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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer
Autoren: Carter Brown
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ich auch den
ausgetrunken hatte, fand ich, Helen bräuchte ziemlich lang, um ihre Unterwäsche
anzuziehen. Ich klopfte dreimal höflich an die Schlafzimmertür, bevor ich sie
öffnete und das leere Zimmer betrat.
    Helens Unterwäsche lag noch als
zartes Häufchen auf dem Bett. Eine plötzliche Brise ließ die feine Seide heftig
flattern — und erst dann wurde mir klar, daß das Fenster weit offenstand.
    Ich blickte die acht Stockwerke
tief hinab in den Hinterhof und sah zwei zwergenhaft kleine Leute auf etwas
zueilen, das wie eine schlaffe, schwarz-weiß karierte Flagge über einer
Ansammlung von Mülltonnen ausgebreitet zu liegen schien. Das bewog mich, ins Badezimmer
zu rasen, und als ich mich fertig übergeben hatte, fragte ich mich einen
düsteren Augenblick lang, ob das nun die Reaktion auf ihren Tod oder die auf
meinen Widerwillen gegen mich selbst gewesen war? Und dann vergrub ich den
Gedanken sorgfältig in meinem tiefsten Innern, denn mir blieb keine andere
Wahl, als mit mir selbst weiterzuleben.
     
    »Ich weiß, daß es spät ist«,
fauchte Lavers. »Aber ich muß diese Sache in allen Einzelheiten klar und
deutlich begriffen haben.«
    »Entschuldigen Sie, Sheriff«,
sagte Ed Sanger höflich, »mir ist alles ganz klar.«
    »Wirklich?« Der riesige Leib
des Sheriffs bebte krampfhaft. »Dann haben Sie vielleicht nichts dagegen, mir
alles zu erklären?«
    »Aber gern.« Ed räusperte sich
gewichtig. »Nehmen wir uns die Dinge mal in chronologischer Reihenfolge vor. Da
war ein Selbstmord, der in Wirklichkeit ein Mord war — dann ein Mord — dann ein
weiterer Mord — dann ein weiterer Tod, ein Akt der Notwehr durch Al — und dann
ein Selbstmord.«
    »Und das soll eine Erklärung
sein?« sagte Lavers mit schrecklicher Stimme.
    »Vereinfacht, natürlich«, sagte
Ed schnell. »Ich will zugeben, daß einige der Umstände fast einmalig sind.« Er
lächelte mir voller Wärme zu. »Die Mordwaffe, die benutzt wurde, um Celestine
Jackson zu erschießen, war Lieutenant Wheelers eigener Revolver, der vom Mörder
benutzt und dann dem Lieutenant wieder zugesteckt wurde, solange er noch
bewußtlos war. Später brachte der Lieutenant denselben Mörder um — in Notwehr,
natürlich.« Er grinste mich von der Seite her an, was ich als Beweis seines
guten Glaubens in meine absolute Integrität auffaßte .
»Nun«, fuhr Sanger munter fort, »wüßten wir diese Tatsachen nicht, so hätten
die ballistischen Tests erwiesen, daß die Geschosse, durch welche die beiden
Leute umkamen, aus derselben Waffe stammten. Ein Vergleichstest hätte ergeben,
daß der Revolver, der dem Lieutenant gehört, die Mordwaffe war. Er sähe sich
nun einer Anklage wegen zweifachen Mordes gegenüber.«
    »Versprechen Sie mir eins, Ed«,
sagte ich heiser. »Seien Sie bitte nie mehr auf meiner Seite, sonst lande ich
mit Sicherheit in der Gaskammer.«
    »Ich bin ganz sicher, daß es
nicht der Fall ist«, sagte Annabelle Jackson plötzlich. »Nicht einmal in einem
Seitenzweig.«
    »Was ist nicht der Fall?«
fragte Doc Murphy tapfer.
    »Nein, keinesfalls«, sagte sie
mit Festigkeit. »Jedenfalls nicht bei der Sippe in Georgia, und ich kann mich
drei Generationen zurück an Namen erinnern. Sie war bestimmt nicht mit mir
verwandt.«
    »Sie meinen Celestine?« wagte
ich einzuwerfen.
    »Aber klar.« Sie nickte heftig.
»Sie gehörte irgendeiner x-beliebigen Jacksonsippschaft an. Gesindel aus dem
Osten, wahrscheinlich. «
    »Ich weiß, es ist viel
verlangt«, donnerte Lavers. »Aber will jemand von Ihnen mir mal eine
Kleinigkeit klarmachen? Wheeler machte sich auf, um in einem Mordfall zu
ermitteln — nur in einem einzigen, vergessen Sie das nicht — , und drei Tage
später rückt er wieder an mit — «, er begann langsam an den Fingern abzuzählen,
»- einem Selbstmord, der in Wirklichkeit ein Mord ist — einem Mord — einem
weiteren Mord — und einer angeblich in Notwehr erfolgten Tötung — und dann noch
einem Selbstmord.« Er betrachtete mich bösartig durch zusammengekniffene Augen.
»Alles, was ich wissen möchte, ist, ob mir jemand erklären kann, wie er es
geschafft hat, aus ursprünglich einem einzigen Mord eine solche Summe von
Verbrechen entstehen zu lassen?«
    Es herrschte ungefähr zehn
Sekunden lang ein unbehagliches Schweigen, während dem jedermann kunstvoll
vermied, dem Blick des anderen zu begegnen. Dann räusperte sich Doc Murphy
sachte.
    »Ich glaube, ich kann Ihnen die
Antwort darauf geben, Sheriff.«
    »Ich werde bis in alle
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