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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
Autoren: Markus Heitz
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weshalb einer Streitmacht mit solchen
Befehlshabern jedes noch so schwierige Unterfangen glücken musste.
    Signalpfeifen
gellten, Fanfaren schmetterten, anderswo wurden Anweisungen geschrien. Die
Versammlung löste sich auf: diszipliniert und akkurat bei den Albae, halbwegs
geordnet bei den Barbaren, wirr und wuselnd vor allem bei den Óarcos und
niederen Kreaturen.
    Tark Draan hat uns nichts entgegenzusetzen. Carmondai
verharrte an seinem Platz und beobachtete weiterhin, band sein langes
dunkelbraunes Haar zusammen, damit der immer stärker werdende Wind die Strähnen
nicht durch sein Gesicht und über das Papier peitschte. In
weniger als einem drittel Teil der Unendlichkeit werden wir am Ziel sein.
    Er
schlenderte los, sah dem Strom nach, der durch verschiedene Tore in die
einstige Festung der Unterirdischen Einzug hielt. Carmondai trug leichte
Reisekleidung, sein Gepäck hatte er bei der Torwache zurückgelassen, weil er
unbedingt der Ansprache hatte lauschen wollen. Dadurch unterschied er sich
deutlich von den Albae und Kreaturen um ihn herum, wirkte verletzlich und fehl
am Platz. Schlicht zu friedlich.
    Die
Lager der gewaltigen Armeen waren im Berg aufgeteilt, streng getrennt
voneinander. Selbst unter Verbündeten gab es Feindschaften und Reibereien, und
die Nostàroi waren darauf bedacht, Auseinandersetzungen unter den Völkern
gering zu halten. Für die jeweilige Ordnung innerhalb der Unterkünfte waren
deren Heerführer selbst verantwortlich.
    Carmondai
fand es faszinierend, welch starker Antrieb Gier sein konnte. Daran erkennt man die Unterschiede. Niedere Geister sterben für
Geschmeide und Reichtümer, höhere hingegen töten für ihre Sache.
    Er
betrachtete die Horde Óarcos, in der ständig geschoben, gestoßen und geschlagen
wurde. Es wunderte ihn nicht, dass sich die grün- und schwarzhäutigen Bestien,
die sich die Hauer anmalten und ihre Rüstungen mit stinkendem Talg einrieben,
aus den nichtigsten Gründen gegenseitig umbrachten.
    Â»Ihr
Infamen, seht euch den Abschaum an«, murmelte er. »Es ist eine Schande, dass
wir sie dabeihaben.«
    Â»Aber
wir lassen sie danach hier«, sagte eine Albin plötzlich neben ihm. Im Schutz
des pfeifenden, warmen Windes war es ihr gelungen, sich auf ihrem Nachtmahr
unbemerkt an Carmondais Seite zu begeben. »Somit können sie uns in Ishím Voróo
nicht zur Last fallen.« Sie lächelte ihn an. »Du bist Carmondai, wenn ich es
recht sehe?«
    Er
machte einen halben Schritt zurück, damit er sie besser betrachten konnte.
Ihrer Rüstung nach gehörte sie zur Leibwache der Nostàroi. Laut der Zeichen auf
dem gehärteten, mit Tionium besetzten Lederharnisch war sie ledig, hatte
eintausendzweihundertelf Feinde getötet und war die Tochter zweier Krieger, der
offenbar die elterlichen Talente vererbt worden waren.
    Sie sieht so jung aus. Carmondai konnte das Alter einer
Albin üblicherweise gut einschätzen, aber aufgrund des Halbvisiers, das sie
trug, gelang es ihm bei ihr nicht recht. Fünfzig? Sechzig?
Aber wie soll sie in der kurzen Spanne derart viele Feinde getötet haben? »Das bin ich.« Er sah sie neugierig an und bekam ein angedeutetes grüßendes
Kopfnicken von ihr.
    Â»Dann
habe ich eine Einladung für dich. Die Nostàroi haben gehört, dass du den Zug
gegen Tark Draan begleitest, und sie wollen dich beim Abendessen in ihrer
Gesellschaft wissen. Du sollst aufschreiben und zeichnen, damit die
Unauslöschlichen die Neuigkeiten aus der Hand eines unerreichten Meisters
erhalten.«
    Carmondai
durchlief es gleichermaßen heiß und kalt. Zuerst fühlte er sich geschmeichelt,
dann aber meldete sich eine alte Abneigung: Es war ihm zuwider, von den Oberen
Befehle entgegenzunehmen, und das lag nicht allein daran, dass er sich als
Künstler von Ruf betrachtete. Hätte er sich freiwillig dazu entschlossen zu
protokollieren und zu zeichnen, wäre es ihm eine Ehre gewesen, so aber …
    Â»Du
zögerst doch nicht etwa?« Die Albin zeigte ihre Verwunderung offen. »Nenn mir
die Verabredung, die dir wichtiger erscheint, und ich reite los und töte
denjenigen, um dir die Entscheidung abzunehmen!«
    Die
Bemerkung der Botin erheiterte Carmondai. »Sie sollen sich einen einfachen
Schönschreiber suchen. Das wird genügen.«
    Sie
lehnte sich nach vorn, kreuzte die Handgelenke abstützend auf dem flachen
Sattelknauf. »Lass es mich
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