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Die leichten Schritte des Wahnsinns

Die leichten Schritte des Wahnsinns

Titel: Die leichten Schritte des Wahnsinns
Autoren: Polina Daschkowa
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auf. Allem Anschein
     nach war er gewillt, Regina Valentinowna den gesamten Konzern zur freien Verfügung zu übertragen, sich selbst bewilligte er
     die Immobilien in Form einiger Häuser an verschiedenen idyllischen und prestigeträchtigen Ecken der Welt und das Geld in Form
     von Bankguthaben. Es war klar, daß die Gradskaja praktisch nichts dabei verlor: Der Konzern brachte gewaltige Gewinne, und
     innerhalb von fünf, sechs Jahren würde Regina Valentinowna das, was zusammen mit dem untreuen Gatten abhanden gekommen war,
     wieder eingenommen haben.
    Natürlich gab es nicht wenige junge Männer, die bereit waren, ihr die Einsamkeit zu versüßen. Waren früher alle Versuche,
     bei der nicht mehr jungen, aber immer noch attraktiven und vor allem sehr reichen und einflußreichen Frau zu landen, von vornherein
     aussichtslos gewesen, so bestand jetzt eine reelle Chance. Und Anton Konowalow hielt seine für besonders groß.
    Er saß nun schon zum zweitenmal mit der Chefin in trauter Zweisamkeit in dem schummrigen Restaurant. Was er ihr heute berichtet
     hatte, bekräftigte eindeutig die vagenGerüchte von einer bevorstehenden Scheidung. Aber es gab noch eine weitere Neuigkeit, eine unerwartete und höchst unerfreuliche.
     Allerdings glaubte Anton, daß er diese gefährliche Information noch rechtzeitig aufgeschnappt hatte, daß sie also sehr wertvoll
     war. Dabei dachte er keineswegs an Geld. Die Chefin mußte ihm dankbar sein. Und ihre Dankbarkeit konnte sie am besten bei
     ihm zu Hause zum Ausdruck bringen! Danach würde man weitersehen. Er jedenfalls würde das Seine tun, damit Regina Valentinowna
     ihre einsamen Stunden in Zukunft nur mit ihm versüßen wollte.
    »Warum nicht«, sagte Regina freundlich, »ich habe nichts dagegen. Ich brenne geradezu vor Neugier.«
     
    Die Zwei-Zimmer-Junggesellenwohnung am Wernadski-Prospekt war wie geschaffen für intime Treffen. Auf dem Boden des Wohnzimmers
     lag ein heller, weicher Teppich, eine Wohltat für nackte Füße. Ein niedriges breites Ecksofa, keine Sessel. Der Besucherin
     blieb gar nichts anderes übrig, als sich neben den Gastgeber zu setzen. Schwere Samtvorhänge in warmen Gold-Beige-Tönen machten
     das Halbdunkel noch gemütlicher. Aus seiner gut ausgestatteten Phonothek wählte Anton Mozart aus. Auf dem runden Couchtisch
     entzündete er eine Duftkerze und servierte in zwei winzigen Täßchen türkischen Kaffee.
    »Ich höre, mein Kleiner«, sagte die Gradskaja müde, als der gastfreundliche Hausherr endlich zur Ruhe kam und sich neben sie
     auf das Sofa setzte.
    »Regina Valentinowna«, sagte er, bemüht, seine Stimme tief und etwas heiser klingen zu lassen, »sind Sie es nicht leid, immer
     nur übers Geschäft zu reden?«
    »Hör auf, den Clown zu spielen, Antoscha.« Sie runzelte die Stirn. »Raus mit deiner Information.«
    »Ich habe Angst«, stotterte er verwirrt, »ich habe Angst, daß Sie gleich wieder gehen, wenn ich alles gesagt habe. Ichmöchte doch so gern, daß Sie eine Weile hierbleiben, ich fühle mich so wohl mit Ihnen.«
    »Du brauchst keine Angst zu haben.« Sie streckte den Arm aus und kraulte ihm den Nacken.
    Er faßte nach ihrer Hand und küßte die harte, breite Innenfläche, dann glitt er zu Boden, kniete vor ihr nieder, streichelte
     vorsichtig die schlanken Beine in den zarten Strümpfen und flüsterte leidenschaftlich:
    »Gehen Sie auch bestimmt nicht? Ich kann ohne Sie nicht leben.«
    »Ich habe es doch versprochen«, hauchte Regina zurück und fuhr zärtlich mit dem Finger über seine Wange, berührte seine Lippen.
    »Rein zufällig habe ich entdeckt, daß sich jemand lebhaft für die Finanzgeschäfte des Konzerns interessiert.« Seine Hände
     arbeiteten sich weiter nach oben vor, unter den engen Wildlederrock. »Zuerst habe ich geglaubt, es sei die Steuerfahndung,
     aber es steckt jemand ganz anderes dahinter.« Seine eine Hand glitt über ihre Hüfte, die andere zog den Reißverschluß ihres
     Rocks auf.
    »Wer denn?« Regina nahm sein Gesicht in die Hände und blickte ihm aufmerksam in die Augen.
    »Banditen«, hauchte er kaum hörbar, streifte ihr Rock, Strumpfhose und Slip herunter und begann, ihre Seidenbluse aufzuknöpfen.
    »Wer genau?« fragte Regina, die ihm nicht half, ihn aber auch nicht hinderte.
    »Die Leute von Locke.«
    Die Bluse fiel zu Boden, der BH folgte. Im schwachen Licht der Kerze war nicht zu sehen, wie tödlich blaß Reginas Gesicht
     wurde.
    »Wofür haben sie sich denn konkret interessiert?« fragte sie
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