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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht
Autoren: Michaela Thewes
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gefolgt von einem leisen Plätschern.
    »Übrigens habe ich meinem Bruder das neue Projekt übertragen. Du weißt schon, dieses Einkaufszentrum. Meinst du, das war richtig?«, fragte er mich, während er den Wein einschenkte. »Klar, warum nicht. Er verdient die Chance.« Ich mochte Thomas’ ›kleinen‹ Bruder, der mich um Längen überragte. Die Geschwister waren sich sehr ähnlich. Nicht nur äußerlich. Nach dem Studium war Kai mit in Thomas’ Architekturbüro eingestiegen, und er schien, nach allem, was ich bisher gehört hatte, ausgesprochen talentiert zu sein.
    »Gut, Kai hat noch nicht so viel Berufserfahrung«, sagte Thomas mehr zu sich selbst als zu mir, »aber dafür viele interessante Ideen. Du würdest staunen, wenn du seine Entwürfe sehen könntest. Er entwickelt sich prächtig. Ein echter Gewinn für die Firma.«
    Beim Essen drehte sich alles um den neuen Auftrag. Kai hier, Einkaufszentrum da. Normalerweise interessierte ich mich sehr für Thomas’ Arbeit, doch heute saß ich wie auf heißen Kohlen. So ’n Mist! Wie sollte ich bloß die Kurve kriegen?
    »Annette, hörst du mir überhaupt zu?«
    »Klar!«, beeilte ich mich zu versichern. »Es ging um die Parkplätze. Knifflige Geschichte.«
    »Ja, stimmt.« Seine blauen Augen blitzten verschmitzt. »Aber das war vor mindestens zehn Minuten.« Wenigstens war Thomas nicht beleidigt. »Wollen wir den Nachtisch vor dem Kamin essen?«, schlug er vor.
    Ein Ortswechsel kam mir sehr gelegen. Ein Themenwechsel auch. Irgendwie musste es mir endlich gelingen, das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken.
    Als ich aus der Küche zurückkehrte, hatte Thomas es sich bereits auf dem flauschigen Teppich vor dem Kamin gemütlich gemacht. Ich verharrte einen Augenblick im Türrahmen und genoss den Anblick.
    Annette, du bist wirklich ein Glückspilz, schoss es mir durch den Kopf, als ich Thomas so entspannt daliegen sah. Den Kopf auf die rechte Hand gestützt, schaute er scheinbar abwesend in die auf und ab tanzenden Flammen. In Sekundenbruchteilen registrierte ich jedes vertraute Detail: die klaren Linien seiner markanten Gesichtszüge; die störrische dunkle Haarsträhne, die ihm wie gewöhnlich in die Stirn fiel; das kräftige, satte Blau seiner Augen und natürlich seinen Körper, der auch durch den kleinen Bauchansatz nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt hatte. Thomas war groß, und seine breiten Schultern luden förmlich zum Anlehnen ein. Wahnsinn, ich konnte es noch gar nicht richtig glauben, dass ich mit diesem Traummann bald verheiratet sein würde.
    »Hey, willst du etwa da Wurzeln schlagen?« Ob er meine Blicke gespürt hatte? Ich drückte ihm Eisbecher und Löffel in die Hand und suchte nach den passenden einleitenden Worten.
    »Wenn ich es mir recht überlege, habe ich gar keinen Appetit auf Eis«, kam Thomas mir zuvor. Er schob den Glasbecher beiseite und zog mich liebevoll an sich. »Ein anderer Nachtisch wäre mir lieber«, flüsterte er mir ins Ohr. »Du siehst nämlich zum Anbeißen aus.« Zärtlich knabberte er an meinem Hals herum.
    O Mann, nicht nur das Vanilleeis schmolz dahin. Willenlos ließ ich mich in seine kräftigen Arme sinken. In letzter Zeit war die schönste Nebensache der Welt bei uns entschieden zu kurz gekommen. Ich konnte mich kaum daran erinnern, wann Thomas und ich das letzte Mal zusammen geschlafen hatten. Vor vier Wochen? Vor sechs Wochen? Ostern?
    Wir küssten uns leidenschaftlich. Meine Hormone tanzten Salsa, sie gierten nach wildem, hemmungslosem Sex.
    Mit erstaunlichem Geschick hatte Thomas ruck, zuck alle Knöpfe meiner Bluse geöffnet. Er ließ seine Hände erst ganz sanft, dann aber immer fordernder über meine nackte Haut gleiten. Seine Berührungen jagten kleine Stromstöße durch meinen Körper und legten mein Gehirn lahm: Kurzschluss. Ich erschauerte wohlig.
    Während er nach dem Verschluss meines BHs tastete, sah er mir tief in die Augen. »Ich liebe dich.« Bingo, das war er, der ideale Einstieg, nach dem ich die ganze Zeit gesucht hatte. Ich pfiff meine Hormone zurück, legte sie an die Leine und vertröstete sie auf später. Sorry, Jungs, diese Gelegenheit musste ich einfach beim Schopfe packen.
    »Ich liebe dich auch.« Ich richtete mich ein wenig auf. »Thomas, willst du mich heiraten?«, stieß ich atemlos hervor.
    Puh, jetzt war es raus! Mit einem glücklichen Lächeln wartete ich auf seine Antwort. An diesen Moment würden wir uns unser ganzes Leben lang erinnern. Irgendwann würden wir sogar
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