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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen
Autoren: Robin Hobb
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Erbfolge kompliziert wäre.« Veritas sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Chivalric, ich, danach du. Dann unser Vetter August. Dieser Bastard käme erst an fünfter Stelle.«
    »Mir ist wohl bewußt, daß du vor mir kommst, du brauchst es mir nicht bei jeder Gelegenheit unter die Nase zu reiben«, bemerkte Edel frostig. Er bedachte mich mit einem finsteren Blick. »Ich bin nach wie vor der Meinung, es wäre klüger, kein Risiko einzugehen. Was, wenn Philia unserem Bruder keinen legitimen Erben schenkt? Was, wenn er sich entschließt, diesen Bankert anzuerkennen? Das könnte den Adel entscheidend beeinflussen. Weshalb sollten wir sehenden Auges Verwicklungen heraufbeschwören? Das sagen meine Mutter und ich. Doch unser Vater, der König, handelt niemals vorschnell, wie wir alle wissen. Der beste Denker ist, wer zweimal denkt, heißt es ja wohl im Volksmund. Er hat uns verboten, etwas zu unternehmen. ›Edel‹, sagte er in seiner unnachahmlichen Art, ›tu nichts, was du nicht ungeschehen machen kannst, ohne zu überlegen, was du nicht mehr tun kannst, nachdem du es getan hast.‹ Dann lachte er.« Edel selbst stieß ein abgehacktes, bitteres Lachen aus. »Wie ermüdend ich seinen Humor finde.«
    »Oh«, sagte Veritas wieder, und ich lag still und fragte mich, ob er versuchte, aus den Worten des Königs klug zu werden, oder nicht gesonnen war, auf die Kritik seines Bruder einzugehen.
    »Seinen wirklichen Beweggrund kann man natürlich mit den Händen greifen«, sprach Edel weiter.
    »Tatsächlich?«
    »Chivalric ist immer noch sein Favorit.« Edel setzte eine gequälte Miene auf. »Trotz allem. Trotz seiner unvernünftigen Heirat und seiner exzentrischen Frau. Trotz dieses Dilemmas. Und jetzt denkt er, dieser wer weiß was für einer Liaison entsprungene Sohn wird ihm die Sympathie des Volkes einbringen. Zweifel an seiner Männlichkeit ausräumen und beweisen, daß Chivalric imstande ist, einen Erben zu zeugen. Oder aber beweisen, daß er ein Mensch ist und fehlbar, wie sie alle.« Edels Tonfall verriet, daß er mit keinem dieser Punkte übereinstimmte.
    »Das wird ihn beim Volk beliebter machen und ihn als zukünftigen König geeigneter erscheinen lassen? Daß er irgendein unbesonnenes Mädchen geschwängert hat, bevor er sich mit Prinzessin Philia vermählte?« Veritas schien der Logik dieser Argumentation nicht ganz folgen zu können.
    Edels Stimme hatte einen säuerlichen Unterton. »Der König scheint dieser Ansicht zu sein. Bedrückt ihn nicht die Schande? Doch ich nehme an, Chivalric wird sich weigern, seinen Bastard um der Politik willen in den Vordergrund zu schieben. Schon aus Rücksicht auf die liebe Philia. Aber der König hat angeordnet, daß der Junge in deinem Troß mit nach Bocksburg kommen soll.« Wieder fixierte Edel mich mit unverhohlenem Mißfallen.
    Veritas sah beunruhigt aus, doch er nickte. Auf Burrichs Zügen lag ein Schatten, den der gelbe Schein der Laterne nicht zu vertreiben vermochte.
    »Hat mein Herr keine Stimme in dieser Sache?« wagte er einzuwenden. »Mir scheint, wenn er es für richtig hielte, der Familie der Mutter eine bestimmte Summe zu zahlen und den Jungen zurückzuschicken, sollte man ihm schon um der Prinzessin Philia willen gestatten, in dieser Art besonnen zu handeln ...«
    Prinz Edel schnaubte verächtlich. »Die Zeit für Besonnenheit war, bevor er der Dirne den Rock gelupft hat. Prinzessin Philia ist nicht die erste Frau, die sich mit dem Bastard ihres Gatten abfinden muß. Jeder hier weiß von seiner Existenz, dafür hat Veritas mit seiner Unbedachtheit gesorgt. Es hat keinen Zweck mehr, ihn jetzt noch verstecken zu wollen. Und soweit es einen Bastard königlichen Blutes angeht, darf keiner von uns sich derartige Zimperlichkeiten erlauben, Burrich. An einem Ort wie diesem wäre er die Saat künftigen Unheils, ein Schwert an seidenem Faden über des Königs Haupt. Selbst ein Stallmeister sollte das begreifen. Und wenn du es nicht begreifst, dein Herr wird es.«
    Edels Stimme hatte eine eisige Schärfe angenommen, bei der Burrich erbleichte, wie ich es bei ihm nicht für möglich gehalten hätte. Das machte mir angst, ich zog die Decke über den Kopf und verkroch mich tiefer im Stroh. Hexe neben mir knurrte leise. Ich möchte glauben, daß Edel einen Schritt zurückwich, aber sicher bin ich nicht. Gleich danach gingen die Männer, und falls sie noch mehr gesprochen haben, finde ich keinen Widerhall davon in meinem Gedächtnis.
    Es muß zwei oder drei Wochen
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