Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
jeweils rund fünfundzwanzig Personen zum Zielplaneten hinunterbringen konnten. Wir sind von der Erde mit einer Crew von nicht ganz achtzig Personen gestartet, ein bisschen weniger als das konstruktionsbedingte Maximum. Wir dachten, der Platz in den Shuttles würde problemlos reichen, selbst wenn es unterwegs ein paar Geburten gäbe.
    Aber so ist es nicht gekommen. Ihr alle wisst, was passiert ist. Vor dreißig Jahren haben wir die Erde II erreicht und uns aufgeteilt. Seba ist zur Erde zurückgeflogen und hat ein Shuttle mitgenommen. Ein weiteres Shuttle haben wir verwendet, um die Siedler, die sich entschieden hatten, auf der Erde II zu bleiben, zu dem Planeten hinunterzubringen. Blieben also zwei, die wir zur Erde III mitnehmen konnten – aber eins davon haben wir unterwegs verloren, während des Blow-outs.« Ein paar der älteren Leute schauten zu Wilson hinauf, der trotzig im oberen Bereich des Moduls hing.
    »Nun sind wir also hier«, sagte Holle, »und haben nur noch eine Raumfähre. Das Shuttle ist im Grunde ein Gleiter mit fünfundzwanzig Sitzplätzen; es ist nur für einen einzigen Flug, einen einzigen Abstieg zur Oberfläche ausgerüstet. Man hat es so konstruiert, weil man Gewicht sparen wollte.
Es kann nicht wieder starten und zum Modul zurückkehren …«
    Helens Nervosität wuchs. Schon kurz nach dem Blow-out hatte sie gewusst, dass es ein Problem mit dem Fassungsvermögen der Raumfähre geben würde. Aber damals hatte die Landung noch Jahre in der Zukunft gelegen. Holle, knallhart und autokratisch, hielt immer eine Menge ihrer Entscheidungen und Überlegungen geheim. Helen hatte darauf vertraut, dass Holle schon rechtzeitig eine Lösung finden würde. Jetzt schien es, als wäre dieses Vertrauen töricht gewesen.
    »Es tut mir leid«, erklärte Holle unverblümt. »Wir haben alle erdenklichen Möglichkeiten durchgespielt, wie wir auf andere Weise einen Abstieg zur Oberfläche des Planeten improvisieren könnten. Das Problem ist diese hohe Schwerkraft, die dicke Atmosphäre. Wenn ein Landefahrzeug beim Eintritt in die Atmosphäre seine orbitale Energie abgibt, tritt ein hoher Reibungswiderstand auf. Das Shuttle ist so gebaut, dass es damit fertigwerden kann; es hat einen gut konstruierten Hitzeschild. Nichts, was wir zusammenbasteln könnten, hätte auch nur annähernd dieselbe Qualität.« Sie hielt inne. Es herrschte Stille, bis auf das schläfrige Gemurmel eines Babys. »Ich möchte, dass das allen absolut klar ist. Wir haben euch hierhergebracht. Wir haben diesen ganzen weiten Weg zurückgelegt, und einige von euch werden die Erde III betreten. Aber ich kann euch nicht alle zur Oberfläche hinunterbringen.«
    »Und was ist mit dem Rest?«, rief jemand.
    »Ich bleibe bei euch«, sagte Holle sofort.
    »Du bleibst bei uns, um mit uns zu sterben? Ist das der Deal?«
    »Niemand wird sterben.« Venus zog sich vorwärts, so dass sie neben Holle schwebte. »Wir werden bloß das Schiff nicht verlassen, das ist alles. Wir werden weiterleben. Das Schiff funktioniert
noch, es gibt Wasser, Luft, Strom. Und wir können weiterhin den Warp-Generator benutzen …«
    »Zane ist tot.«
    »Wir können die Warp-Blase auch ohne Zane aufbauen.« Holle rang sich ein Lächeln ab. »Wir können fliegen, wohin wir wollen.«
    Max Baker trieb nach vorn. »Einige landen, andere bleiben hier. Fünfundzwanzig von uns gehen runter, nehme ich an. Wer, Holle? Wie wollen wir das entscheiden? Halten wir eine Wahl ab oder so?«
    »Nein«, sagte Holle mit fester Stimme. »Diesen Luxus können wir uns nicht leisten. Wir müssen das richtig machen. Ich werde entscheiden – ich habe schon entschieden.«
    Ein kollektives Gemurmel lief durchs Modul. Holle blieb stets bei ihren Entscheidungen und setzte sie bis ins kleinste Detail durch. Wer alt genug war, um zu verstehen, was gesagt wurde, wusste also, dass sein Schicksal bereits feststand.
    Holles Miene wurde weicher. »Und du irrst dich noch in einem anderen Punkt, Max. Die Zahl ist nicht fünfundzwanzig. Fünfundzwanzig sind nicht genug. Ich habe mir das ursprüngliche Konzept von Projekt Nimrod noch einmal angesehen. Fünfundzwanzig Personen bieten keine ausreichende genetische Diversität für eine überlebensfähige menschliche Kolonie. Nun, wir haben einen Weg gefunden, wie sich dieses Kontingent vergrößern ließe. Wir denken, dass wir ungefähr vierzig Personen transportieren können. Das ist vielleicht immer noch nicht genug, aber mehr ist nun mal nicht drin.«
    »Und wie soll das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher