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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung
Autoren: Kathryn Lasky
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dass es hier Tupfen gibt“, sagte Gylfie skeptisch.
    Otulissa trippelte mit der Wünschelrute im Schnabel voraus. Die Viererbande folgte der Fleckenkäuzin durch das Wäldchen auf der Südseite der Insel. Otulissa stellte sich heute ziemlich ungeschickt an. Andauernd ließ sie die Rute fallen.
    „Stellt euch vor, wie das Ding in Sankt Ägolius ausschlagen würde!“, sagte Morgengrau.
    „Es würde glatt mitten durchbrechen“, pflichtete ihm Digger bei. Otulissa ließ die Rute schon wieder fallen. „Hör mal, Otuliss a – soll ich es nicht lieber versuchen? Ich bin das Laufen schließlich gewohnt.“
    „Einverstanden. Mir tut vom Halten schon der Schnabel weh.“
    Digger packte die Wünschelrute und marschierte mit langen Schritten weiter, wobei er den Kopf von einer zur anderen Seite drehte.
    Die anderen Eulen langweilten sich ein bisschen. Bis jetzt hatte die Rute noch kein einziges Mal ausgeschlagen. Trotzdem war Soren froh über die Ablenkung, denn sonst hätte er sich bestimmt die ganze Zeit Sorgen um seine kleine Schwester gemacht. Offiziell litt Eglantine an Sommerdurchfluss. Man hatte sie in die Krankenstube gebracht. Dort schlief sie fast ununterbrochen und träumte einen wunderschönen Traum, wie sie selbst behauptete. Allerdings hatte die Krankenpflegerin gemeldet, dass Eglantine inzwischen öfter wach war, ja, am vergangenen Abend hatte sie sogar mit Primel und Ginger einen kurzen Ausflug unternommen.
    Die Nacht neigte sich dem Ende zu. Bald war es Zeit, in den Baum zurückzufliegen, das Tagmahl einzunehmen und schlafen zu gehen. Die Eulen ließen die Wünschelrute Wünschelrute sein und gönnten sich noch einen Flug über das mondbeschienene Hoolemeer. Es war ein heißer Tag gewesen, das versprach kräftige Sauser. So hießen die ablandigen Winde, die von der sich abkühlenden Insel aufstiegen. Land kühlte nämlich schneller ab als Wasser, und von den dabei entstehenden Luftströmungen konnte man sich wunderbar tragen lassen. Die Eulen glitten auf den Sausern waghalsig hoch und runter und amüsierten sich prächtig.
    Gylfie entdeckte Eglantine und Ginger.
    „Guck mal, Soren, da kommt deine Schwester!“
    „Wie schön! Dann geht es ihr bestimmt besser.“ Soren glitt mit dem Sauser empor und rief vom höchsten Punkt: „Huhu, Eglantine, huhu, Ginger!“ Er bezog Ginger bewusst mit ein, denn er stimmte Eglantine inzwischen zu: Ginger hatte bei den Reinen kein Benehmen lernen können. Sorens Freundlichkeit schien dem Schleiereulenmädchen mit dem rötlichen Gefieder gutzutun. Es war jetzt viel umgänglicher und gab sich Mühe, sich anzupassen. Die drei jungen Eulen ließen sich auf einer Fichte nieder, deren Wurzeln in den Klippen Halt gefunden hatten.
    „Wo kommt ihr denn her, ihr beiden?“
    „Wir sind fast über das halbe Meer geflogen“, verkündete Eglantine stolz. „Ich bin gar nicht mehr so müde. Das liegt bestimmt an dem Heiltrank, den ich in der Krankenstube bekommen habe.“
    „Deine Schwester hat auch wieder Kraft in den Flügeln“, setzte Ginger hinzu.
    Eglantine behielt für sich, dass sie zwar weniger schlief, dass ihre Träume dafür aber immer lebendiger wurden. Sie war inzwischen überzeugt, dass es gar keine Träume waren, sondern Wirklichkeit. Irgendwo gab es tatsächlich eine Höhle wie jene, in der Soren und sie geschlüpft ware n – und dort wartete ihre Mama auf die Rückkehr ihrer Kinder. Der Baum mit der Höhle stand aber nicht im Wald von Tyto, sondern woanders, vermutlich in den Schnabelbergen. Im Traum hatte Eglantine einen See erblickt, an dessen Ufer die alte Tanne stand. Sie hatte noch niemandem davon erzählt, auch nicht Primel oder Ginger, aber sie hielt sich nachts absichtlich wach und unternahm Ausflüge, damit sie bald wieder kräftig genug war, um ihre Mutter zu besuchen.
    Dann würde Soren sie bewundern und ihr ewig dankbar sein, weil sie die Eltern wiedergefunden hatte. Er würde sie von da an überallhin mitnehmen und nie mehr ausschließen, und die Familie wäre wieder glücklich vereint. Eglantine hatte sich schon überlegt, dass sie eine Hälfte des Jahres alle zusammen im Großen Ga’Hoole-Baum und die andere Hälfte in ihrer eigenen Höhle in den Schnabelbergen oder sogar wieder in Tyto leben konnten. Mama und Papa waren so klug, dass Boron und Barran sie bestimmt zu Rybs ernennen würden. Eglantine konnte es kaum erwarten!
    Die kleine Eulenschar machte sich auf den Rückflug. Im Speisesaal setzten sie sich an Mr s P.’s Tisch.
    „Ich habe
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