Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
auch kein Fachbuch über Spurensuche oder Navigatio n – Wissensgebiete, auf denen sich Primel als Mitglied der Rettungsbrigade natürlich auskennen musste. Heute stand ihr der Sinn nach Zerstreuung.
    So früh am Abend waren bestimmt noch keine anderen Eulen in der Bibliothek. Primel konnte in einer Sammlung mit Witzen blättern und sich schieflachen, ohne dass sie jemanden störte.

Kein Pronk mehr

    Primel irrte sich. Sie war nicht allein in der Bibliothek.
    Als sie hereinkam, hörte sie Otulissa mit gedämpfter Stimme sagen: „Wenn Wamme nicht gewesen wäre, hätte Strix Struma nicht sterben müssen, Digger. Sie ist eine Verräteri n – ganz bestimmt!“
    „Dass sie eine Verräterin ist, glaube ich auch, aber die Reinen hätten die Insel auf jeden Fall angegriffen“, entgegnete Digger. Dann erblickte er Primel und sagte rasch: „Nanu, Primel! Du bist aber schon früh auf.“
    „Ich konnte nicht schlafen“, schwindelte Primel. „Ihr redet gerade über Wamme?“
    „So wie es aussieht, wird sie nicht mal bestraft“, sagte Otulissa mürrisch.
    „Ich habe gehört, dass sie einen Nervenzusammenbruch hatte. Dass sie krank ist und nicht wusste, was sie getan hat.“
    „Nervenzusammenbruc h – von wegen! Und ich kann euch sagen, was sie getan hat! Wamme hat nicht nur für den Feind spioniert und Bücher vernichtet, sie hat auch gehortet.“
    „Gehortet? Letzten Winter gab’s hier nicht zu horten“, sagte Digger.
    „Oh doch! Alle haben während der Belagerung Hunger gelitten, nur Wamme nicht! Sie hat sich heimlich aus ihrem Privatvorrat an Milchbeeren und Ga’Hoole-Nüssen bedient und zugeschaut, wie wir anderen so mager wurden, dass wir durch jedes Astloch gepasst hätten.“
    „Ich passe immer noch durch jedes Astloch“, witzelte Primel. Schließlich war sie hergekommen, um sich zu amüsieren und abzulenken, nicht, um ernste Gespräche zu führen.
    „Ich wollte mich nicht über deine Körpergröße lustig machen, Primel“, erwiderte Otulissa, „aber du warst auch ganz schön abgemagert. Du warst ja kaum noch größer als ein Kolibri.“
    Primel unternahm einen Versuch, das Thema zu wechseln. „Was liest du denn da, Otulissa?“
    „Das Buch heißt: Wie man Wasser- und Metalladern aufspürt , und ein Kapitel stammt von Strix Emerilla, du weißt schon, meiner Vorfahri n …“
    „ … der berühmten Wetterwissenschaftlerin, ja, ich weiß.“ Otulissa verschlang alles, was Strix Emerilla geschrieben hatte, und ließ keine Gelegenheit aus, ihre bedeutende Ahnin zu erwähnen. Das ging ihren Freunden zwar auf die Nerven, aber Primel freute sich, dass Otulissa allmählich wieder die Alte war.
    „Das mit dem Horten wusste ich noch gar nicht“, sagte Digger. „Schlimm, so was. Umso gespannter bin ich, wie das Parlament über Wammes Fall entscheidet.“ Er warf Otulissa einen verschwörerischen Blick zu. „Warst du in letzter Zeit mal wieder unten?“
    Diese Anspielung verstanden nur Eingeweihte, aber Primel hatte die „Bande “ – so wurden Soren, Gylfie, Morgengrau und Digger von den anderen Eulen oft genann t – einmal belauscht, als sie sich darüber unterhielten. Daraufhin hatte sie den vieren natürlich Stillschweigen geloben müssen. Es ging um eine bestimmte Stelle im Wurzelwerk des Großen Baums, die unter dem Parlamentssaal lag. Dort leiteten die Wurzeln den Schall, und man konnte alles verstehen, was auf den geschlossenen Sitzungen des Eulenparlaments besprochen wurde. Etwas Schlimmeres, als das Parlament zu belauschen, hatte die „Bande“, Otulissa eingeschlossen, aber noch nie angestellt. Trotzdem: Lauschen gehörte sich ganz und gar nicht. Alle hatten deswegen ein schlechtes Gewissen, aber sie konnten es einfach nicht lassen. Sie dachten sich immer neue Gründe aus, weshalb es unbedingt sein musste.
    „Das ist doch Unsinn, dass Wamme einen Nervenzusammenbruch hatte“, fing Otulissa wieder an. „Die Alte ist nicht zersprungen, glaubt mir.“
    „Zersprungen? Was meinst du damit?“
    „Zerspringen ist noch schlimmer als die Mondwirrnis, von der uns Gylfie und Soren nach ihrer Flucht aus Sankt Ägolius berichtet haben.“
    „Noch schlimmer?“, sagte Digger zweifelnd.
    „Oh ja. Das weiß ich aus dem Buch Tupfitis und andere Störungen des Muskelmagens , das Wamme erst beschlagnahmt und dann vernichtet hat.“
    „Und was stand da über Zerspringen drin?“, wollte Digger wissen.
    „Als o …“, begann Otulissa, doch dann legte sie auf einmal die Federn an, wie Eulen es machen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher