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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht
Autoren: Katharina Orgaß
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Mitte. Das Glutstück befand sich in einer schwarzen Lavablase. Die brodelnde Lava beruhigte sich und die Blase mit der Glut von Hoole stieg langsam an die Oberfläche. Coryn war, als würde die Zeit stillstehen. Die Glutbrocken, die aus dem Krater geschleudert wurden, schienen mitten in der Luft hängen zu bleiben.
    Jetzt oder nie! Coryn schraubte sich über dem Vulkan in die Höhe, legte dann die Flügel an und ging in den Sturzflug. Sein letzter Gedanke, bevor er eintauchte, war: Ich schaffe das! Ich habe schon die Schredderwinde überstanden, da überstehe ich auch das hier. Erstaunlicherweise spürte er die sengende Hitze gar nicht. Im Gegenteil, als er mit dem Schnabel nach der Glut angelte, kam ihm die Lava geradezu kühl vor.
    Wie ein feuriger Komet schoss Coryn aus dem Vulkankrater. Das Glutstück in seinem Schnabel zog einen Funkenschweif hinter sich her. Die Wölfe heulten. Die Eulen schrien und kreischten. Die melodische Stimme eines Raufußkauzes übertönte den Tumult: „Lang lebe der neue König! Lang lebe Coryn, der Nachfolger von Hoole!“
    Wölfe, Wolfsvögel und Eulen stimmten ein. Sogar eine vorbeiziehende Herde Rentiere jubelte: „Ein Hoch auf König Coryn!“
    Otulissa brach in Freudentränen aus.
    Nyra ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie konnte warten. Sie jubelte nicht mit. Da sie abseits saß, fiel das nicht weiter auf. Aber sie wurde beobachtet. Ein stattlicher Eulerich saß auf einer Schneewehe ganz in ihrer Nähe. Sein weißes Federkleid tarnte ihn ideal, nur die schwarze Krähenfeder, die er sich verwegen ins Schultergefieder gesteckt hatte, stach heraus. Doktor Schönschnabel hieß der Schnee-Eulerich und er gehörte zu den besten Kundschaftern der Welt. Er lebte hier in den Hinterlanden und stellte seine Dienste jedem zur Verfügung, der ihn angemessen entlohnte. Zuletzt hatte er in Nyras Auftrag ihren abtrünnigen Sohn verfolgt. Nyroc, wie Coryn damals noch hieß, hatte versucht, durch die gefürchteten Schredderwinde zu entkommen.
    Hinterher hatte Doktor Schönschnabel sich geschworen, nie mehr für Nyra zu arbeiten. Der abgebrühte Spitzenkundschafter war entsetzt gewesen, wie kaltblütig Nyra den möglichen Tod ihres Sohnes in Kauf genommen hatte. Doktor Schönschnabel schüttelte sich. Er ertrug Nyras Anblick nicht länger und drehte sich weg. Als sein Blick auf einen nahe gelegenen, vereisten Felsen fiel, blinzelte er ungläubig. Das ist ja Uglamore, beim Glaux!
    Doktor Schönschnabel war bereits zu Ohren gekommen, dass Nyras ehemaliger Offizier kurz nach Nyrocs Flucht die Reinen verlassen und sich in die Hinterlande zurückgezogen hatte. Die Wächter von Ga’Hoole hatten Uglamore nicht bei sich aufgenommen. Zu den Reinen konnte er nie mehr zurück, selbst wenn er das gewollt hätte. Denn unter ihnen galt er als Abtrünniger, dem die Todesstrafe drohte. Wie für alle Ausgestoßenen waren die Hinterlande seine letzte Zuflucht. Uglamore war erschreckend dünn geworden. Sein Federkleid war glanzlos und struppig. Jetzt wandte er den Kopf und fing Doktor Schönschnabels Blick auf.
    Seit dem furchtbaren Tag, als Nyra ihren Sohn wieder eingefangen hatte, war Uglamore dem Kundschafter nicht mehr begegnet. Uglamore hatte immer eine Schwäche für Nyroc gehabt. Als er dann gehört hatte, dass ein junger Schleiereulerich in die Hinterlande gekommen war, hatte er gleich an Nyroc gedacht. Kurz darauf hatte er ihn auch beim legendären Bärenmahl entdeckt. Mit der langen Narbe im Gesicht sah Nyroc seiner Mutter noch ähnlicher als früher. Es ging das Gerücht um, dass Nyra selbst ihren Sohn entstellt hatte. Danach war Uglamore Nyroc heimlich gefolgt. Aber nie im Traum hätte er daran gedacht, dass aus dem Kleinen einmal so ein Held werden würde. Tja, und jetzt sind wir alle wieder versammelt , dachte der alte Offizier, Doktor Schönschnabel, Nyroc und ich.
    Die Wölfe erzählten sich, der junge Eulerich sei etwas Besonderes und werde womöglich Hooles Erbe antreten. Doch erstens waren Wölfe abergläubisch und zweitens übertrieben sie gern. Uglamore hatte das Gerede nicht ernst genommen. Doch was er jetzt miterlebte, belehrte ihn eines Besseren. Dieser junge Schleiereulerich, der bei den verbrecherischen Reinen aufgewachsen und schließlich vor ihnen geflohen war, dieser wegen seiner Herkunft von allen gemiedene Ausgestoßene hatte sein früheres Leben hinter sich gelassen. Er war jetzt ein König, der lang ersehnte Nachfolger von König Hoole.
    Doktor Schönschnabel gingen ganz
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