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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin
Autoren: Sybille Schrödter
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dir gern das Geschäft und das Haus meines Vaters. Ich möchte nämlich nicht nach Regensburg zurück.«
    Benedicta suchte Konstantins Blick.
    »Nein, sie bleibt natürlich in Nürnberg«, bekräftigte er im Brustton der Überzeugung.
    »So?« Benedicta lachte.
    Konstantin sah sie verdutzt an, bis er sich an den Kopf fasste und grinste. »Benedicta, willst du meine Frau werden?«
    Sie fiel ihm um den Hals und jauchzte. »Ja, ich will deine Frau werden.« Dann fügte sie hinzu: »Würdest du auch eine arme Frau nehmen?«
    Konstantin stöhnte gespielt auf. »Ungern.«
    »Conrat, behalte du meines Vaters Geschäft und sein Haus und werde dort mit deiner Marie glücklich. Ich möchte nur dreierlei aus dem Haus haben.«
    »Alles, was du willst.« Conrat strahlte über das ganze Gesicht.
    »Den Ring meiner Mutter, die Wiege, in der ich gelegen habe, und mein Himmelbett.«
    »Ist es auch breit genug für zwei?«, fragte Konstantin verschmitzt.
    »Es ist so riesig, dass sogar unsere Kinder noch Platz darin haben werden.«
    Vor dem Haus des Tuchhändlers Teffler verabschiedeten sich Benedicta und Conrat tränenreich, bis eine junge Frau aus dem Haus gerannt kam. Da hatte er nur noch Augen für Marie. Benedicta gab Konstantin ein Zeichen, den Wagen in Bewegung zu setzen.
    »Und deinen Pferdewagen, den nehmen wir auch mit!«, rief Benedicta belustigt.
    Sie waren bereits in der Gasse, in dem das prächtige Haus mit den Türmchen stand, da rief Benedicta plötzlich: »Halt!«
    Konstantin zuckte zusammen, doch sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. »Liebster, ich muss noch einen Besuch machen. Es ist dringend. Wenn wir uns den Provinzial nicht zum ärgsten Feind machen wollen, sollte ich ihm ein kleines Geschäft vorschlagen. Ich habe ihn nämlich ein wenig gefoppt, weil ich glaubte, ich sähe diese Stadt nie wieder. Aber nun … Wir wollen es uns doch nicht mit ihm verscherzen.«
    »Nein, aber er kann dir die Ehe mit mir nicht verwehren, oder?«, fragte Konstantin besorgt.
    »Nein, das nicht, aber wenn ich mich nicht spute, macht er sich meinetwegen zum Gespött seiner Klöster.«
    »Gut, dann auf zum Predigerkloster! Und auf dem Weg dorthin erzählst du mir, was du dem Provinzial antun wolltest.«
    »Aber dann bin ich längst verhungert und habe keine Milch mehr für Euer Kind«, murrte Berchta.
    Benedicta und Konstantin sahen sich an und nickten.
    »Steig ab und geh dort drüben zu dem Haus. Sag der Köchin, der junge Herr trägt ihr auf, ein köstliches Mahl für dich zubereiten zu lassen.«
    Das ließ sich die Amme nicht zweimal sagen.
     
    Der Provinzial staunte nicht schlecht, als er Besuch von Benedicta in Begleitung eines jungen Herrn bekam.
    »Ich denke, Ihr seid in Regensburg«, krächzte er unwirsch.
    »Nein, ich bin wohlbehalten zurück. Nachdem meine Stiefmutter unterwegs versuchte, mich umzubringen und ich es nur meinem Stiefbruder zu verdanken habe, dass ich noch am Leben bin.«
    »Ja, und warum seid Ihr nicht bei ihm, Eurem Bräutigam?«
    »Das bin ich ja«, lachte Benedicta und deutete auf Konstantin.
    »Nein, nein, ich habe gesagt, Ihr werdet die Frau von Conrat aus Regensburg, und nun verschwindet für immer aus der Stadt!«
    »Ihr habt gesagt, ich solle einen Herrn meines Standes ehelichen. Und das werde ich tun. Mein Bräutigam ist Konstantin von Ehrenreit.«
    Konstantin verbeugte sich übertrieben.
    »Aber ich will Euch in Nürnberg nicht mehr sehen.«
    »Ich glaube, das wird sich gleich ändern. Ihr werdet mich gar anflehen, dass ich bleibe«, widersprach Benedicta mit verschmitztem Lächeln.
    Der Provinzial schnaufte verächtlich.
    »Habt Ihr meine Lebkuchen schon backen lassen?«, wollte Benedicta lauernd wissen.
    »Ja, sie sind in Sankt Katharinen gerade dabei. Morgen sollen sie an unsere Klöster geliefert werden.«
    »Seht Ihr, dann werde ich dringend in der Backstube gebraucht.«
    »Aber nein, das ist keinesfalls nötig. Ihr habt mir doch Euer Rezept gegeben.«
    Benedicta grinste. »Kein Lebküchner wird Euch jemals sein Rezept verraten.«
    »Aber was habt Ihr mir denn dann aufgeschrieben?«
    »Etwas Scheußliches, das die Brüder und Schwestern ausspucken werden.«
    »Aber … aber … ich … ich habe ihnen versprochen, dass … dass wir sie in Zukunft mit wahren Köstlichkeiten beliefern«, stammelte der Provinzial.
    »Wer sagt denn, dass sie keine Benedicten bekommen sollen? Ich schlage Euch vor, dass ich fortan die Oberaufsicht über die Lebkuchen führe. Ich weihe eine Schwester aus dem
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