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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht
Autoren: Michaela Thewes
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in Farbe. Die gebeutelten Lehrkörper hatten mein volles Mitgefühl. Dennoch dachte ich nicht im Traum daran, sie zu schonen. Die Mischung aus Thomas’ und meinen Genen versprach ebenso interessant wie hochexplosiv zu werden. Aber bis unser Sprössling mal eingeschult würde, war der eine oder andere Pauker sicherlich schon in den wohlverdienten Ruhestand entlassen worden.
    »Ich will ein Kind!«, verlieh ich meinem Wunsch nach einem kleinen Lakritzemonster lautstark Ausdruck. Im Augenblick benahm ich mich selbst wie eins. Und zwar wie ein ziemlich verzogenes. Haben wollen!
    Frauke, die sich mit dieser Art von Dickköpfigkeit besser auskannte, als ihr lieb war, hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut, schon gut. Aber deshalb musst du doch nicht heiraten. Hurrikans, Herpes, Haifische, Halbfettmargarine – es gibt so viele schreckliche H-Wörter. Du als Journalistin müsstest das eigentlich am besten wissen. Allerdings ist Heiraten mit Abstand das schlimmste. Und wofür der ganze Aufstand? Dieser dämliche Wisch ist auch keine Garantie, dass Thomas dich nicht mit dem Wurm sitzen lässt. Sieh mich an, mein Exmann hat sich aus dem Staub gemacht, bevor ich den neuen Nachnamen fehlerfrei schreiben konnte.« Frauke machte eine kurze Pause zum Luftholen. »So gesehen müsste ich ihm auch noch dankbar sein. Wysznewski – grauenvoller Name.« Sie schüttelte sich angewidert. Nach der Scheidung hatte Frauke ihren Mädchennamen wieder angenommen, womit das Rechtschreibproblem zwar vom Tisch war, eine Menge anderer Probleme jedoch ungelöst blieben.
    Aus der Seitentasche ihrer Hose kramte Mona ein Päckchen Zigaretten hervor und bot mir eine an. Alles in mir lechzte nach einem Glimmstängel, meine Finger zuckten. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Oh, diese Gier! Ich war kurz davor zuzugreifen. Nein, du bleibst standhaft, beschwor ich mich und kratzte die letzten kläglichen Reserven meiner Willenskraft zusammen.
    Satan weiche!
    Schweren Herzens lehnte ich ab.
    Mona schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Oh, sorry. Wie blöd von mir! Ich vergess immer, dass du aufgehört hast.« Was sie aber nicht davon abhielt, sich genüsslich eine Zigarette anzuzünden und einen tiefen Zug zu nehmen. Gespielt gleichgültig polierte ich meine eh schon funkelnde Armbanduhr auf Hochglanz. Pah, sollte sie sich doch die Gesundheit ruinieren, wenn sie das unbedingt wollte.
    Verdammt, scheiß auf die Gesundheit! Eine Zigarette würde einen schon nicht umbringen, oder?
    Ohne etwas von meinen Seelenqualen zu ahnen, paffte Mona stillvergnügt vor sich hin. Meine Freundin war mir lieb und teuer, aber in diesem Moment hätte ich sie ohne mit der Wimper zu zucken lynchen können.
    »Was willst du denn nun? Heiraten oder Kinder kriegen?«, fragte Frauke mit mütterlicher Strenge in der Stimme. Eis oder Schokolade? Pokémon oder Sesamstraße? Hopp, hopp, jetzt entscheide dich endlich!
    »Beides!« Am liebsten hätte ich mit dem Fuß auf den Boden gestampft. Warum sich mit ein paar Krümeln begnügen, wenn man den ganzen Kuchen haben kann? Trotzig nippte ich an meiner Kaffeetasse.
    »Und, wo liegt da das Problem?«
    Mona war offensichtlich etwas schwer von Begriff. Ha, wahrscheinlich vernebelten die Nikotinstängel nicht nur die Luft, sondern auch das Gehirn!
    »Das sagte ich doch bereits.« Hörte mir zur Abwechslung auch mal einer zu? »Thomas kommt einfach nicht aus dem Quark. Er fragt mich nicht. Letztes Jahr zum Beispiel, dieser Wahnsinnsurlaub auf den Malediven, das wäre die Gelegenheit gewesen. Sternklarer Himmel, Meeresrauschen, außer uns kein Mensch am Strand weit und breit – einfach traumhaft! Wie gemacht für einen romantischen Heiratsantrag. Und stattdessen hat Thomas die halbe Nacht damit verplempert, irgendwelche Wagen und Tiere am Himmel zu suchen.« Wütend attackierte ich meine unschuldige Schreibtischschublade mit Tritten. »Ich sage euch, der fragt mich nie!«
    »Dann frag du ihn doch.«
    »Wie bitte?!« Das konnte doch nicht ihr Ernst sein!
    »Ich sagte: Dann frag du ihn doch!« Aus Monas Mund klang das wie das Selbstverständlichste von der Welt. Wie mal eben um die Ecke gehen und Brötchen kaufen. »Nirgendwo steht geschrieben, dass nur der Mann um die Hand seiner Angebeteten anhalten darf. Wo bleibt denn da die viel gepriesene Emanzipation?«
    Frauen dieser Erde, vereinigt euch und schleppt eure Kerle vor den Traualtar! Irgendwie hatte ich mir unter Emanzipation immer etwas anderes
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