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Die Leiden eines Chinesen in China

Die Leiden eines Chinesen in China

Titel: Die Leiden eines Chinesen in China
Autoren: Jules Verne
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ihm in der Hand. (S. 197.)
     
    – So sagt, was Euch das Eurige gilt, ich bezahle es.
    – Nun, meinetwegen!« warf der Führer hin.
    Kin-Fo wendete sich hierauf an die beiden Agenten.
    »Jetzt, meine, Freunde, brauchen Sie mich nicht weiter zu begleiten.
    – Wir gehen mit…. erwiderte Craig.
    – Wohin Sie gehen!« vervollständigte Fry.
    Der Client der »Hundertjährigen« hatte für sie den Werth von zweimalhunderttausend Dollars noch nicht verloren.
    Nach obigem Gespräche schienen übrigens die beiden Agenten bezüglich des Führers vollkommen beruhigt. Seiner Aussage nach drohten ernstliche Gefahren ja erst jenseits des Walles, den die Chinesen einst zur Abhaltung mongolischer Horden errichtet haben.
    Man rüstete sich nun sofort zum Aufbruch. Soun wurde gar nicht gefragt, ob es ihm gelegen war, weiter mitzuziehen. Er mußte sich eben fügen.
    Transportmittel, wie Wagen oder Karren, fehlten gänzlich in dem kleinen Flecken Fu-Ning. Pferde oder Maulesel gab es ebensowenig. Dagegen fand sich eine Anzahl Kameele von den Handelszügen der Mongolen her. Diese kühnen Händler legen den Weg von Peking nach Kiachta nur zu größeren Karawanen vereinigt zurück, wobei sie große Heerden dickschwänziger Hammel vor sich hertreiben. Auf diese Weise unterhalten sie den Verkehr zwischen dem asiatischen Rußland und dem Himmlischen Reiche. Immer betreten sie die weiten Steppen nur in Gesellschaft und stets wohlbewaffnet.
    »Es sind wilde und stolze Kerle, schreibt de Beauvoir über sie, welche den Chinesen nur mit Verachtung behandeln.«
    Man kaufte also fünf Kameele nebst dem sehr mangelhaften Riemenzeug für dieselben ein. Diese belud man mit Provisionen, besorgte sich einige Waffen und reiste unter Leitung des Führers ab.
    Diese Vorbereitungen nahmen aber doch einige Zeit in Anspruch. Erst um ein Uhr Nachmittags war Alles bereit. Trotz dieser Verzögerung versicherte der Führer, daß die Gesellschaft noch vor Mitternacht am Fuße der Großen Mauer eintreffen werde. Dort wollte er für eine Lagerstatt sorgen und am folgenden Morgen, wenn Kin-Fo wirklich auf seinem unklugen Beschlusse beharren sollte, die Grenze überschreiten.
    Fu-Ning’s Umgebungen zeigten sich von Hügeln erfüllt. Dicke gelbliche Sandwolken wälzten sich auf den zwischen bebauten Feldern verlaufenden Wegen hin. Man sah hier an Allem, daß das Land noch zu dem fruchtbaren Gebiete des Himmlischen Reiches gehörte.
    Die Kameele gingen in abgemessenem, zwar nicht schnellem, aber doch gleichbleibendem Schritte fort. Der Führer nahm die Spitze des Zuges ein, während Kin-Fo, Soun, Craig und Fry, zwischen den Höckern ihrer Reitthiere sitzend, folgten. Soun gefiel diese Art zu reisen ausnehmend; er wäre so bis an’s Ende der Welt mitgegangen.
    Wenn das Fortkommen aber nicht beschwerlich war, so brannte dafür die Sonne entsetzlich. Auf den, von der Widerstrahlung des Erdbodens erhitzten Luftschichten entstanden mannigfache Spiegelungen. Weite Wasserstrecken, so groß wie ein Meer, erschienen am Horizont und verschwanden bald darauf zur großen Genugthuung Soun’s, der sich schon von einer neuen Seefahrt bedroht glaubte.
    Trotz der Lage dieser Provinz am nördlichen Ende von China, darf man sich dieselbe doch keineswegs öde und verlassen vorstellen. So groß das Himmlische Reich auch ist, reicht es doch nicht für die Volksmenge hin, die sich in ihm zusammendrängt. Deshalb findet man, selbst an den äußersten Grenzen der asiatischen Wüsteneien, immer eine sehr dichte Bevölkerung.
    Hier arbeiteten Männer im Felde, dort beschäftigten sich tatarische Frauen, erkennbar an ihrer röthlichen und blauen Kleidung, mit leichteren Arbeiten. Heerden von gelben Schafen mit langen Schweifen – die Soun nicht ohne das Gefühl des Neides sah – weideten an verschiedenen Stellen, beobachtet von einem schwarzen Adler. Weh’ dem unglücklichen Wiederkäuer, der sich von der Heerde trennte! Jene Adler sind gefährliche Raubvögel, welche Schafe und junge Antilopen in den Fängen wegschleppen und den Kirghisen in den Steppen Central-Asiens sogar als Jagdhunde dienen.
    Daneben flatterten ganze Wolken von Federwild auf. Ein Gewehr hätte hier hinreichende Beschäftigung gefunden; der echte Jäger konnte aber nur mit Bedauern die Netze, Schlingen und andere, mehr einem Wilddiebe würdigen Fangapparate sehen, welche überall zwischen den Korn-, Mais-und Hirsefeldern den Boden bedeckten.
    Kin-Fo und seine Gefährten drangen mitten durch die lästigen Staubwirbel
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