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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
Autoren: Markus Heitz
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säuselte der warme Wind,
brach sich an den emporgereckten Lanzen und Speerspitzen, an den Nieten der
Rüstungen, an den Siegesmalen.
    Carmondai
wandte den Blick nach rechts, dann nach links, betrachtete die Umstehenden. Sie haben sich schier in Statuen verwandelt. Seine Rechte
huschte über das Blatt, führte die feine Spitze aus gepresstem Kohlestaub, die
in einem silbernen Halter stak. Er zeichnete ohne hinzuschauen. Korrigieren
musste er nicht, er war es gewohnt, auf diese Art korrekte Striche zu ziehen
und die Szenerie festzuhalten. Vorzeichnung und Gedächtnisstützen für die
Gemälde, die er schaffen wollte.
    Eine
blutrote Sonne ging über dem Grauen Gebirge unter, in deren Schein die Besten
der Óarcos, Barbaren, Trolle, Halbriesen und die Kämpfer der Albae dicht an
dicht standen. Sie hatten sich versammelt, um den Helden zuzujubeln, denen sie
es verdankten, den Wall am Steinernen Torweg überwunden zu haben. Nach so
langer Zeit.
    Die
Unterirdischen, die Verteidiger von Tark Draan, waren vernichtet, ausgelöscht,
und aus ihren Gebeinen würden Kunstwerke entstehen. Oder Musikinstrumente. Oder
irgendwelcher Zierrat, der bald kistenweise nach Dsôn geschafft werden würde,
um der Heimat vom Triumph zu berichten.
    Es ist der Anfang eines unendlichen Stroms. Tark Draan wird durch
unsere Klingen ausbluten. Carmondai vermerkte die Farbtöne für das
Gemälde am Rand seiner Zeichnung und auch die Sorten des Blutes, die sich am
ehesten dafür eigneten. Der Lebenssaft der Unterirdischen war dunkler,
mystischer, wie er in einem ersten Versuch herausgefunden hatte, und nicht
leicht zu verarbeiten. Aber es machte das Ganze aufrichtiger. Seine feine Nase
vermochte geringe Spuren von Gestein in diesem Blut zu riechen, und so wurde
der besondere Geist des Bildes zum Betrachter transportiert. Es würde die
Darstellung des Kampfes noch intensiver machen.
    Carmondai
skizzierte unaufhörlich. Er wusste, dass Menschen bereits seine hingekrakelten
Linien bewundert hätten, aber ihm genügte es kaum. Es war Kinderkunst, mehr
nicht.
    Seine
Augen richteten sich auf die Wolken, die noch schneller zogen und auf die
Eroberer zukamen. Ihr werdet uns nicht aufhalten. Der
Blick schweifte über das dahinjagende Grau, Schwarz und Weiß, wanderte nach
unten bis zum geschmückten Podest. Langsam bewegte sich der Alb durch die
Reihen der Krieger, um es sich besser ansehen zu können.
    Meisterhafte
Handwerker hatten den strahlend weißen Boden der Erhöhung aus gespaltenen und
getrockneten Knochen der Unterirdischen geformt; deren abgeschnittene Bart- und
Haarsträhnen hielten die Gebeine zusammen. Kahle Schädel, mit Bronze
übergossen, hingen an silbernen Schnüren von langen Stangen am hinteren Rand
der kleinen Bühne und schlugen im Wind leicht gegeneinander. Sie schufen ein
leises, metallisches Klingen, das Carmondai nun erst wahrnahm. Gebein und
Metall bildeten zusammen einen außergewöhnlichen Klang. Die verzerrten Züge der
Feinde waren zu schimmernden Masken geworden. Ewig währende Abbilder des Todes.
    Standartenträger
marschierten am hinteren Rand der Ebene auf. Die erhabenen Runen der Nostàroi
schoben sich Stück um Stück näher, und der blutrote Stoff bewegte sich so
leicht, als verliefe die Zeit für ihn langsamer. Dahinter folgte die Leibgarde
der Befehlshaber; ihre schwarzen Lederrüstungen waren mit sinistren
Tioniumplatten verziert, in denen Intarsien silbrig schimmerten. Die Zeichen
auf Panzer und Helmen bedeuteten, dass ein jeder von ihnen mehr als tausend
Feinde getötet hatte.
    Ihr Infamen, schaut auf den Stolz unseres Volkes! Carmondai
blätterte mit fliegenden Fingern um, zeichnete. Seine Haut prickelte, die
Bewunderung sandte ihm einen Schauder über den Rücken.
    Dann
erklang ein lautes, herrisches Schnauben: Ein Nachtmahr hatte seiner Anspannung
Luft gemacht, und gleich darauf sah man Sinthoras und Caphalor nahen. Ihre
Reittiere waren prächtig und in Rüstzeug gehüllt. Caphalors Rappe Sardaî
übertrumpfte in seinem Wuchs, in seiner Haltung jeden anderen Nachtmahr.
    Carmondai
ertappte sich dabei, wie er den Stift langsamer führte. Das Erscheinen der
Nostàroi schlug ihn vollkommen in den Bann, denn mit ihnen brandete ein Gefühl
über die Hochebene und überrollte die Versammelten, das kaum mit Worten zu
fassen war. Von den beiden Albae ging eine überragende Wirkung aus:
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