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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)
Autoren: Mark Charan Newton
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Dahinter aber lauerte noch etwas, eine bösartige und gehässige Intelligenz, die er mitunter anzapfte. Einige flüsterten, eigentlich stecke seine Frau dahinter, und wirklich war es Brynd schleierhaft, wie Lutto erfolgreich eine Stadt regieren konnte. Er war erst wenige Wochen in Villiren und begann schon, sich über Luttos Auftreten mächtig zu ärgern – über seine Ausdrucksweise und seine Art, Menschen zu behandeln, darunter auch ihn selbst.
    »Wie weit ist es noch?«, wollte er wissen.
    »Immer diese Ungeduld. Ein Soldat, dünkt mich, sollte –«
    »Wie weit ?«, knurrte Brynd.
    »Verzeihung, Kommandeur! Wir sind gleich da, in zehn Minuten. Das verspricht Lutto.«
    »Verratet Ihr mir bei Gelegenheit, warum ich auf dieser Expedition Zivil tragen sollte?« Brynd trug ein einfaches braunes Gewand, einen langweiligen grauen Umhang und einen breitkrempigen, tief in die Stirn gezogenen Hut und hatte sich sogar etwas Erde ins Gesicht geschmiert, um die Tatsache zu bemänteln, dass er ein Albino war.
    »Einigen dieser Leute gegenüber muss man unbedingt getarnt auftreten«, war alles, was der Dicke zur Antwort murrte, und Brynd war seine rätselhafte und ausweichende Redeweise inzwischen gewöhnt. Sie ging ihm gewaltig gegen den Strich, doch er konnte den bedeutungsschweren Sätzen mit ihren verborgenen Bedeutungen einfach nicht entgehen.
    Und es war ja nicht so, als wäre Brynd nicht selbst mit ein paar Geheimnissen belastet.
    Diese kleine Reise, so hatte Lutto gesagt, könnte für die Verteidigung der Stadt entscheidend sein, und Brynd war sehr daran interessiert, all seine Möglichkeiten auszuloten. Sich angemessen auf die wahrscheinliche Belagerung durch einen ungleichen Gegner vorzubereiten, war unerlässlich.
    Dieser Gang erinnerte ihn an die ebenso gekrümmten und dunklen unterirdischen Wege in Villjamur, die auch keinem Zweck zu dienen schienen, obwohl der hier neueren Datums und seine Steine mitunter noch scharfkantig waren. Fünf Minuten später erreichten sie eine noch tiefere Ebene, was Brynd daran merkte, dass der Pfad sich ein wenig stärker abwärts neigte. Ratten flohen vor ihnen den Gang entlang und jagten Schatten nach. Es roch immer stärker nach Räucherstäbchen, der Lärm einer nahen Menschenmenge nahm immer deutlicher Gestalt an, und Brynds Herzschlag beschleunigte sich ein wenig.
    »Wir sind fast da«, flüsterte Lutto und wies nach vorn.
    Sie öffneten zwei unauffällige Türen und betraten den Versammlungssaal; ein weites Steinrund, dessen Sitzreihen sich abwärts zu einer Art Bühne verengten, einem mit Seilen abgetrennten Quadrat mit einer Länge von vierzig Schritten. Pfeiler trennten die beiden rivalisierenden Zuschauerränge, auf denen gesungen und gepfiffen wurde. Vier-, fünfhundert Menschen waren bereits zugegen, und die Reihen füllten sich zügig. In Dutzenden aufgesockelter Urnen züngelte ein flüssiges Feuer und erhellte diesen Ort tief unter der Stadt in erstaunlichem Maße.
    Brynd betrachtete die Versammlung ungläubig. »Ist so was denn legal?«
    »Ihr Soldaten!«, lachte der dicke Bürgermeister. »Ewige Paragrafenreiter. Lutto kann dem Kommandeur versichern, dass alles hier durch unsere ehrwürdige Gemeindeordnung gedeckt ist.«
    Brynd funkelte ihn zornig an. »Gemeindeordnung, ja? Das klingt fadenscheinig. Ich vermute, auch Ihr profitiert von dem, was hier unten stattfindet?«
    »Eine geringe Gebühr kassiere ich dafür, mehr nicht«, erwiderte Lutto lächelnd. »Wir müssen versuchen, endlich etwas von diesem schlechten Geld zu verwenden. Wenn ich dies alles unterbinden würde, könnten wir unerlässliche Dinge nicht bezahlen, und Lutto müsste die ganze Zeit Menschen hinterherhetzen, die stärker und schneller sind als er.«
    Du gibst ohnehin kaum Geld für kommunale Aufgaben aus, dachte Brynd. Ich hab die Bilanzen doch gesehen!
    Die unheimliche Atmosphäre des Saals wurde noch durch verblüffende, gallertartige Lichtquellen gesteigert, die an Nägeln befestigt oder in kleinen Käfigen versammelt waren. Ab und an begossen fleißige Hände sie mit Wasser, was sie stärker leuchten und zudem flackern und oszillieren ließ.
    »Was sind das für Lampen?«, fragte Brynd.
    »Eingefangenes Meeresleuchten«, erwiderte Lutto. »Wir bedienen uns dieser Algen noch nicht lange, und ökologisch ist das auch nicht ratsam, lässt sich aber nicht vermeiden.« Von Meeresleuchten hatte Brynd noch nie gehört. Lutto wollte schon etwas hinzusetzen, besann sich aber eines Besseren.
    Als sie
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