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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)
Autoren: Megan Whalen Turner
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sich immer schlechter.
    Als ich in meine Zelle zurückgebracht wurde, erschien sie mir im Vergleich zum Arbeitszimmer des Magus warm und sicher. Sobald die Wachen fort waren, legte ich mich auf meine Steinbank und warf ohne Umschweife den König und seine Drohungen aus meinem Kopf. Sie waren ohnehin zu unerfreulich, um sich darüber Sorgen zu machen. Ich konzentrierte mich auf die Vorstellung, wie ich das Gefängnis verlassen würde, machte es mir so bequem wie möglich und schlief ein.

Kapitel 2

    Zwei Wärter holten mich spät am nächsten Vormittag ab, und ich war wieder überrascht. Ich hatte angenommen, dass die Reise, die der Magus erwähnt hatte, einige Planung erfordern würde. Er hatte eindeutig die Zustimmung des Königs zu seinem Plan erst in der vergangenen Nacht erhalten. Meine Hoffnung, die erst verflogen, dann wieder aufgekeimt war, schrumpfte erneut, als mir klar wurde, dass der Magus nicht erwähnt hatte, wie weit wir reisen würden. Vielleicht würden es nicht mehr als ein paar Meilen sein. Aber ich bekam bessere Laune, sobald ich meine Ketten los war.
    Die Wachen nahmen mir diesmal die Handschellen genauso ab wie die Ringe um Taille und Knöchel. Kein Kettenrasseln begleitete uns, als wir den Gang entlang an der Reihe von Zellentüren vorbei zur Wachstube gingen. Die einzigen Geräusche rührten von Schritten her – von denen der Wachen, nicht meinen – und vom Knarren der Lederwämser, die sie unter ihren stählernen Brustharnischen trugen. Wir durchquerten die Wachstube und gelangten zur Tür in den Hof zwischen dem Gefängnis und dem Megaron. Als die Tür sich öffnete, erfuhr ich binnen eines Augenblicks, dass das Lampenlicht der vergangenen Nacht nichts gegen die Sonne selbst gewesen war.
    Es war beinahe Mittag, und das Sonnenlicht fiel senkrecht auf den Hof. Das Hellgelb der Steine in den Mauern reflektierte es von allen Seiten. Ich schrie auf und fluchte, während ich den Kopf in den Armen barg und mich vor Schmerzen krümmte. Es hätte nicht schlimmer sein können, auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden.
    Merkwürdigerweise rufen die Leute immer noch die alten Götter an, wenn sie einen wirklich befriedigenden Fluch brauchen, obwohl doch seit der Ankunft der Eroberer in Sounis die neuen Götter verehrt werden. Ich rief alle Götter zugleich an, einen nach dem anderen, und gebrauchte jeden Kraftausdruck, den ich in der Unterstadt aufgeschnappt hatte. »Götterverdammt! Götterverdammt!«, brüllte ich, während die Wachen mich, der ich völlig blind war, die Treppe hinunterführten. Ich hatte die Hände noch immer auf die Augen gelegt, und sie hielten mich an den Ellbogen fest. Meine Füße berührten die steinernen Stufen kaum.
    Unten wartete der Magus. Er befahl mir, mich zusammenzureißen.
    »Mögen die Götter auch Euch verdammen!«, sagte ich durch meine Hände. Einer der Wärter schüttelte mich grob. Ich hätte beinahe auch ihn verflucht, beschloss dann aber, mich auf den Schmerz in meinen Augen zu konzentrieren. Er ließ nicht sehr nach, aber nach ein paar Minuten konnte ich durch meine Tränen das Kopfsteinpflaster ausmachen, als ich meine Hände ein wenig vom Gesicht wegklappte und nach unten sah. Ich schniefte und wischte mir die Tränen ab. Sobald ich konnte, löste ich die Hände weiter vom Gesicht und versuchte zu sehen, was um mich herum auf dem Hof vorging. Ich hatte reichlich Zeit.
    Es herrschte ein gewaltiger Lärm, da Pferde über das Kopfsteinpflaster hin und her polterten und der Magus Leute anschrie. Nicht weit entfernt packte jemand ein Paar Satteltaschen aus und verstreute den Inhalt zu Füßen eines nervösen Pferdes. Das Pferd versuchte immer wieder, dem Durcheinander zur Seite auszuweichen, und wurde von dem Knecht zurückgezerrt, der es am Kopf festhielt. Anscheinend fehlte etwas in den Satteltaschen. Unter weiteren Flüchen schickte der Magus den Auspacker zurück in den Palast, um den fraglichen Gegenstand zu holen.
    »Sieh auf der Bank neben der Retorte nach!«, rief er der entschwindenden Gestalt nach. »Da war es, als ich dir das erste Mal gesagt habe, dass du es einpacken sollst. Tölpel«, murmelte er leise.
    Als der Tölpel zurückkehrte, konnte ich sehen, dass er eine kleine, quadratische Lederhülle trug, die er in die Satteltasche fallen ließ. Dann schaufelte er die wartenden Haufen zurück in die Tasche. Das Getöse auf dem Hof ließ nach, weil der Magus nun zu schreien aufhörte und die Pferde sich beruhigten.
    Ich sah die Welt noch immer
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