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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
Autoren: James Barclay
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der Pikenier ließ den Stab fallen und zog sein Kurzschwert. Er fürchtete viel zu sehr um sein Leben, als dass er sich hätte Gedanken machen können, was er gerade getan hatte.
    Chandyr nahm das Pferd herum und galoppierte aus dem Getümmel heraus, um sich einen Überblick über den
Verlauf der Schlacht zu verschaffen. Der Sieg war ihnen sicher, die Dordovaner wurden über den Fluss zurückgetrieben. Das war für Chandyr in diesem Augenblick jedoch zweitrangig. Viele Dordovaner hatten Rusau sterben sehen – einen neutralen Beobachter durch die Pike eines Xeteskianers. Er wagte sich nicht auszumalen, welche Konsequenzen dies haben würde.
     
    Es war Nacht, und die Schlacht war gewonnen. Die Dordovaner waren vernichtet oder über den Fluss zurückgetrieben, hatten allerdings vorher viele Flüchtlinge zu Tode gehetzt, die hilflos zwischen den Fronten eingekeilt gewesen waren.
    Drei Meilen weiter im Westen hatten sich die überlebenden Flüchtlinge gesammelt und drängten sich Schutz suchend um ihre Lagerfeuer. Ihre Zuversicht hatte abermals einen starken Dämpfer bekommen, und nun waren sie ohne Essen, Obdach und Hoffnung gestrandet.
    Die Flucht vom Schlachtfeld war schrecklich gewesen. Sobald die dordovanischen Wächter sie verlassen hatten, um die brüchige Front zu verstärken, hatte Avesh Ellin aus der verängstigten Menschenmenge fortgezogen, die zum Dord rannte oder sich der Gnade der Xeteskianer ausliefern wollte. Viele waren ihm gefolgt, und im Laufe des Tages gesellten sich noch weitere dazu.
    In fast völligem Schweigen saßen sie im Nieselregen, der aus dem bewölkten Himmel fiel. Ellin lag reglos in Aveshs Armen. Er wiegte sie leicht und verfluchte diejenigen, die sie vom hellen Sonnenlicht in diesen inneren Abgrund gestoßen hatten. Er wollte zurückschlagen, wusste aber nicht, wie er mit denen Verbindung aufnehmen konnte, an die er dachte. Dann aber, als er schon mit dem Schlaf kämpfte, ritten drei von ihnen ins Lager.

    Die erschöpften Flüchtlinge schreckten hoch, doch die Reiter versuchten, die Unruhe rasch zu besänftigen, und versicherten ihnen, sie kämen aus keinem Kolleg. Avesh richtete sich auf, die Müdigkeit wich langsam von ihm, und als die Leute verstummten, ergriff einer der Reiter das Wort.
    »Ich und meine Männer haben die heutigen Ereignisse beobachtet, und ich will Euch mein Mitgefühl für Euer schweres Los aussprechen. Für diejenigen, die Euch kaum besser als Tiere behandelt haben, empfinde ich Zorn. Allerdings bin ich zu Euch gekommen, weil ich Euch eine Hoffnung bieten und einen Weg aufzeigen kann, wie Ihr etwas ändern und der Verfolgung ein Ende setzen könnt. Mein Name ist Edman, und ich bin ein Abgesandter der Schwarzen Schwingen.«
    Er wartete, bis sich die Nervosität der frierenden, durchnässten und hungrigen Flüchtlinge wieder gelegt hatte.
    »Bitte«, fuhr er mit erhobenen Händen fort, »ich weiß, dass wir keinen guten Ruf genießen, doch ich will Euch versichern, dass wir nichts Böses im Schilde führen. Wir wollen wiederherstellen, was untergegangen ist, doch wir brauchen Helfer, damit das Wirklichkeit wird. Ich kann Euch Essen und einen Unterschlupf bieten. Es ist von hier aus ein weiter Fußmarsch, doch wir werden Euch bei jedem Schritt des Weges beschützen. Wir werden Euch vor dem gemeinsamen Feind abschirmen und den Kranken und Verwundeten helfen. Wer zurückkehren möchte, um das Leben wiederaufzubauen, dass die Kollegien Euch genommen haben, soll mit unserem Segen gehen. Wer aber mit uns kommen will, wird das Seine dazu beitragen, dass alle in den kommenden Jahren sicher und in Frieden leben können. Wer will uns begleiten?«

    Es gab keine Fragen, die Leute waren misstrauisch und ängstlich, doch Avesh war nicht der Einzige, der ein neues Ziel vor sich sah. Ellin streichelte sein Gesicht.
    »Du musst gehen«, sagte sie. »Räche unseren Sohn für mich. Und wenn du es getan hast, findest du mich in den Trümmern unseres Hofs, wo wir noch einmal von vorne anfangen.«
    Avesh blickte auf sie hinab, die Tränen schossen ihm in die Augen; er hatte sie noch nie so sehr geliebt wie in diesem Augenblick.
    »Ich werde dich nicht enttäuschen.«
    »Komm nur zu mir zurück.«
    »Das werde ich ganz gewiss tun«, sagte er und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Dann stand er auf, um zu hören, was Edman von ihm wollte.
     
    Mitten in der kalten, dunklen Nacht traf Heryst in Dordover ein. Nach dem langen Ritt waren er und seine Begleiter müde, doch Vuldaroq
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