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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht
Autoren: Katharina Orgaß
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Mutter sammele wieder Söldner um sich. Sie plant ihren nächsten Kriegszug.“
    „Damit habe ich nichts zu tun. Ich bin auf der Flucht vor meiner Mutter. Ich hasse sie!“ Endlich hatte er es ausgesprochen.
    Die Bartkäuze drängten Nyroc zu einer hohen Platane am Ufer eines Sees und zwangen ihn zur Landung auf einem dicken Ast. Dann wandte sich der Älteste der drei an den jungen Schleiereulerich und fragte: „Woher sollen wir wissen, dass du nicht als Lauschgleiter für die Reinen arbeitest, Kleiner?“
    „Was ist ein Lauschgleiter?“
    „Ein Spion.“
    „Ich habe euch doch schon gesagt, dass ich mit den Reinen nichts mehr zu tun haben will.“
    „Aber woher sollen wir wissen, ob du die Wahrheit sprichst?“, gab Silberfeder zurück.
    „Woher wissen wir, ob du es ehrlich meinst?“, schloss sich ihm der jüngste Bartkauz an. Er war der Kleinste der Truppe, aber trotzdem einen Kopf größer als Nyroc.
    Der Älteste ergriff wieder das Wort. „Vielleicht hast du eines Tages Gelegenheit zu beweisen, dass du vertrauenswürdig bist. Bis dahin wollen wir dich hier nicht haben. Also flieg weiter oder meinetwegen …“
    „Sag ihm, er soll Ambala sofort verlassen, Raufbold!“, fiel Silberfeder ihm ins Wort.
    „Ambala? Bin ich hier etwa in Ambala?“
    „Richtig. In diesem Land leben friedliebende Eulen. Wir haben in den letzten Jahren sehr gelitten, erst unter den Nesträubern aus Sankt Ägolius und dann unter den Reinen. Aber seit die Wächter von Ga’Hoole die Reinen vernichtend geschlagen haben, leben wir hier in Frieden. Und so soll es auch bleiben.“
    „Ich werde euren Frieden nicht stören, versprochen.“
    „Du kannst uns viel versprechen, Kleiner“, erwiderte Raufbold, aber er klang schon freundlicher als zu Anfang. Er blickte seine beiden Gefährten an und sagte: „Es wird schon hell. Lassen wir ihn doch bis morgen Nacht hierbleiben.“
    Die beiden anderen waren nicht begeistert. Silberfeder entgegnete: „Aber nur unter der Bedingung, dass er diese Platane nicht verlässt. Weiter oben im Stamm gibt es eine Höhle. Da kann er bis zum nächsten Dunkel unterschlüpfen.“
    „Danke. Das ist sehr nett von euch“, sagte Nyroc.
    Der jüngste Bartkauz erwiderte: „Mal sehen, ob du das nachher immer noch findest. In der Höhle spukt es nämlich.“
    „Jetzt mach dem Kleinen keine Angst, Hortense!“
    „Ich wollte nur, dass er Bescheid weiß!“
    Nyroc wunderte sich über die Anrede. War „Hortense“ denn kein Weibchen-Name?
    „Und wer oder was spukt in der Höhle?“, fragte er. „Hoffentlich nicht der Geisterschnabel meines Vaters!“ Nyroc hatte immer noch Angst, Kludds Geisterschnabel könnte ihn weiter verfolgen. Dabei war ihm die bedrohliche Maske bisher nur über dem See erschienen. Und den hatte er hinter sich gelassen.
    „Nein. In der Höhle geht ein Fischuhu namens Simon um. Vor vielen Jahren wurde er von deinem grausamen Vater getötet.“
    „Wie kam es dazu?“ Nyroc fürchtete sich vor der Antwort.
    „Es war ein schreckliches Verbrechen“, sagte Raufbold. „Simon war eine Pilgereule, ein Glaux-Bruder. Er war nach Ambala gekommen, um Gutes zu tun. Er wollte den Schwachen und Bedürftigen helfen. Deinen Vater Kludd hatte es nach einem blutigen Feuergefecht mit den Wächtern hierherverschlagen. Seine eiserne Maske war geschmolzen und hatte ihm das Gesicht verbrannt. Er war schwer verletzt. Simon hat ihn gesund gepflegt.“
    „Wieso hat ihn mein Vater dann getötet?“
    Raufbold sah Nyroc mit seinen gelben Augen durchdringend an. „Weil dein Vater gewissenlos und brutal war, darum. Kludd wollte, dass ihn alle für tot hielten. Darum räumte er die einzige Eule aus dem Weg, die wusste, dass er noch am Leben war.“ Raufbold machte eine Kunstpause und setzte hinzu: „Tja – inzwischen ist er tatsächlich tot.“
    „Aber deine Mutter ist noch am Leben“, sagte Silberfeder. „Sie ist gesund und munter – leider. Sie fliegt umher und wirbt Söldner und Freie Schmiede für ihr Heer an. Es heißt, sie will ihre Krieger mit Feuerkrallen ausrüsten.“
    „Aber Gwyndor hat sich geweigert“, setzte Silberfeder hinzu.
    „Gwyndor kenne ich! Er kann euch bestätigen, dass ich nicht so bin wie meine Eltern.“
    „Gwyndor ist aber nicht hier, Kleiner. Wir können ihn nicht fragen. Er ist in die Hinterlande geflogen“, entgegnete Raufbold.
    „In den Hinterlanden wärst du gut untergebracht, Kleiner“, meinte Silberfeder. „Dort fragt nämlich keiner, wer man ist und wo man
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