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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung
Autoren: Kathryn Lasky
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solchem Schwachsinn schier der Magen umdrehte.
    „Na gut, dann sei doch so nett und fang mir eine schöne, dicke Wühlmaus mit ordentlich Fleisch, Fell und Knochen, damit mein Muskelmagen was zu tun kriegt.“ Und damit ich solange in Ruhe nachdenken kann.
    Die Nordlande! Seit der hässliche Fischuhu sie erwähnt hatte, überschlugen sich Kludds Gedanken. Doch er musste besonnen vorgehen. Nicht dass er wieder eine solche Niederlage erlitt wie bei Ezylrybs missglückter Entführung. Allerdings war Kludd dabei auch nicht sonderlich überlegt vorgegangen. Nein, sein eigentlicher Plan hatte darin bestanden, ein Eulenheer um sich zu scharen und das Sankt-Ägolius-Internat für verwaiste Eulen, auch „Sankt Äggie“ genannt, zu überfallen. Die Eulen vom Sankt Äggie entführten schon seit Jahren Jungtiere und brachten ihnen unter anderem bei, wie man aus Gewöllen die sogenannten Tupfen herausholte. Wer über Tupfen verfügte, konnte Waffen von unvorstellbarer Vernichtungskraft erschaffen, Waffen, die nicht einfach nur tödlich waren, sondern die den Verstand gegnerischer Eulen verwirrten. Das Sankt Äggie besaß den größten Tupfenvorrat überhaupt, aber die Eulen dort konnten nichts mit ihrem Schatz anfangen. Trotzdem hatten diese Dummköpfe die Festung der Reinen entdeckt und den Versuch unternommen, die Eulenkinder zu rauben, die Kludd und eine Gruppe anderer Tytos entführt hatten. Das hatten sich die Reinen natürlich nicht gefallen lassen und ihrerseits versucht, ihren rechtmäßigen Besitz zurückzuerobern. So sahen sie das jedenfalls. Während sich die beiden Streitmächte eine erbitterte Schlacht geliefert hatten, hatten Hunderte noch nicht flügger Eulenküken hilflos und zum Teil schwer verletzt auf der Erde gehockt. Dieser Vorfall hatte der ganzen Eulenwelt vor Augen geführt, dass es eine noch bedrohlichere Macht gab als das Sankt Äggie. Seither waren vor allem jene edelmütigen Eulen äußerst wachsam, die sich die „Wächter von Ga’Hoole“ nannten. Sie bewohnten den Großen Ga’Hoole-Baum und flogen Nacht für Nacht aus, um Gutes zu tun. Eben jene Eulen hatten seinerzeit die verwaisten Eulenkinder gerettet und in ihren Baum gebracht.
    Vor der Großen Kükenrettung waren die Reinen ein Geheimbund gewesen. Sie hatten im Verborgenen ihre Truppen sammeln und ihre Taktik ausarbeiten können. Inzwischen wurden sie von den Wächtern gnadenlos verfolgt. Sogar der sagenhafte Krieger aus den Nordlanden war aus der Versenkung aufgetaucht. In seiner Heimat war er als „Lyze von Kjell“ bekannt, in den Südlanden als „Ezylryb“. Bei dem Entführungsversuch war es Kludd allerdings nicht um den Krieger Lyze gegangen, sondern um den berühmten Gelehrten Ezylryb. Es hieß, sein Wissen sei unübertroffe n – er kannte sich mit Wind, Wetter und Feuer aus, aber auch mit den Dingen des Lebens. Vor allem wusste er über Tupfen und ihre zerstörerischen Eigenschaften so gut Bescheid wie niemand sonst.
    Als die Reinen die geraubten Küken eingebüßt hatten, hatte sich Kludd entschlossen, seine Vorgehensweise zu ändern. Ein Verbündeter wie Ezylryb zählte mehr als hundert Jungeulen. Der Alte war zu schlau, um in eine gewöhnliche Falle zu fliegen, darum hatte Kludd ein Teufelsdreieck eingerichtet. Er hatte drei Bäume ausgewählt, die in einem Dreieck standen, und in jede Baumkrone einen Beutel voll Tupfen gelegt. Auf diese Weise war ein Magnetfeld entstanden, das den Orientierungssinn des Kreischeulerichs schwer durcheinandergebracht hatte. Nie hätte Kludd damit gerechnet, dass jemand dieses Magnetfeld außer Kraft setzen könnte! Doch genau das war passiert. Befreundete Eulen waren Ezylryb zu Hilfe gekommen und hatten das Magnetfeld geknackt wie einen morschen Ast. Höhere Magnetkunde war eines von Ezylrybs Spezialgebieten und das machte ihn für Kludd so wertvoll.
    Es war zu einem erbitterten Kampf zwischen den Reinen und Ezylrybs Freunden gekommen. Der fassungslose Kludd war seinem Bruder Soren wieder begegnet, den er als flugunfähiges Küken aus dem elterlichen Nest gestoßen hatte. Kludd hatte seinen kleinen Bruder dem Hohen Tyto, dem Oberhaupt der Reinen, ausliefern wollen. Nur wer ein Familienmitglied opferte, konnte in den Rang eines Allerreinsten aufsteigen. Leider hatte es nicht geklappt. Die Schergen des Sankt Äggie hatten Soren mitgenommen. Doch nun war Soren wieder aufgetaucht und hatte ihn, Kludd, beinahe umgebracht. Und schlimmer noch: Jeder wusste jetzt, wo sich die Festung der Reinen befand.
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