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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht
Autoren: Katharina Orgaß
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Jahren bewachen wir die Glut von Hoole. Nun endlich ist der neue König erschienen. Deshalb sind wir von unserem Dienst entbunden, bis die Glut bei Eurem Tod abermals in einen Vulkan gebettet wird. König Hooles Prophezeiung hat sich erfüllt, wir haben unsere Pflicht getan und deshalb die freie Wahl, wie und als was wir weiterleben wollen. Wir alle haben uns entschieden, Wölfe zu bleiben und Euch zu dienen, König Coryn. Aber wir wollen ohne Gebrechen leben. Dieser Wunsch wurde uns gewährt. Doch wenn Ihr uns eines Tages ruft, werden wir Euch folgen, das geloben wir.“
    „Und ich gelobe, dass ich mich mit aller Weisheit und Macht, die Glaux mir geschenkt hat, für euch einsetzen werde. Nicht nur für euch, sondern für alle. Ich werde ein gütiger und gerechter Herrscher sein und meine Stellung niemals für schändliche Zwecke missbrauchen. Das schwöre ich.“
    Daraufhin verneigten sich sämtliche Wölfe und Eulen tief vor Coryn, der im Schein der Flammen dastand. Fengo wollte ihm eine Krone aus zierlich zurechtgenagten Knochen aufsetzen, aber Coryn ließ es nicht zu.
    „Ich brauche keine Krone“, sagte er freundlich, aber bestimmt. Otulissa sagte mit gesenkter Stimme andächtig die alte Legende auf: „Hoole spornte andere Eulen zu großen Taten an und seine Miteulen folgten ihm als ihrem König, auch wenn er keine goldene Krone trug. Denn seine Hilfsbereitschaft, seine Rechtschaffenheit und sein Mut adelten ihn und kamen einer Krone gleich.“ Dann sprach sie Coryn direkt an: „Lass uns losfliegen! Es ist so weit.“
    Coryn schaute sie fragend an.
    „Wir fliegen zum Großen Baum. Dort gehört die Glut von Hoole hin. Und dort gehörst jetzt auch du hin.“
    Ein freudiges Beben ging durch Coryns Magen. „Auf zum Großen Baum!“, flüsterte er. „Endlich!“
    Ehe er die Hinterlande verließ, verabschiedete sich Coryn noch einmal ganz persönlich von Hamisch und Gyllban.
    „Du warst mein erster richtiger Freund in den Hinterlanden, Hamisch. Solange ich lebe, werde ich dich nicht vergessen.“
    „Und ich werde Euch nie vergessen … Euer Majestät.“
    „Bitte nenn mich nicht so. Bei uns Eulen geht es zwangloser zu als bei euch Wölfen. Wir haben nicht so komplizierte Bräuche und Rangvorschriften wie ihr. Für dich bin und bleibe ich Coryn.“
    „Ganz wie du möchtest.“ Der junge Wolf duckte sich trotzdem unwillkürlich.
    „Nein, lass das! Du bist mein Freund und nicht mein Untertan.“
    Coryn wandte sich Gyllban zu. „Du bist traurig, Gyllban.“
    „Sieht man mir das an?“
    „Deine Augen verraten es mir. Jetzt hast du dein Kind ganz umsonst verloren. Die Heilige Garde hat sich aufgelöst.“
    „Ich habe mein Kind und meinen Clan verloren, aber ich habe einen Freund und König gewonnen.“
    „Wollt ihr beiden nicht mitkommen? Der Große Baum steht zwar auf einer Insel, aber ihr seid gute Schwimmer.“
    Die beiden Wölfe schüttelten die Köpfe. „Unser Platz ist hier in den Hinterlanden“, sagte Hamisch. „Aber wenn du uns eines Tages rufst, kommen wir sofort.“
    „Coryn!“, rief Otulissa. „Wir müssen los!“
    „Lebt wohl, meine Freunde“, sagte Coryn. Sie weinten alle drei. Coryn schwang sich empor. Ein letztes Mal drehte er mit der kostbaren Glut in den Zehen eine Runde über dem Vulkankreis, dann gesellten sich Otulissa und Gwyndor zu ihm. Die drei Eulen schlugen einen südöstlichen Kurs ein. Der Unveränderliche Stern wies ihnen den Weg zum Hoolemeer.
    Es war eine schöne, sternklare Nacht. Coryn ließ seine Freunde zurück, aber er trat endlich den Flug zum Großen Baum an, nach dem sich sein Herz und sein Magen schon so lange sehnten.

Ein Schatten hatte sich auf den Großen Baum gelegt – der Schatten des Todes. Die Schwester von Madame Plonk, die Schmiedin von Silberschleier, war ermordet worden. Und dann waren auch noch Boron und Barran schwer erkrankt.
    „Erst Madame Plonks Schwester und jetzt das!“, jammerte die blinde Nesthälterin Audrey. Ihre Kolleginnen Mrs Plithiver und Hilda nickten bedrückt.
    „Da kommt Soren“, rief Mrs Plithiver aus. „Ich spüre seine Flügelschläge.“ Die drei Nesthälterinnen ließen sich von der spätherbstlichen Sonne bescheinen. „Die kupferrote Zeit“ nannte man den Herbst auch, weil sich die Milchbeerenranken dann leuchtend rot färbten. Sonst wurde um diese Jahreszeit das Erntefest begangen, aber unter den gegebenen Umständen war niemandem nach Feiern zumute. „Bestimmt will Soren Boron und Barran einen Krankenbesuch
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