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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
Autoren: James Barclay
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wollte sie nicht, nur ein wenig Wasser aus dem Fluss hatte sie getrunken. Er konnte sie verstehen. Ihr Sohn war tot, und sie konnte nicht einmal fliehen und trauern, weil die Dordovaner sie gefangen hielten. Der Weg über den Fluss war versperrt, sie konnten nirgendwohin. Die Dordovaner hatten ihnen zu essen gegeben und freundlich mit ihnen gesprochen, doch es bestand kein Zweifel, dass die Flüchtlinge jetzt Geiseln waren, die gegen Xetesk eingesetzt werden sollten. Wie, das wagte er sich nicht auszumalen.
    Am liebsten hätte er sie fortgeschafft, fort an irgendeinen sicheren Ort, damit er tun konnte, was er tun musste. Zurückschlagen. In diesem Augenblick war er hilflos gefangen zwischen zwei Kollegien, und beiden war es egal, ob er lebte oder starb.
    Er hatte die beiden Reiter den Hang heruntergaloppieren und den Fluss überqueren sehen, um das dordovanische Lager aufzusuchen. Dann waren sie getrennt voneinander zurückgekehrt, der mit der Flagge als Erster. Anschließend war die Schlachtreihe von Soldaten und Reitern auf dem Hügel erschienen, bereit zum Angriff. Er schauderte und fluchte halblaut. Ihm fehlte sogar die Kraft, sich zu ängstigen wie all die anderen ringsum. Er hatte nicht mehr viel zu verlieren.
    Fest drückte er Ellin an sich und küsste sie aufs Haar.
    »Sei stark, meine Liebe«, sagte er. »Und höre mir zu. Wir müssen noch einmal fliehen.«

Zweites Kapitel
    Sobald Rusau und der Bote hinter dem Hügel verschwunden waren, hatte Chandyr begonnen, seine Männer einzuteilen. Die Kavallerie bildete zwei Flügel, dazwischen waren seine Fußsoldaten postiert. Magier hatten entlang der Linien Aufstellung genommen und lieferten Deckung für Offensive und Defensive.
    Chandyrs Ziel war klar. Seine Männer würden keinen Fuß ins Wasser des Dord setzen, denn dies war nicht ihr Auftrag. Allerdings würden sie jeden Feind ans andere Ufer zurücktreiben.
    Er rief seine Kräfte zur Ordnung. Geschwenkte Fahnen meldeten ihm, dass die linke Flanke bereit war. Die rechte würde er selbst anführen.
    »Bogenschützen bereit?«, rief er.
    »Aye!«, kam die Antwort.
    »Fußsoldaten bereit?«
    »Aye!«
    »Greift nur Bewaffnete an, schießt nur auf Bewaffnete. Ich will so wenig Blutvergießen wie möglich unter den Flüchtlingen. Niemand darf dordovanisches Land betreten.
Wir wollen keine Invasion durchführen. Noch nicht. Leutnant, blast zum Angriff.«
    Befehle liefen die Linie hinunter, die sich über eine drittel Meile erstreckte. Chandyr ritt im Trab hinter seine Kavallerie. Wenn es gut lief, sollte es ein klassischer Zangenangriff werden. Allerdings musste er damit rechnen, dass die Dordovaner die Taktik durchschauten. Für den Fall, dass es nicht gelang, hatte er seinen Offizieren bereits Befehle erteilt, die im Handumdrehen an alle Einheiten weitergegeben werden konnten. Chandyr hatte Ry Darricks Manöver gründlich studiert und eine Menge über Kampfstrategien gelernt. Er fragte sich, ob er irgendetwas davon praktisch anwenden konnte.
    Das Heer rückte langsam bis auf den Hügel vor, die Kavallerie bewegte sich im gleichen Tempo. Es war ein gleichmäßiger, geordneter Vorstoß wie aus dem Lehrbuch. Nur der Späher, der zu Fuß über den Hügel zurückgerannt kam, störte das Bild. Der Mann hielt direkt auf Chandyr zu.
    »Der Bote kehrt zurück, Sir«, sagte der Mann atemlos. »Die Flagge ist unten, Sir, sie ist unten.«
    »Verschnaufe und reihe dich ein.«
    »Ja, Sir.« Der Späher salutierte und rannte sofort weiter, um der Kavallerie auszuweichen.
    Chandyr sah nach links zum Melder. »Gib das Zeichen zum Angriff.«
    »Sir!«
    Der Mann hob eine schmale rote Flagge und schwenkte sie zweimal in einem weiten Kreis. Der Befehl wurde aufgenommen und durch die Linie weitergegeben.
    »Im Trab!«, befahl Chandyr.
    Die Kämpfer beschleunigten ihre Schritte, liefen den Hang hinauf, überwanden die Hügelkuppe und stürmten
mit unvermindertem Tempo auf der anderen Seite hinunter. Chandyr konnte beobachten, dass die Flüchtlinge nach links gescheucht wurden, doch sie waren nicht schnell genug. Am Nordufer nahmen die Dordovaner Aufstellung, locker aufgereihte Kavallerie hinter Fußsoldaten, dazwischen einzelne Reiter, bei denen es sich um Magier handeln musste. Mitten auf der leeren Ebene ein einsamer Reiter. Rusau.
    »Bei den Göttern, du Narr«, murmelte Chandyr. »Du verdammter Narr.«
    Jetzt konnte er nichts mehr für den Beobachter tun. Er hatte den Mann deutlich genug gewarnt, und doch empfand er eine Spur
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