Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)
Autoren: Megan Whalen Turner
Vom Netzwerk:
Haar und sah besser aus. Er wirkte, als sei ihm das bewusst. Er ritt links von mir und rümpfte die Nase, wann immer ein leises Lüftchen aus meiner Richtung zu ihm drang, aber er sah nie zu mir herüber. Der jüngere ritt meistens hinter mir, und jedes Mal, wenn ich den Kopf wandte, um einen Blick auf ihn zu werfen, starrte er zurück. Ich nannte sie für den Augenblick Nichtsnutz den Älteren und Nichtsnutz den Jüngeren.
    Die Hitze wurde unerträglich, und ich fühlte mich bei jedem Ruckeln des Pferdes, auf dem ich ritt, erschöpfter. Nach einer Zeit des Schwankens im Sattel, die mir wie Stunden vorkam, ging mir auf, dass ein Sturz unumgänglich sein würde, wenn wir nicht bald Halt machten. »Ich bin müde«, sagte ich. »Ich bin müde.«
    Ich erhielt keine Antwort; der Magus wandte noch nicht einmal den Kopf, also fällte ich selbst eine Entscheidung. Ich glitt seitwärts am Pferd hinab und vertraute darauf, dass das Bein, das ich zurückließ, schon nachkommen würde. Das tat es, wenn auch nicht elegant; das Pferd lief einfach weiter, als ich den Boden erreichte, und ich musste ein paar Schritte auf einem Bein hüpfen, bis das andere mich einholte. Sobald ich mit beiden Füßen im Staub der Straße stand, ging ich zum Gras am Wegesrand. Ich trat in einen Graben und stolperte, als ich wieder daraus hervorkam, auf die Knie, dann auf den Bauch und stand nicht mehr auf.
    Der Soldat musste mir pfeilschnell nachgeschossen sein. Ich spürte, wie seine Finger nach meiner Tunika griffen, als ich hinfiel. Alle anderen stiegen ab und überquerten gemeinsam ebenfalls den Graben, bis sie im Halbkreis um mich herumstanden. Ich öffnete für einen Moment die Augen, um ihre Stiefel anzusehen, und schloss sie dann wieder.
    »Was ist mit ihm, Magus?« Es musste der Jüngere gewesen sein, der fragte.
    »Götterverdammt. Wir sind erst auf halbem Weg nach Methana, und ich wollte heute Abend noch bis Matinaea kommen. Er ist erschöpft, das ist alles. Hat nicht genug gegessen, um bei Kräften zu bleiben. Nein, lass ihn einfach liegen«, sagte er, als jemand mich mit dem Stiefel anstieß.
    Oh, den Göttern sei Dank , dachte ich. Sie werden mich hier liegen lassen . Ich wollte nichts anderes, als für immer im trockenen, stoppeligen Gras liegen zu bleiben und die Füße in den Graben hängen zu lassen. Ich könnte eine Art nützlicher Meilenstein sein , dachte ich. Wenn ihr den Dieb erreicht, wisst ihr, dass ihr auf halben Wege nach Methana seid . Wo auch immer Methana liegen mochte.
    Aber sie ließen mich nicht einfach liegen. Sie sattelten ihre Pferde ab, holten ihren Proviant, setzten sich hin und aßen, während ich schlief.
    Als die Sonne halb am Horizont verschwunden war, stieß Pol mich mit dem Fuß an, bis ich aufwachte. Meine Augenlider zuckten hoch; ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Ich lag nicht im Bett. Ich war nicht zu Hause. Ich war im Gefängnis mehrfach verwirrt erwacht, unterdrückte automatisch mein erstes heftiges Auffahren, um meine Ketten davon abzuhalten, über alte Prellungen zu schleifen, und besann mich schließlich darauf, dass keine Ketten da waren. Ich legte mir einen Arm übers Gesicht und stöhnte überzeugend. Dabei fühlte ich mich erstaunlich wohl. Ich war hungrig wie ein Esel, aber klar im Kopf. Ich setzte mich auf und rieb mir die steif gewordene Wange, auf der das Gras seinen groben Abdruck hinterlassen hatte.
    Ich ächzte und beklagte mich, während Pol mich mit einer Hand zurück aufs Pferd stieß und wir alle weiter die Straße entlangritten. Der Magus ritt neben mir und reichte mir Käsestücke und Brotbrocken, die er unterwegs von einem Laib abriss. Ich aß mit einer Hand und hielt mich mit der anderen fest. Fürchterlicher als zu Pferde kann man überhaupt nicht reisen! Ich wollte fragen, warum sie keinen Karren mitgenommen hatten, war aber zu sehr mit dem Essen beschäftigt.
    Wir gelangten bei Sonnenuntergang nach Methana. Es war eine Kleinstadt, die nur aus wenigen Häusern und einem Gasthof an einer Straßenkreuzung bestand. Wir machten nicht Halt. Wir ritten weiter, bis es pechschwarze Nacht war. Der Mond war nur eine winzige Sichel, und der Soldat stieg ab, um sein Pferd zu führen. Er ging langsam, um nicht in den Graben am Straßenrand zu treten, und die anderen Pferde folgten seinem.
    Die Nachtluft war kühl, aber mein wunderbarer Mittagsschlaf lag lange zurück. Ich wankte auf dem schmalen Rücken meines Pferdes und wünschte mir, der Sattel hätte mehr Halt geboten. Mein Kopf sank
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher