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Die Leiden eines Chinesen in China

Die Leiden eines Chinesen in China

Titel: Die Leiden eines Chinesen in China
Autoren: Jules Verne
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erwiderte Soun.
    Ein allgemeines Lachen folgte diesen Worten.
    Die Fischer gehörten nach Fu-Ning. Nach kaum zwei Stunden zeigte sich der Hafen, nach dem Kin-Fo gelechzt hatte.
    Um acht Uhr Abends ging er mit seinen Genossen an’s Land und Alle nahmen nach Ablegung der Kapitän Boyton’schen Rettungsanzüge wieder das Aussehen menschlicher Wesen an.
Fußnoten
    1 Die Herren Seyferth und Silas, Archivare der französischen Gesandtschaft in Wien, sind die Erfinder dieser jetzt auf allen Kriegsschiffen eingeführten Rettungsbake.
Einundzwanzigstes Capitel.
In dem Craig und Fry den Mond mit größter Befriedigung aufgehen sehen.
    »Nun zu dem Taï-Ping!«
    So lauteten die ersten Worte Kin-Fo’s am Morgen des 30. Juni, nachdem die Helden dieser merkwürdigen Abenteuer eine Nacht der Ruhe genossen hatten.
    Sie kamen nun endlich nach dem Schauplatze der Thaten Lao-Shens; jetzt sollte der Streit beginnen.
    Würde Kin-Fo aus demselben als Sieger hervorgehen? Gewiß, wenn es ihm nur gelang, den Taï-Ping zu überraschen, denn er gedachte den Brief mit dem Preise zu bezahlen, den Lao-Shen verlangen würde. Sicherlich nicht aber, wenn er sich überraschen ließ, wenn ihn ein Dolchstoß in die Brust traf, bevor es ihm möglich wurde, mit dem grausamen Beauftragten Wang’s zu verhandeln.
    »Zu dem Taï-Ping!« wiederholten auch Craig-Fry, nachdem sie einige Blicke gewechselt.
    Die Erscheinung Kin-Fo’s, Craig-Fry’s und Soun’s in ihren sonderbaren Kostümen, sowie die Art und Weise, wie die Fischer sie aus dem Meere aufgenommen hatten, verfehlten natürlich nicht, den kleinen Hafen Fu-Ning vollständig in Aufregung zu versetzen, so daß man sich der Neugier der Menge beim besten Willen nicht ganz zu entziehen vermochte. So hatte man sie am Abend nach einem Gasthaus begleitet, wo sie sich mit dem Geld, das sich in dem Gürtel Kin-Fo’s und den Kautschuksäcken Craig-Fry’s vorfand, wieder einen bequemen Anzug verschafften. Hätte Kin-Fo und die Uebrigen auf dem Wege nach dem Gasthause nicht eine so dichte Menge umdrängt, so hätte ihnen wohl ein Mann auffallen müssen, der keinen Schritt von ihrer Seite wich. Ihr Erstaunen wäre gewachsen, wenn sie den Schlingel die ganze Nacht über vor der Hausthür hätten warten sehen, und ihr Mißtrauen wäre ohne Zweifel rege geworden, wenn sie ihn auch am Morgen noch an der nämlichen Stelle fanden.
    Doch sie sahen nichts, sie argwöhnten nichts, ja, sie erstaunten nicht einmal darüber, als jene verdächtige Persönlichkeit ihnen, als sie das Haus verließen, seine Dienste als Führer anbot.
    Es war ein Mann von dreißig Jahren und ziemlich gewinnender Erscheinung.
    In Craig und Fry stieg aber doch ein leiser Verdacht auf, der sie veranlaßte, an jenen eine Frage zu richten.
    »Wie kommt Ihr dazu, Euch als Führer anzubieten, und wohin wollt Ihr uns führen?«
    Es gab wohl nichts Natürlicheres als diese beiden Fragen, aber auch nichts Natürlicheres als die Antwort, welche darauf erfolgte.
    »Ich vermuthe, sagte der Führer, daß Sie die Absicht haben, die Große Mauer zu besuchen, wie alle Reisenden, welche nach Fu-Ning kommen. Ich kenne das Land und erbot mich deshalb als Führer.
    – Mein Freund, mischte da Kin-Fo sich ein, ehe wir uns bestimmen können, möchte ich wissen, ob die Provinz sicher ist.
    – Vollkommen sicher, antwortete der Führer.
    – Spricht man im Lande nicht von einem gewissen Lao-Shen? fragte Kin-Fo.
    – Von Lao-Shen, dem Taï-Ping?
    – Ja, von ihm.
    – Das wohl, erklärte der Führer, doch diesseits der Großen Mauer ist von ihm nichts zu fürchten. Er wird sich nicht auf das kaiserliche Gebiet wagen. Jenseits desselben durchstreift seine Bande die mongolischen Provinzen.
    – Weiß man, wo er sich jetzt aufhält?
    – Zuletzt soll er in der Gegend von Tchin-Tang-Ro, nur wenige Lis von der Großen Mauer, gesehen worden sein.
    – Und wie weit ist es von Fu-Ning bis Tching-Tang-Ro«
    – Etwa fünfzig Lis. 1
    – Gut, ich nehme Eure Dienste an.
     

    »Hurrah!« antwortete Fry. (S. 196.)
     
    – Sie bis an die Große Mauer zu führen?
    – Mich nach dem Lager Lao-Shen’s zu bringen!«
    In dem Gesicht des Fährers spiegelte sich ein Ausdruck von Verwunderung.
    »Ich werde Euch reichlich bezahlen!« setzte Kin-Fo noch hinzu.
    Der Fährer schüttelte den Kopf, als fürchte er sich, die Grenze zu überschreiten.
    »Bis an die Große Mauer, antwortete er dann, ja; bis darüber hinaus nicht. Dabei setzt man das Leben auf’s Spiel.
     

    Der Zopf blieb
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