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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung
Autoren: Kathryn Lasky
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seinem Schlafgemach an der Wand, wo sie seit vielen Jahren vor sich hin rosteten. Jetzt aber waren sie so blitzblank poliert, dass sie funkelten!
    Der junge Schleiereulerich wunderte sich. Die Krallen waren Ezylrybs Geheimnis. Gylfie und er hatten sie nur entdeckt, weil sie sich letzten Herbst verbotenerweise in Ezylrybs Höhle umgeschaut hatten. Er musste sich von dem Anblick richtiggehend losreißen. „Worum geht’s denn?“, wandte er sich an den weisen Alten.
    „Um dich, Kleiner.“
    „Um mich?“
    „Die Krallen gehören dir. Ich reiche sie sozusagen weiter.“
    „Aber warum an mich?“
    „Das hat verschiedene Gründe, aber vor allem, weil du der Anführer eurer Truppe bist.“
    „Als o … eigentlich haben wir es ja Otulissa zu verdanken, dass wir in die Nordlande fliegen. Sie ist zuerst auf die Idee gekommen, dort Verbündete zu suchen. Sie spricht sogar Nordländisch. Man könnte genauso gut sagen, sie ist unsere Anführerin.“
    „Bei so einer Unternehmung steuert jeder bei, was er weiß und kann. Wenn du diese Kampfkrallen trägst, Soren, sehen Moss, Hauk van Hock und der Schmied Orf sofort, dass du von Ezylryb kommst, einst unter dem Namen Lyze von Kjell bekannt. Die Krallen sind sozusagen dein Geleitbrie f – dein Schlüssel zu den Nordlanden.“
    „Mein Schlüssel zu den Nordlanden“, wiederholte Soren leise.
    „An den Krallen erkennt man, dass du mein Ziehsohn bist.“
    „Was ist ein Ziehsohn?“
    „Das bedeutet, dass ich mich um dich kümmere, als wärst du mein eigener Sohn.“
    „Abe r …“
    „Das ist doch ganz einfach. Du hast keine Eltern mehr und ich habe keine Kinder. Ich bin für dich da, aber als mein Ziehsohn hast du auch gewisse Pflichten. Du vertrittst auf eurer Unternehmung nicht nur mich, sondern alle Bewohner des Großen Baums.“
    „Der Tee wäre übrigens so weit, gnädiger Herr. Und ich habe bei Mr s Cook ein paar Milchbeerbrötchen stibitzt.“
    „Komm ruhig herein, Oktavia. Unser Soren kann eine kleine Stärkung gebrauchen.“
    Oktavia glitt in die Höhle und wandte Soren den Kopf zu. „Ich habe schwer geschuftet, um diese Krallen wieder blank zu bekommen. Du weißt bestimmt noch, wie verrostet sie waren.“ Soren bekam einen Schreck. Hatte die Nesthälterin Ezylryb etwa erzählt, dass Gylfie und er in seinen Räumlichkeiten herumgeschnüffelt hatten? Oktavia lachte und Ezylryb stimmte ein.
    Anscheinend findet er es gar nicht so schlimm , dachte Soren.
    Der junge Schleiereulerich trank Tee und knabberte an seinem Brötchen, aber er war immer noch ganz durcheinander und konnte den Blick nicht von den Kampfkrallen wenden. Wo soll ich sie aufbewahren? Wir fliegen doch erst morgen Abend ab.
    Er fragte Ezylryb und der Alte beruhigte ihn: „Keine Sorge, ich hebe sie bis dahin für dich auf.“
    Soren machte sich trotzdem Sorgen. Wie sollte er den anderen Ezylrybs Geschenk erklären? Auf einmal war er furchtbar müde. Er wollte nur noch schlafen. Als er verstohlen gähnte, fragte Oktavia: „Bist du müde, mein Lieber?“
    „Hmmm.“
    Ezylryb spähte durch das Himmelsloch. „Es ist früher Nachmittag. Bis zur Zwischenstunde ist es noch eine Weile hin. Du kannst dich noch ein paar Stunden in deine Schlafhöhle verziehen.“
    „Das mache ich.“ Soren flatterte auf und rief über die Schulter: „Danke für Tee und Brötchen, Oktavia. Und vielen Dank, Ezylry b – für alles!“
    Oktavia hatte das Teegeschirr abgeräumt und die Höhle verlassen. Sie spürte, dass ihr Herr seine Ruhe brauchte. Diesmal plagte ihn kein Gollimop p – jedenfalls kein ernster. Der alte Kreischeulerich musste einfach nur ein Weilchen allein sein.
    Die Gicht in seinem Steuerbordflügel machte ihm wieder zu schaffen, wie immer um diese Jahreszeit. Darum zupfte er sich eine Feder aus dem Backbordflügel, auch wenn die Federn von steuerbords besser schrieben. Er setzte sich an sein Schreibpult, nahm ein Blatt von seinem besten Pergament, tauchte den Federkiel ins Tintenfass und schrieb:
    Die Zeit ist gekomme n –
Ich reiche die Krallen weiter
An einen jüngeren
Tapferen Streiter.
Doch in diesem Krieg ist nichts, wie es früher war,
Uns droht eine neue tödliche Gefahr!
    Die Kralle sticht,
Das Feuer brenn t –
Die Macht der Tupfen
Kaum einer kennt.
Wer ihnen zu nah kommt, wird im Kopf ganz wirr,
Der Magen steht still, die Seele wird irr.
Doch unsere Geschichte ist noch nicht zu End e –
Bringen die tapferen Sechs die Wende?
    Ezylryb legte die Feder nieder und blickte auf. Im Schein der
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