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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin
Autoren: Sybille Schrödter
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Fisch.
    »Gut gemacht«, zischte einer der Kerle Benedicta höhnisch ins Ohr. Er hielt den schlafenden Leon auf dem Arm. »Nun bekommst du zur Belohnung für dein Schweigen auch dein Kind wieder.«
    »Und damit du gar nicht erst auf dumme Gedanken kommst, nehme ich es.« Adelheit griff in ihre Geldkatze, händigte den Männern ihren Lohn aus und ließ sich Leon auf den Arm geben.
    Hastig verabschiedeten sich die beiden Häscher.
    »Woher wusstest du, wo ich war?«, fragte Benedicta mit belegter Stimme.
    »Ich stellte fest, dass mein Sohn seinen Wachposten verlassen hatte, und da schaute ich nach. Nun, und wo solltet ihr schon sein? Da schickte ich die beiden Männer aus, die dich suchen sollten.«
    »Habt Ihr ihnen befohlen, Berchta im Wald zurückzulassen?«
    Adelheit blieb ihr eine Antwort schuldig. »Conrat werde ich morgen etwas erzählen! Wie kann man nur so leichtgläubig sein und dir vertrauen?«
    »Wie es Euch beliebt. Aber als Euer Sohn den Wachposten verließ, war er sicherlich nur müde. Und das bin ich jetzt auch. Ihr verzichtet sicher auf das weiche Bett, weil Ihr mich bewachen müsst.«
    Scheinbar genüsslich streckte sich Benedicta auf der Bettstatt aus. Adelheit sollte auf keinen Fall merken, dass sie am ganzen Körper zitterte und völlig verzweifelt war. Dass man sie wieder eingefangen hatte, war dabei gar nicht so wichtig, sondern dass Adelheit sich nicht scheute, sogar das Kind für ihre teuflische Rache zu missbrauchen. Sie würde kein Auge zutun, solange diese Frau Leon in den Armen hielt.

62
    Am nächsten Morgen betrat Conrat in fröhlicher Stimmung das Zimmer seiner Mutter. »Hast du gut geschlafen?«, fragte er, bevor es ihm die Sprache verschlug. Fassungslos starrte er Benedicta an, die reisefertig auf einem Schemel saß. Bevor er eine unbedachte Äußerung tun konnte, fuhr sie ihn an: »Ja, schau nicht so, dass ich im Zimmer deiner Mutter bin! Ich wollte fliehen heute Nacht, während du süß und selig schliefst, und das wäre mir auch beinahe gelungen. Aber sie hat mein Verschwinden bemerkt und mir betrunkene Kerle aus der Schenke hinterhergejagt.«
    »Und wo ist die Amme?«
    »Die haben sie allein im Wald zurückgelassen. Sag deiner Mutter, ich will sie wiederhaben. Bis Regensburg ist es noch weit. Das Kind kann doch nicht hungern.«
    »Mutter, da hat sie recht. Wir sollten die Amme suchen.«
    »Du hältst lieber den Mund. Du bist schuld, dass sie sich fortschleichen konnten. Du hast sie nicht bewacht. Unter diesen Umständen muss ich mir sehr gut überlegen, ob du diese Marie heiraten …« Adelheit schlug sich die Hand vor den Mund.
    »Was höre ich da? Er soll eine andere heiraten? Habt Ihr den Provinzial etwa belogen? Dann bringt mich sofort zurück nach Nürnberg!« Benedicta war sichtlich bemüht, empört zu klingen.
    »Ich habe mich versprochen«, versuchte sich Adelheit herauszureden. »Ihr werdet euch schon verstehen. Wenn ihr erst einmal eigene Kinder habt, nicht wahr, mein Sohn?«
    Zornig funkelte Conrat seine Mutter an, aber auch Benedicta bedachte er mit einem Blick, der alles andere als freundlich war.
    Benedicta betete inständig, Conrat möge merken, was seine Mutter mit diesem Gerede beabsichtigte. Sie versuchte ihm damit zu drohen, dass er sie heiraten müsse, wenn er sie nicht endlich aus dem Weg schaffte.
    »Du kannst mir übrigens mein Kind wiedergeben«, fauchte Benedicta. »Jetzt seid ihr ja wieder zwei, die auf mich aufpassen.«
    Zögernd reichte Adelheit ihr Leon, der dabei aufwachte und in lautes Gebrüll ausbrach.
    »Noch könnten wir die Amme suchen. Weit kann sie nicht gekommen sein«, schlug Benedicta vor.
    »Sie bleibt, wo sie ist!«, zischte Adelheit.
    Schweigend bestiegen sie schließlich den Pferdewagen und nahmen den Handelsweg nach Regensburg. Benedicta, die im Zimmer ihrer Stiefmutter kein Auge mehr zugetan hatte, kämpfte die ganze Zeit gegen eine bleierne Müdigkeit an. Und hätte das Kind nicht vor Hunger gebrüllt, sie wäre wohl eingeschlafen.
    Conrat hingegen war in grüblerisches Schweigen verfallen. Nur Adelheit hatte derartig gute Laune, dass es Benedicta kalte Schauer über den Rücken jagte. Die Alte führte etwas im Schilde. Wenn sie nur gewusst hätte, was sie plante. Sie musste sie unbedingt im Auge behalten. Wähnte sie sich so sehr in der Sicherheit, dass Conrat sie schon aus dem Wege räumen werde?
    Als sie an einen Fluss kamen, über den ein schmaler hölzerner Steg führte, forderte Adelheit ihren Sohn zum Anhalten auf.
    »Der Wagen
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