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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)
Autoren: Megan Whalen Turner
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einen kühlen Tunnel; dieser hier war viel länger als der durchs Megaron. Er führte unter dem steilen Erdwall und der neueren Stadtmauer hindurch. Dann waren wir wieder draußen im Sonnenschein. Nicht, dass die Stadt an ihren Mauern geendet hätte! Die Eroberer hatten der Stadt auf ihre übereifrige, vernünftige Weise Wohlstand gebracht, und Sounis hatte nie aufgehört, über seine Grenzen hinauszuwachsen. Wir ritten an den schönen Häusern der Kaufleute vorbei, die es bevorzugten, nicht beengt in der Stadt zu leben. Über Gartenmauern hinweg konnten wir Zitronen-, Feigen- und Mandelbäume sehen, die dem Rasen oder dem Rand einer Veranda Schatten spendeten. Die Pferde bildeten eine Art beweglicher Plattform, die uns Blicke ins Privatleben anderer Leute gestattete. Mir wäre es lieber gewesen, über die Mauern zu klettern und mir so viel anzusehen, wie ich wollte. Es behagte mir nicht, wie die Aussicht immer gerade dann hinter den dunkelgrünen Blättern eines Orangenbaums verschwand, wenn ich neugierig wurde.
    Jenseits der Villen begannen die Bauernhöfe. Die Felder erstreckten sich völlig flach beiderseits von uns meilenweit in jede Richtung. Es schien, als ob es nicht einmal eine Bodenwelle gab, bis die Straße viele Meilen vor uns die Ausläufer der Hephestischen Berge erreichte. Irgendwo zu unserer Rechten, zwischen uns und dem Meer, hätte sich der Fluss Seperchia befinden sollen, aber ich konnte ihn nicht sehen, noch nicht einmal vom Pferderücken. Ich richtete mich in den Steigbügeln auf, um Ausschau zu halten, aber ich konnte nur raten, dass das Wasser hinter einer Baumreihe verborgen war, die an seinem Ufer wuchs. Nach nur einem Moment begannen mir die Knie zu zittern, und so setzte ich mich wieder hin. Das Pferd bekundete mit einem kleinen Schnauben seine Unzufriedenheit.
    »Zieh nicht an den Zügeln«, sagte der Mann zu meiner Rechten.
    Ich sah auf die Lederriemen hinab, die ich in den Händen hielt, und ließ sie ganz los. Das Tier wusste offensichtlich auch ohne meine Führung, wohin es ging. Wir kamen an Zwiebelfeld um Zwiebelfeld und dem ein oder anderen kleineren Acker voller Gurken oder Wassermelonen vorbei. Die Melonen waren so groß wie mein Kopf, also war es schon später im Sommer, als ich angenommen hatte. Es hatte lange gedauert, aus dem Gefängnis freizukommen.
    Wir ritten weiter durch die Hitze. Die Spätsommerwinde, die Etesien, waren noch nicht aufgekommen, und nichts regte sich in der gesamten Landschaft. Die Sonne brannte hernieder, und noch nicht einmal der Staub versuchte aufzuwirbeln. Wir kamen an einem Olivenhain vor einem Bauernhaus vorbei. Die silbriggrünen Blätter hätten aus Stein gemeißelt sein können.
    In der Stadt hatte ich den Sonnenschein umarmen und wie eine Decke um mich schlingen wollen. Ich hatte meinen Körper im Sattel gedreht, um so viel Haut wie möglich dem direkten Licht auszusetzen. Zunächst war das angenehm gewesen, aber zu dem Zeitpunkt, als die Stadt zu einem einzelnen Klumpen goldenen Steins hinter uns zusammengeschmolzen war, fühlte ich mich, als würde ich einen Mantel aus Schmutz und getrocknetem Schweiß tragen, der eingelaufen und nun zwei Größen zu klein war. Es juckte mich überall. Der Gestank des Gefängnisses trieb mit mir die Straße hinab, und ich glaube, dass sogar das Pferd unter mir etwas dagegen hatte.
    Als die Sonne heißer wurde, bemerkte ich, dass die beiden Reiter rechts und links von mir immer weiter von mir abrückten.
    Ich musterte die Reisegesellschaft. Den Magus hatte ich mir schon genau angesehen. Zu meiner Rechten ritt der Soldat, der mir geraten hatte, nicht an den Zügeln zu ziehen. Sein Beruf war so offensichtlich wie das Schwert, das unter die Klappe einer seiner Satteltaschen gesteckt war. Ich nahm an, dass er jener »Pol« war, nach dem der Magus auf dem Hof gerufen hatte, denn die anderen beiden Mitglieder der Gruppe waren mit Sicherheit »die Jungen«. Ich vermutete, dass einer der beiden jünger, der andere dagegen mehrere Jahre älter war als ich. Warum sie dabei waren, konnte ich mir nicht vorstellen. Der ältere hatte auch ein Schwert in der Scheide dabei, und unter Anleitung konnte er sicher eine Strohpuppe in Stücke hacken, aber der jüngere sah vollkommen nutzlos aus. Sie stammten beide offensichtlich aus gutem Hause und waren keine Diener, und ich fragte mich, ob sie Brüder waren. Wie der Magus trugen sie dunkelblaue Tuniken, die sich an der Taille über ihren Hosen bauschten. Der ältere hatte dunkles
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