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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht
Autoren: Michaela Thewes
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vorbei. Was konnte es da Schöneres geben, als sich mit einer Decke auf das Sofa zu kuscheln und Unmengen von Schokolade und Büchern zu verschlingen?
    Unschlüssig blieb ich vor dem offenen Kamin stehen. Kalt genug war es ja. Und so ein bisschen knisternde Atmosphäre konnte für meine Zwecke nur hilfreich sein. Mit geübtem Blick nahm ich den Stoß Holzscheite in Augenschein. Wenn das Feuerchen bis spät in die Nacht brennen sollte – ich nahm nicht an, dass wir heute früh ins Bett gehen würden, und falls doch, dann bestimmt nicht zum Schlafen –, musste ich wohl oder übel für Nachschub sorgen.
    Unsere Holzvorräte waren in einem kleinen Verschlag auf der Dachterrasse untergebracht. Obwohl meine Zähne vor Kälte kastagnettenartig aufeinander schlugen, verharrte ich einen Augenblick an der Brüstung, um den wunderbaren Ausblick, den man von hier oben hatte, zu genießen. Direkt hinter dem Haus erstreckten sich weite Wiesen und Felder, ganz in der Ferne leuchteten die Lichter von Düsseldorf. Schwer vorzustellen, dass man in gerade mal zwanzig Minuten mitten in der City war. Nur widerstrebend riss ich mich von dem friedlichen Anblick los und stapfte mit einer Ladung Holz unter dem Arm ins Wohnzimmer zurück, um das Feuer in Gang zu bringen.
    Als wir vor zwei Jahren diese Eigentumswohnung gekauft hatten, brauchte man viel Phantasie und Optimismus, um sich vorzustellen, dass aus einem Gruselkabinett ein schnuckeliges Heim werden würde. Wirklich schade, dass schlechter Geschmack nicht strafbar war! Sonst hätte der Vorbesitzer seinen Lebensabend statt in einer Finca auf Mallorca im Kittchen verbringen müssen! Doch Thomas und ich hatten gleich gespürt, dass sich unter kackbraunen Badezimmerfliesen und wild gemusterten Tapeten, die einem kalte Schauer über den Rücken jagten, etwas Besonderes verbarg. Diese Wohnung hatte Charme. Wie ein Diamant wartete sie nur darauf, geschliffen zu werden.
    Und geschliffen und gehämmert werden musste mehr als genug. Wochenlang verwandelte sich unser neues Zuhause in eine einzige große Baustelle. Obwohl Thomas als Architekt ständig von einem ganzen Rudel Handwerker umgeben war, stellte sich leider heraus, dass er außer dem fachmännischen Umgang mit der Bierflasche nichts von ihnen gelernt hatte. Um es einmal deutlich zu sagen: Sein handwerkliches Talent war mit dem Öffnen des Werkzeugkoffers ausgereizt. Aber wofür hat man Freunde und Bekannte?! Noch dazu welche, die uns im Brustton der Überzeugung ihre tatkräftige Unterstützung zugesichert hatten. Äußerst leichtsinnig, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn wir nahmen ihr Angebot gerne an. Um uns die Sympathie unserer Helfer nicht vollends zu verscherzen, schmissen wir eine Mitmach-Party nach der anderen. Besonders unsere Pinsel-Party wurde der absolute Renner! Damit hatten wir die sprichwörtlichen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Alle amüsierten sich prächtig, und die Wohnung war in null Komma nichts fertig gestrichen.
    Ich beobachtete die Flammen, die inzwischen knisternd um die Holzscheite züngelten. Trotz Schwielen an den Händen war es eine tolle Zeit gewesen! Bei der Erinnerung musste ich schmunzeln. Wahrscheinlich war nicht nur der Umsatz der örtlichen Baumärkte, sondern auch die Einnahmen der Getränkehändler sprunghaft in die Höhe geschnellt. Aber die Investition hatte sich gelohnt. Der Anblick der gemütlichen Dreizimmerwohnung erfüllte mich jedes Mal aufs Neue mit Stolz und Freude. Genau so ein Nest hatte ich mir immer gewünscht!
    Genug jetzt!
    Resolut schob ich meine sentimentalen Gedanken beiseite. Das war nun wirklich der falsche Zeitpunkt für weibische Gefühlsduseleien. Grob geschätzt blieben mir noch zwei Stunden, bis Thomas von der Arbeit kam. Zwei Stunden, in denen ich mich nicht nur seelisch und moralisch, sondern auch ganz praktisch auf den Heiratsantrag vorbereiten musste!
    Nervös nuckelte ich an einer Haarsträhne. Das würde knapp. Verdammt knapp sogar. Schließlich fehlte noch der angemessene feierliche Rahmen. Ich konnte Thomas ja schlecht zwischen Spätnachrichten und Zähneputzen fragen: »Ach, übrigens, Schnuckel, hast du Bock, mich zu heiraten?« Nein, ausgeschlossen! So ging das nicht! Mein Gott, etwas dermaßen Wichtiges musste geplant werden! Teurer Schampus, Geigenschluchzen, eine Vorratspackung Kerzen, Rosen oder anderes Grünzeug, ein Fünfgängemenü und was weiß ich nicht noch alles ...
    In meinem Kopf ratterte es. Wahrscheinlich war es am
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