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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
Autoren: Markus Heitz
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aromatisierte Petroleum
verbreitete den Geruch von Rymablüten. Etwa dreißig Krieger der Leibwache
hielten sich in der Halle auf, ihr Lager war am Rand aufgeschlagen. Die
errichteten Feldbetten reichten für mehr als dreihundert, und dennoch machte
die Halle auf Carmondai noch immer einen unendlichen Eindruck.
    Â»Wir
müssen dorthin.« Morana zeigte auf das Tor aus massivem Gold, auf dem vom
ursprünglichen Relief nichts mehr zu sehen war: zertrümmert, abgestemmt, platt
geschlagen. »Dort war einst einer der Thronsäle, nehme ich an. Nun ist es die
Residenz der Nostàroi.« Ein junger Alb eilte heran, nahm ihren Hengst am Zügel
und führte ihn davon.
    Sie
schritten auf den Eingang zu, vor dem wiederum vier Leibwächter standen und
ihnen das Tor öffneten.
    Carmondais
Herz schlug schneller. Er war keinesfalls standesgemäß gekleidet, doch es zu
ändern, fehlten ihm die Mittel. Andererseits kam ihm die Respektlosigkeit, die
seine gewöhnliche, beschmutzte Reisegarderobe darstellte, nicht ungelegen. Ein
Künstler unterstand keinem Krieger. Sie sollen wissen, dass
ich erscheine, weil ich es möchte, und nicht, weil sie es befehlen.
    Vor
ihm öffnete sich ein Saal, dessen fünfeckige Säulen bis hinauf in die
Dunkelheit ragten. In der Mitte stand ein steinerner Tisch, um den sich fünf
Albae versammelt hatten. Geschirr und Besteck zeigten, dass man gedachte, ein
Festmahl abzuhalten.
    Sinthoras
und Caphalor saßen gemeinsam am Kopfende, als gleichberechtigte Heerführer der
Streitmacht. Die anderen kannte Carmondai nicht, was auch nicht weiter
verwunderlich war. Er hatte dem Kampf vor langer Zeit abgeschworen, um sich der
Kunst zu widmen, und kannte die Kriegerinnen und Krieger nicht, die besonders
angesehen waren. Jedenfalls nicht ihren Gesichtern nach. Sie
wirken stattlich. Fast so stattlich wie die Nostàroi.
    Als
Zeichner hatte er gelernt, mit einem Blick Kleinigkeiten zu erfassen, die
Besonderheiten auszumachen. An Personen und Dingen. Und es war ihm sogleich
bewusst, dass die Versammelten außergewöhnlich waren.
    Die
Rüstung beispielsweise, die der braunhaarige Alb zu seiner Rechten trug, suchte
ihresgleichen. Sie wirkte dicker, ohne den Krieger dabei einzuengen. Die
Ziernieten auf der Brust liefen über die Schultern bis auf den Rücken, die
Spitzen sahen geschliffen aus. Anlehnen kann er sich damit
nicht.
    Auf
den Oberschenkeln lagen zwei lange Schwerter.
    Ihm
gegenüber saß ein blasshäutiger Kämpfer, der auf jegliche Panzerung
verzichtete. Er trug weit geschnittene Seidengewänder, die in mehreren Lagen
seinen Körper umschmeichelten; vornehmlich waren die Stoffe rot, dazu Schwarz
und etwas Grün. Die Finger steckten in dünnen Handschuhen, falsche Nägel aus
Silber saßen überlang auf den Kuppen. Ein breites, schwarzes, mit weißen Symbolen
besticktes Stirnband hielt die dunklen Haare zurück. Hinter ihm stand ein Alb,
der einen fast drei Schritt langen, dünnen stählernen Bogen für ihn hielt, an
der Hüfte trug er den Köcher mit den Pfeilen.
    Â»Ihr
ehrwürdigen Nostàroi!« Morana verneigte sich in Richtung der Tafel, und
Carmondai musste es ihr nachtun. Sein Blick senkte sich, er verlor die
Versammlung aus den Augen, obwohl er noch viel mehr sehen wollte. »Ich bringe
euch Carmondai, den Meister in Wort und Bild«, sprach sie.
    Â»Wie
sehr wir auf dich gewartet haben, mein verehrter Carmondai«, hörte er
Sinthoras’ freundliche Stimme, in der ein gönnerhafter Ton mitschwang. »Du
kommst rechtzeitig.«
    Carmondai
hob den Kopf und sah den blonden Alb an, der wie Caphalor eine Prunkrüstung
trug. »Verzeih mir, wenn sich meine Freude in Grenzen hält, denn ich bekam das
Gefühl vermittelt, ich solle euch als Schreiberling gereichen, nicht als
Meister des Wortes«, erwiderte er. »Diesen Dienst könnte jeder Schüler für euch
verrichten.« Sein Herz trommelte vor Aufregung, und er richtete sich zu seiner
vollen Größe auf.
    Auf
Caphalors Antlitz stahl sich ein amüsiertes Grinsen, und er verschränkte die
Arme vor der Brust. »Siehst du? Ich sagte doch, dass er es falsch verstehen
wird.« Die Albae an der Tafel lachten leise, aber nicht herablassend. »Ich
hätte eine Wette eingehen sollen.«
    Sinthoras
wirkte trotz Carmondais harscher Worte nicht beleidigt. Er streckte die Hand
aus und deutete auf einen der beiden letzten freien
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