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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)
Autoren: Frank Demant
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er den Spiegel, dort würde ihn sowieso nur der Ritter von der traurigen Gestalt erwarten.
    Als der Totalschaden Schweitzer wieder auf den Flur trat, stand ihm Laura mit gekreuzten Armen gegenüber. „Hast du dir schon mal die Küche angesehen? Ich habe sie extra so gelassen.“
    Kein Guten Morgen. Kein Hallo oder Gut geschlafen? Oh weh, ihm schwante Schlimmes. Nun mußte er also seine Sünden abbüßen.
    Mit einem Schwung öffnete ihm Laura die Tür zur Küche. Voller vorauseilender Scham und mit der Frage bepackt, ob er, Herr Schweitzer in seinem Suffkopp etwa in die gemeinsame Bratpfanne gepinkelt habe, betrat er zögerlich den Ort vermeintlicher Verbrechen.
    Doch was er dann erblickte, ergab erstmal keinen Sinn. Auf dem Küchentisch stand eine geöffnete Butterdose, daneben lag ein beschmiertes Messer. Blut haftete aber keines dran, was schon mal ganz gut war. Außerdem hatte es da noch eine Scheibe Brot, ein Brettchen und ein umgefallenes leeres Glas, das aber nicht deswegen leer war, weil es umgefallen war, sonst wäre ja auch eine Lache zu sehen gewesen, sondern wohl schon vor dem Umfallen leer gewesen sein mußte. Das konnte Laura also nicht meinen. Unsicher schaute er zu seiner Mitbewohnerin, die immer noch böse dreinblickte. Folglich umrundete er einmal den Tisch, was aber nichts brachte, alles war wie immer. Um ganz auf Nummer Sicher zu gehen, öffnete er den Ofen. Nein, auch in der Bratröhre lag keine enthäutete Katze oder sonst ein Vieh, das ihm eines nächtlichen Heißhungers wegen zum Opfer gefallen war. Was meinte Laura bloß, fragte sein schlechtes Gewissen.
    „Hä?“ fragte Herr Schweitzer. Für komplette Sätze war er noch nicht zu haben.
    „Schau dir doch das Brettchen mal genauer an.“
    Er registrierte, daß Lauras böser Blick bereits einem leichten Lächeln gewichen war.
    Wenig später wurde seine Mitbewohnerin von einem Lachkrampf geschüttelt, bei dem sie, wohl weil sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, am Türrahmen entlang zu Boden glitt. Und Herr Schweitzer guckte wie Pik Sieben. Das Brettchen, nicht das Brot, war nämlich mit Butter bestrichen. Außerdem war am Rande des Butterbelags feinsäuberlich ein Gebißabdruck zu sehen. Wegen seines außergewöhnlichen Zustandes brauchte Herr Schweitzer eine kleine Ewigkeit, bis er die Zusammenhänge erfaßte, während sich Laura inzwischen vor Lachen auf dem Küchenboden kugelte.
    Das kann doch nicht wahr sein, dachte er. Das war doch nicht ich, der … Aber wer sollte es sonst gewesen sein? Laura? Der Briefträger? Instinktiv fuhr er sich mit dem Finger über die Zahnreihen. Alle Beißerchen waren noch da, keines war abgebrochen. Kräftig preßte er Ober- auf Unterkiefer. Keine Schmerzen, Gott sei Dank. Laura bekam kaum noch Luft und gluckste vor sich hin. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht.
    Gequält versuchte Herr Schweitzer ein Grinsen. „Tja, ich hatte wohl gestern noch Hunger.“
    „Und, hat’s geschmeckt?“
    „Ging so.“
    „Übrigens, Maria war vorhin hier.“
    Wieso denn das, fragte er sich, die kommt doch sonst nie spontan mal vorbei. Gewöhnlich telefonierten sie vorher miteinander. Was sollte das also?
    Unaufgefordert erklärte Laura, die sich so langsam wieder zu fangen schien: „Na ja, Maria hat angerufen und wollte dich sprechen. Aber du hast ja geschlafen. Bei der Gelegenheit habe ich ihr natürlich den Küchentisch beschrieben. Sorry, aber ich konnte nicht anders.“
    „Ja, ja, schon gut.“
    „Wir haben dann noch überlegt, ob wir vielleicht noch ein paar Freunde anrufen sollen. Ich meine, die hätten …“
    „Ja, ja, ja“, knurrte Herr Schweitzer.
    „Aber Maria hat ja alles aufgenommen.“
    „Wie … aufgenommen?“
    „Ähem, mit einem Fotoapparat halt.“ Es folgte ein erneuter Lachanfall.
    „Soso, mit einem Fotoapparat“, murmelte er. Daß die Fotos eventuell nichts geworden sein könnten, damit rechnete er erst gar nicht. Immerhin war seine Freundin Künstlerin und wußte mit diesen blöden Dingern umzugehen.
    „Ihr könnt mich alle mal“, erklärte der sonst stets freundliche Herr Schweitzer kategorisch und ging wie ein geprügelter Hund in sein Zimmer. Im Schlaf würde er Trost finden. Und wenn er jemals wieder erwachen sollte, so spekulierte er, wird alles nur ein böser Alptraum gewesen sein. Ich freß doch keine hölzernen Butterbrettchen. Ich doch nicht.
    Als Herr Schweitzer dann doch wider Erwarten lebend aufwachte, war die Sonne bereits am
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