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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht
Autoren: Michaela Thewes
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machen. »Wenn du A einlädst, muss auch B eine Einladung erhalten.«
    »Na und, was macht das bei einer solchen Feier schon großartig aus?«, erhielt ich von Mona Rückendeckung. Dankbar blinzelte ich ihr zu.
    »Ganz einfach: nämlich C. Und C wiederum ... Ja, und so geht das dann das ganze lange Alphabet rauf und leider auch wieder runter. Vertraut mir, ich weiß, wovon ich rede. Schließlich habe ich den ganzen Zirkus schon mal mitgemacht. Oder wenn ich bloß an das Problem mit der Tischordnung denke ... Um Gottes willen! Onkel Alfred durften wir nicht neben Tante Josephine setzen. Die beiden vertragen sich nicht. Streng genommen verträgt sich Onkel Alfred, dieser alte Stinkstiefel, aber mit niemandem. Also wohin mit ihm?«
    Ich schluckte. Ein ähnliches Dilemma würde uns mit Thomas’ Mutter blühen. Plötzlich begannen heftige Zweifel an mir und meinem Sissi-Traum zu nagen. Ob Thomas von so viel Tamtam überhaupt begeistert wäre? Mein Ehemann in spe bevorzugte bei Festivitäten in aller Regel die schlichtere Variante.
    Nun, kein Problem! Das war ein Grund, aber kein Hindernis. So schnell ließ ich mich nicht ins Bockshorn jagen. Dann würden wir eben einen Kompromiss finden! Basta.
    Gerade hatte ich diesen versöhnlichen Entschluss gefasst, da erschien Bernd auf der Bildfläche. Chefredakteur, Herausgeber von Diabolo und Fels in der Brandung – alles in Personalunion. Auch wenn die ganze Redaktion schon lange im Chaos versunken war, Bernd behielt die Ruhe. Wie ein Kapitän steuerte er das Boot bei stürmischer See in den sicheren Hafen. »Ihr habt wohl nichts zu tun, hm?«, fragte er gespielt vorwurfsvoll.
    Ihm ging es genauso. Grinsend schaufelte er sich ein Plätzchen frei.
    Keine zwei Minuten später kam auch Josch anscharwenzelt. Bis auf Mausi, unsere Praktikantin, die in der Stadt ein paar Besorgungen erledigte, war das Team nun komplett. »Ich dachte, unsere Krabbelgruppe wäre erst morgen. Habe ich was verpasst?« »Und ob!« Frauke ignorierte meinen drohenden Blick und ließ die Katze aus dem Sack. Toll, am besten setzte ich die Neuigkeit, die eigentlich noch gar keine war, gleich in den Stadtanzeiger oder erzählte sie brühwarm meiner Friseuse. Alle waren jetzt über meine Heiratsabsichten informiert. Mit Ausnahme des Bräutigams. Der erfuhr als Letzter von seinem Glück.
    Bernd freute sich über meine Pläne. »Hach, na endlich! Dann bin ich bald wenigstens nicht mehr der Einzige, der in dieser Redaktion kein Lotterleben führt. Ich dachte schon, ich wäre spießig.« Zufrieden schaute er in die Runde.
    »Bernd, du bist spießig!«, riefen alle wie auf Kommando im Chor.
    Unser Boss schien das als Kompliment aufzufassen und lächelte versonnen. Er hatte auch allen Grund dazu, denn er führte ein Leben wie aus dem Bilderbuch. Ein Häuschen im Grünen, ein wohlgeratener Hund, zwei stubenreine Kinder, ein liebendes Weib, das ihm jeden Morgen klaglos seine Butterbrote und Essiggurken eintupperte. Na, der sollte es wagen, sich zu beschweren!
    »Wie man so hört, liegen Babys derzeit mehr im Trend als Handys.« Bernd lächelte harmlos. So ein Schlitzohr. Die Wände hatten Ohren, und zwar seine. »Also sag mir bitte rechtzeitig Bescheid, wenn ich meine Lieblingsredakteurin verliere, versprochen?«
    »So, so, Lieblingsredakteurin.« Ich verdrehte die Augen. »Liegt das daran, dass du meinen Schreibstil so brillant findest, oder hängt deine Begeisterung für mich eher damit zusammen, dass ich deine einzige Redakteurin bin?«
    In der Tat gab es bei Diabolo nur einen fest angestellten Schreiberling mit Sozialversicherungsausweis und Knebelvertrag. Und das war ich. Darüber hinaus bediente sich Bernd je nach Bedarf und Belieben einer Schar von freien Mitarbeitern, die in regelmäßigen Abständen an seiner Tür kratzten und um Aufträge winselten.
    Josch schlug in die gleiche Kerbe wie Bernd. Seine Augen dackelten um die Wette. »Wie soll mein zartes Ego bloß verkraften, dass du diesen Häuslebauer mir vorziehst?« Er strotzte geradezu vor Selbstbewusstsein, und sein Ego machte auf mich einen äußerst strapazierfähigen Eindruck. Kein Wunder, denn der liebe Gott hatte sich bei ihm mächtig ins Zeug gelegt und ihn mit einem Astralkörper und jeder Menge Charme ausgestattet. Vor allem dieses kleine niedliche Grübchen, das Josch beim Lachen auf seine Wange zauberte, war ein echter Hingucker und ließ Frauenherzen reihenweise dahinschmelzen.
    »Annette-Schatz, überleg dir das mit der Hochzeit nochmal. Das
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