Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin
Autoren: Sybille Schrödter
Vom Netzwerk:
aber nichts tun«, fauchte sie zurück.
    Konstantin hielt den Atem an. Jetzt hörte er den Pferdewagen an ihrem Versteck vorüberfahren, sprang mit einem Satz hinter dem Baum hervor und rannte auf den Wagen zu.
    Mit einem lauten Schrei packte er Conrat, zog ihn vom Kutschbock und warf ihn zu Boden. »Du wirst ihr nichts mehr zuleide tun, du Ohrfeigengesicht!«
    Er hätte den jungen Mann wohl windelweich geschlagen, wenn Benedicta nicht laut gebrüllt hätte: »Aufhören! Du vergreifst dich an dem Falschen!«
    Konstantin sah Benedicta verdattert an. »Aber das ist doch der Bursche aus Regensburg, der vorgibt, dich heiraten zu wollen, und Übles im Sinn hat.«
    Conrat rappelte sich auf und fragte wütend: »Und wer ist das? Der mir fast alle Knochen gebrochen hat?«
    »Das ist Konstantin. Das ist der Mann, den Benedicta liebt«, erklärte die Amme vorlaut.
    »Ich will mich ja nicht in deine Angelegenheiten einmischen, aber die Art und Weise, wie er Fremde begrüßt, missfällt mir«, knurrte Conrat und rieb sich den Arm.
    »Aber nun sag mir doch, warum ich ihn nicht verprügeln soll?« Konstantin stand immer noch mit geballten Fäusten da.
    »Weil er mich vor dem sicheren Tod gerettet hat«, erwiderte Benedicta, während sie der Amme das Kind in die Arme legte, vom Wagen rutschte und auf Konstantin zutrat. Ganz dicht vor ihm blieb sie stehen und sah ihm in die Augen.
    Er erwiderte ihren innigen Blick und fasste nach ihren Händen. Eine halbe Ewigkeit lang standen sie so da, und ihre Blicke verschmolzen miteinander, bis sich schließlich ihre Münder fanden und sie sich lange und leidenschaftlich küssten.
    Dort, wo gestern noch der Mühlstein schwer in ihr gelastet hatte, wurde ihr auf einmal heiß. Wie ein kleines Feuer loderte es in ihrem Leib. Sie spürte das unbändige Verlangen, seine Frau zu werden. Sie küssten sich immer und immer wieder, bis sich Conrat laut räusperte.
    »Wenn Ihr nichts dagegen habt, wäre ich gern vor dem Garaus in Nürnberg.«
    Benedicta und Konstantin stoben auseinander und lachten.
    »Wir müssen nur noch etwas in den Bären zurückbringen«, erklärte Konstantin. »Kommt ihr ruhig mit dem Wagen nach. Wir treffen uns dort.«
    Er hob Benedicta behutsam auf sein Pferd, sprang hinter ihr auf und ritt mit ihr davon.

64
    Benedicta, Konstantin, Conrat, die Amme und Leon kamen rechtzeitig am Frauentor an. Der grimmig dreinblickende Narbengesichtige hielt den Wagen an. Verächtlich deutete er auf Benedicta. »Was will die denn schon wieder hier?«
    »Dein Ton gefällt mir nicht«, entgegnete Konstantin. »Ich glaube, du solltest kein Tor bewachen, durch das Handelsreisende die Stadt betreten. Sonst bekommen sie einen schlechten Eindruck von unserer Stadt.«
    »Aber Herr, ich meinte nur, dieses Weib hat ja wohl einiges auf dem Kerbholz, und da …«
    »… hast du sie meiner Mutter für ein paar lumpige Pfennige ausgeliefert«, mischte sich Conrat ein.
    Jetzt erkannte der bullige Kerl den Regensburger und lief rot an.
    »Die Herren im Rat sehen es nicht gern, wenn sich die Torwächter auf die Weise ihr Zubrot verdienen. Geh aus dem Weg!«, bemerkte Konstantin verächtlich.
    Das Narbengesicht gehorchte.
    In diesem Augenblick kam Jasper angerannt.
    »Ihr habt es geschafft, wie ich sehe!«, rief er freudestrahlend.
    »Ja, meine Verlobte, ihr Bruder, unser Kind und unsere Amme.«
    »Ihr Bruder? Ich dachte, den sollte sie heiraten?«
    »Aber Jasper, man kann doch nicht seinen Bruder heiraten!«, neckte Benedicta ihn.
    »Und was ist mit dem Zeidler?«
    »Der lebt mit seiner Braut im Reichswald.«
    Jasper schien sichtlich verdutzt, doch dann machte er eine wegwerfende Bewegung. »Hauptsache ist ja doch, dass Ihr sie sicher in die Stadt zurückgebracht habt.«
    Konstantin bat Jasper, ganz nahe zu kommen. »Und Euch werde ich schnellstens einen jungen Wächter zur Seite stellen lassen, der die Menschen nicht so verschreckt wie der da«, flüsterte er.
    Jaspers Gesicht hellte sich auf. »Das wäre zu schön!«, seufzte er und ließ den Wagen passieren.
    »Wo dürfen wir Euch absetzen?«, fragte Konstantin Conrat.
    »Ich möchte auf dem schnellsten Weg zum Haus des Tuchhändlers Teffler, um Marie endlich den Antrag zu machen …« Dann stockte er und sah Benedicta erschrocken an. »Aber kann ich das jetzt überhaupt noch tun? Ich meine, verfüge ich überhaupt noch über die Mittel, nachdem du jetzt eine freie Frau und die rechtmäßige Erbin Deines Vaters bist?«
    »Wenn es nach mir ginge, überließe ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher