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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
Autoren: Terry Brooks
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und Knien zum Rand des Ausgucks. Dabei achtete sie darauf, dass sich die niedrige Mauer immer zwischen ihr und einem potenziellen Beobachter von unten befand. Schließlich fand sie einen Spalt in den Steinquadern und spähte hindurch auf die Landschaft unter ihr.
    Niemand war zu sehen.
    Trotzdem versuchte sie es weiter, wechselte die Position und kroch zu einer Seitenwand. Als sie diesmal über den Rand sah, bemerkte sie einen Troll, der den felsigen Hang hinaufstieg und prüfend die Festungsmauern betrachtete.
    Sie jagten sie also immer noch.
    Prue sank zurück an die Wand, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und rutschte daran herunter. Dann betrachtete sie die nebelverhangenen Gipfel der fernen Berge. Falls Grosha noch lebte, würde er nicht aufgeben. Das wusste sie instinktiv. Er würde weiter suchen, bis er irgendwann auch einen Weg in die Festung fand. Sie musste das Gebäude verlassen, bevor es dazu kam, musste weit weg sein und durfte keine Spur hinterlassen, der er folgen konnte.
    Sie kroch rückwärts von dem Ausguck weg und durch die Tür, die zur Treppe führte. Dann schlenderte sie durch Räume, in denen alte Möbel standen und große, teilweise angeschimmelte Pappkartons an den Wänden gestapelt waren. Der Boden dieser Räume war von Metallstücken und Materialien übersät, die sie nicht kannte. Ganz offenbar hatte Inch diese Zimmer nicht benutzt. Merkwürdige schwarze Kästen mit zertrümmerten Glasscheiben und Hunderte von silbernen Scheiben lagen in einem Raum verstreut herum, und in einem anderen, einem riesigen Saal, der sie an ein Krankenrevier erinnerte, befanden sich Betten, deren Matratzen und Bettzeug zerfetzt und modrig waren. Es waren Relikte der alten Welt, die einst nützlich gewesen sein mochten. Jetzt jedoch war es nur noch Abfall, diese Dinge waren vergessen und für Prue ein Mysterium. Sie gönnte alldem nur einen flüchtigen Blick im Vorübergehen.
    Sobald sie in der Küche war, packte sie genug Essen und Trinken für drei Tage in einen Rucksack, schnallte ihn sich auf den Rücken und marschierte los.
    Sie hatte gerade den Flur erreicht, der tiefer in den Komplex führte, als sie einen großen Metallschrank sah, dessen Türen nicht ganz geschlossen waren. Ihr Blick fiel durch den Spalt auf die Waffen, die darin aufbewahrt wurden.
    Sie blieb wie angewurzelt stehen, während sie mit sich rang, und ging schließlich zu dem Schrank. Sie machte die beiden Türen auf und entdeckte alle möglichen Arten von alten Schusswaffen und Granaten, wie diejenigen, die Deladion Inch bei sich gehabt hatte, außerdem Messer, Schwerter sowie tatsächlich mehrere Bögen und Pfeile. Sie lächelte unwillkürlich, nahm einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen und schob dann noch ein Langmesser in ihren Gürtel.
    Beinahe hätte sie die Flange 350 zurückgelassen, änderte jedoch in letzter Sekunde ihre Meinung und ließ sie in ihrer Manteltasche.
    Das Licht in den Korridoren, durch die sie ging, war im besten Fall dämmerig. Das machte es ihr nicht gerade leichter, die Markierungen zu entziffern, obwohl jetzt Tag war und nicht Nacht. Es gelang ihr trotzdem, denn sie konnte die Taschenlampe benutzen, wenn kein Licht durch die Lüftungsschächte in die Gänge fiel. Sie ließ sich Zeit, die Zeichen zu entziffern. Da der hintere Teil der Festung höher lag, musste sie etliche Treppen erklimmen. Solange sie aufwärtsging, konnte sie also sicher sein, dass sie in der richtigen Richtung unterwegs war. Das hier war so gar nicht wie das Fährtenlesen unter freiem Himmel, wo man Himmel und Sonne sah und der Weg vor einem klar ersichtlich war. Aber ihr Orientierungssinn war so gut, dass sie selbst ohne diese Indikatoren ihren Weg fand.
    Trotzdem bog sie gelegentlich in einen falschen Gang ab und musste häufiger zurückgehen, als ihr lieb war. Es war bedrückend, so eingeschlossen zu sein, begraben unter Tonnen von Gestein und vom Sonnenlicht abgeschnitten. Sie stellte sich vor, wie die Leute vor den Großen Kriegen auf diese Art und Weise in solchen Zitadellen gelebt hatten und fragte sich, wie sie es hatten ertragen können. Hätte sie damals gelebt, wie wäre sie zurechtgekommen? Wahrscheinlich hätte sie ihr Leben genau so gelebt, wie sie es jetzt auch tat, trotz der Unterschiede. Sie konnte sich einfach keine andere Art zu leben vorstellen.
    Irgendwann setzte sie sich und rastete; der Festungskomplex war erheblich größer, als sie erwartet hatte. Zudem erschöpfte es sie, dass sie so häufig in die Irre ging.
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