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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe
Autoren: Kathryn Lasky
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Gedanken wieder vor sich, wie Ezylryb ihm die Krallen überreicht hatte, und hörte ihn sagen: Die Krallen gehören di r … Sie sind dein Schlüssel zu den Nordlanden. An ihnen erkennt man, dass du mein Ziehsohn bist. Du stehst unter meinem Schutz, als wärst du mein eigener Sohn.
    Mein eigener Sohn! Unvorstellbar für Soren, der schon als halb flügges Eulenkind von den Häschern des Sankt Äggie entführt und in deren fürchterliches „Internat“ verschleppt worden war. Als ihm endlich die Flucht gelungen war, hatte er zu seinen Eltern zurückkehren wollen, doch er hatte die Baumhöhle seiner Familie verlassen vorgefunden. Soren hatte den Verdacht, dass sein eigener Bruder Kludd, der inzwischen Anführer der Reinen war, die Eltern ermordet hatte. Wer bei den Reinen aufgenommen werden wollte, musste nämlich schwören, einen nahen Angehörigen umzubringen. Was für grundverschiedene Schwüre Kludd und ich abgelegt haben! , dachte Soren und er rief sich sein Gelöbnis als Wächter ins Gedächtnis zurück. Wie wohl der Schwur der Reinen lautete? Soren konnte und wollte es sich nicht vorstellen.
    Der Wind drehte sich tatsächlich und gab ihnen von achtern Anschub, sodass sie nun schneller vorankamen. Soren gestattete sich die Hoffnung, dass sie noch vor der Morgendämmerung in der Eisklamm eintreffen würden. Er flog nicht gern tagsüber. Womöglich gab es auch in den unwirtlichen Nordlanden Krähen. Soren war schon einmal von einem Krähenschwarm verfolgt worden. Damals hatte er sich geschworen, dass er nie mehr so leichtsinnig sein würde, aus der schwindenden Dunkelheit in den neuen Tag hineinzufliegen. Ob Otulissa wohl mit Wamme zurechtkam? Soren beschloss, ein Stück zurückzufliegen und nachzuschauen.

Bahn frei!

    „Yuoy bis
Tuoy bit
Tuoy bim
Nuoy bimisch
Vuoyou bimischi
Vuoyven bimont.“
    Soren flog neben die Fleckenkäuzin. „Was führst du denn da für Selbstgespräche, Otulissa?“ Ihr sonderbares Gebrabbel war eindeutig nicht an Wamme gerichtet.
    „Ich übe unregelmäßige Krakisch-Verben“, lautete die Antwort. „Die Nordland-Eulen sprechen zwar unterschiedliche Dialekte, aber Ezylryb meinte, Krakisch wird von allen verstanden.“
    „Ach so. Ich wollte mich nur mal vergewissern, ob du mit Wamme klarkommst.“
    „So gut, wie es eben geht“, entgegnete Otulissa säuerlich und bedachte Wamme mit einem giftigen Blick, den die ältliche Höhlenkäuzin jedoch ignorierte. Ihr schien überhaupt nicht bewusst zu sein, wie tief Otulissa sie verachtete.
    „Jetzt, da sich der Wind gedreht hat, rechne ich damit, dass wir die Eisklamm noch vor dem ersten Hell erreichen. Gylfie soll uns den Kurs ansagen!“, rief Soren über die Schulter und nahm wieder seinen Platz in der Formation ein.
    „In welche Richtung müssen wir uns halten, Gylfie?“
    „Nordnordost, aber der Wind drängt uns ein bisschen nach Westen ab.“ Gylfie legte den Kopf so weit in den Nacken, wie es nur Eulen vermögen. „Unsere Position ist zwei Grad neben dem Schwanz des Kleinen Waschbären. Allerdings stehen die Sternbilder hier im hohen Norden verschoben am Himmel. Das macht das Navigieren knifflig.“
    Das war Soren auch schon aufgefallen. Zum Glück war Gylfie so eine hervorragende Navigatorin. Sie hatte das Navigieren noch bei Strix Struma gelernt und war eine ihrer begabtesten Schülerinnen gewesen.
    Glaux bewahre, dass Gylfies Verstand jemals von Tupfen verwirrt wird! , dachte Soren. Laut fragte er: „Können wir es denn noch im Lauf der Nacht bis zur Eisklamm schaffen?“
    „Das wird knapp.“ Gylfie warf ihrem Freund einen prüfenden Blick zu. Sie wusste, dass er ungern bei Tag flog. „Ich glaube nicht, dass es hier Krähen gibt.“
    „Dein Wort in Glaux’ Ohr.“
    Doch sie hatten nicht mit den Papageientaucherkindern gerechnet.
    Im Lauf der Nacht war der Nebel immer dichter geworden. Die Schwaden schluckten das Licht von Mond und Sternen und bis zum ersten Hell würde es noch mindestens zwei Stunden dauern. Dank des günstigen Windes flogen sie zwei, drei Knoten schneller als vorher. Somit war eigentlich alles in bester Ordnung, doch da schoss plötzlich ein schlingerndes, weißes Federknäuel aus der Nebelsuppe und krächzte schrill: „Bahn frei!“
    „Bitte entschuldige! Ist er mit dir zusammengestoßen?“, erkundigte sich der zugehörige Vater besorgt bei Digger.
    „Beinahe“, erwiderte der Höhlenkauz ärgerlich, doch dann fragte er überrascht: „Bist du das etwa, Dumpy?“
    „Dumpy!“, riefen Soren, Gylfie
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