst, aber bei der Erde II haben wir das auch so gemacht. Wir haben sie den Kindern ins Gepäck gesteckt, als kleine Überraschung für sie. Ich wollte dir deinen persönlich geben.« Impulsiv umarmte sie Helen. »Tut mir leid, dass ich dir das antun muss.«
    Helen schob sie weg. »Es kann dir gar nicht leid genug tun«, sagte sie heftig.
    Holle schluckte das einfach nur, wie sie alle Reaktionen darauf geschluckt hatte, was sie seit dem Tag ihrer Machtübernahme um der Crew, um der Mission willen getan hatte. Vielleicht war das letztendlich Holles Rolle, dachte Helen – nicht so sehr die der Führerin als vielmehr die eines Gefäßes für all die Schuldgefühle wegen der Maßnahmen, die nötig gewesen waren, damit der Rest überleben konnte. Nichtsdestoweniger verspürte Helen eine Aufwallung von neuem Hass.
    Venus kam nach vorn und machte viel Aufhebens um die Verschlüsse von Helens Anzug. »Vergiss nicht, da unten wird es verdammt kalt sein. Die nächste Generation wird’s nicht merken, aber ihr schon. Packt euch dick ein, bevor ihr die Luke öffnet. « Sie schob sich zurück. Ihre Augen schwammen in Tränen. »Herrgott, du wirst mir fehlen. Du warst die beste Schülerin, die ich je hatte. Gib dein Wissen an die Kinder weiter. Ihr dürft
nicht in die Steinzeit zurückfallen, nachdem ihr diese weite Reise hinter euch gebracht habt.«
    »Mache ich. Was ist mit dir, Venus? Was kommt als Nächstes?«
    Venus warf Holle einen raschen Blick zu. »Naja, wir haben da so eine Art Plan. Sobald wir die Meldung bekommen, dass ihr sicher gelandet seid, schicken wir Botschaften per Mikrowellenlaser zur Erde und zur Erde II. Dann wird in rund hundert Jahren jeder, der ins All horcht, die freudige Nachricht empfangen.
    Anschließend haben wir vor, das System dieser M-Sonne zu erforschen.« Sie schnippte mit den Fingern, klick-klick. »Winzig kleine Warp-Sprünge, von Planet zu Planet. Zane hätte das bestimmt liebend gern ausgearbeitet. Wir schicken euch die Ergebnisse, Oberflächenkarten, innere Strukturen, was immer wir rausfinden. Sorgt dafür, dass der Funkempfänger funktioniert. Es wird ein Vermächtnis für die nächste Generation sein, wenn sie bereit ist, auf Forschungsreisen zu gehen, nicht wahr?«
    »Und dann?«
    Venus breitete die Arme aus. »Zum Teufel, der Himmel gehört uns. Wir werden einfach weiterforschen. Vielleicht finden wir die Erde IV, die Erde V und die Erde VI. Wir melden uns per Laser und erzählen es euch. Vielleicht kommen wir auch zurück, bevor das Licht hier ist, und erzählen es euch persönlich. Geh jetzt!«, sagte sie. Ihre Stimme klang auf einmal barsch. »Geh, bevor sie die verdammte Luke schließen und dich zurücklassen!«
    Die meisten Kinder waren bereits an Bord. Jeb glitt durch die Luke. Es gab keinen Grund mehr zu bleiben. Helen drehte sich in der Luft und sank selbst hinab, mit den Füßen voran. Der Druckanzug fühlte sich seltsam an, zu sauber, und er raschelte bei jeder Bewegung.
    Sobald sie im Shuttle war, schaute sie zurück. Holles Gesicht, erfüllt von Reue und Schmerz, war das Letzte, was sie von der Arche sah. Dann schloss Venus die Luke.

97
    Die Innenausstattung des kleinen Raumfahrzeugs war schlicht. Die enge, schlauchartige Kabine war mit Sitzreihen vollgepackt, die man behelfsmäßig aus Ausrüstungsgegenständen der Arche hergestellt und zwischen die ursprünglich vorgesehenen fünfundzwanzig Liegen gequetscht hatte. Vorn in der Nase, vor einer rudimentären Instrumentenkonsole und verschrammten Panoramafenstern, waren zwei Sitze etwas erhöht angeordnet. Wilson saß bereits auf dem linken Sitz
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