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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung
Autoren: Kathryn Lasky
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Rücken beigebracht. Aber die Maus war noch nicht tot. Sie wand sich in Qualen und piepste jämmerlich. Die Eule jedoch trällerte ein Liedchen und kitzelte ihre sterbende Beute mit einem Grashalm. Dann erblickte Soren eine zweite Eule und war noch entsetzter, als er seine Schwester erkannte. Eglantine saß reglos da und schaute Gingers grausamem Treiben zu, das gegen sämtliche Jagdgesetze der Eulenwelt verstieß. Hatten Gingers Eltern ihr nicht beigebracht, wie man sich zu verhalten hatte? Soren ertrug es nicht länger. Er stürzte sich auf die gepeinigte Maus, brach ihr das Genick und schlang sie mit dem Kopf zuerst herunter.
    „Du spinnst wohl? Das war meine Maus!“, protestierte Ginger.
    Soren erwiderte empört: „Du bist eine Schande für den Baum, ja, eine Schande für das ganze Eulengeschlecht! Man spielt nicht mit seiner Beute! Du hast es nicht verdient, diese Maus zu fressen.“ Er wandte den Kopf nach Eglantine. „Und du fliegst sofort zum Baum zurück! Wir sprechen uns in meiner Höhle.“ Eglantine blinzelte träge, als erwachte sie aus einem Zauberschlaf.
    „Scheuch deine Schwester nicht immer herum! Das kann sie nicht leiden. Außerdem fühlt sie sich ausgeschlossen, weil ihr sie nie mitmachen lasst“, entgegnete Ginger frech.
    „Hauptsache, sie macht bei so etwas nicht mit!“, kreischte Soren so zornig, dass Ginger sich unwillkürlich duckte. „Ab mit dir, Eglantine! Ja und was dich betrifft, Ginge r – ich werde den Vorfall Boron und Barran melden.“
    „Bitte verpetz Ginger nicht, Soren!“, flehte Eglantine. „Sie ist bei den Reinen aufgewachsen und weiß es nicht besser. Sie kennt unsere Regeln nicht.“ Beide Eulenmädchen brachen in Tränen aus.
    „Ich weiß es wirklich nicht besser“, sagte Ginger dann in überraschend zerknirschtem Ton. „Die Reinen haben mir nur lauter Gemeinheiten beigebracht.“
    „Was du mit der Maus gemacht hast, war nicht gemein, sondern grausam!“
    „Du hast ja Recht. Euer Bruder Kludd ist furchtbar grausam.“
    „Aber Eglantine und ich sind nicht grausam, auch wenn wir im selben Baum und im selben Nest von denselben Eltern aufgezogen wurden wie Kludd. Benutz unseren Bruder nicht als Ausrede. Du lebst jetzt lange genug unter zivilisierten Eulen. Hast du dir denn gar nichts von uns abgeschaut?“
    „Oh doch. Von deiner Schwester.“
    Eglantine gähnte. Als Soren von ihrem elterlichen Nest gesprochen hatte, war ihr der schöne Traum wieder eingefallen.
    „Wieso gähnst du schon wieder, Eglantine? Schläfst du nicht genug oder was?“
    „Ich glaube beinahe, sie hat Sommerdurchfluss“, sagte Ginger.
    „Sos o – du bist wohl eine Heilkundige?“
    „Bitte verpetz Ginger nicht, Soren“, wiederholte Eglantine gähnend. Sie konnte die Augen kaum noch offen halten.
    „Also meinetwegen. Aber weißt du was, Eglantine? Ab heute schläfst du bei uns. Dann fühlst du dich auch nicht mehr ausgeschlossen.“
    „Ist gut“, nuschelte Eglantine schläfrig.
    „Und ich?“, jammerte Ginger.
    „Was soll mit dir sein?“
    „Ich darf anscheinend nicht mitkommen. Jetzt fühle ich mich ausgeschlossen.“
    „Selber schuld! Gewöhn dir erst mal ab, mit deiner Beute zu spielen, dann können wir weitersehen.“
    Soren richtete Eglantine in seiner Schlafhöhle ein Lager her, dann machte er sich auf die Suche nach Gylfie. „Du glaubst nicht, was ich eben gesehen habe!“
    „Guck mal da!“ Gylfie deutete mit dem Schnabel auf Ellies Auslagen. „Das ist bestimmt mindestens so unglaublich!“
    Otulissa beugte sich über einen unscheinbaren, gegabelten Stock und machte verzückt „Oh!“ und „Ah!“ Dann begann sie zu handeln: „Den muss ich unbedingt haben! Was willst du dafür? Leider habe ich schon fast alle meine Glückssteine gegen das Schaubild eingetauscht. Du bist wirklich eine begnadete Sammlerin, Ellie!“
    Soren glaubte erst, dass ihm sein außergewöhnlich gutes Gehör einen Streich spielte. „Was will sie denn mit dem ollen Stock? Und um was für ein Bild geht es? Und wieso ist Ellie auf einmal begnadet?“ Otulissa konnte die Elster doch nicht leiden!
    „Otulissa ist auf eine Goldgrube gestoßen“, raunte Gylfie aufgeregt. „Der ‚Stock‘ ist eine Wünschelrute für Tupfen, und das Schaubild kombiniert eine Darstellung des Eulengehirns mit einem Schema des Muskelmagens. Damit lässt sich vielleicht Tupfitis verstehen.“
    „Ach so. Ich dachte schon, du meinst echtes Gold“, sagte Soren.

Ein bedeutsamer Tausendfüßer

    „Ich glaube ja nicht,
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