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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht
Autoren: Michaela Thewes
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Nudelsoße köchelte vor sich hin, und gerade setzte ich den Topf mit den Spaghetti auf, da hörte ich Thomas’ Schlüssel klimpern. Einen Augenblick später kam Linus mit Karacho um die Ecke gefegt. Mit wedelndem Schwanz warf er sich mir zu Füßen. So gehörte sich das! Wenigstens ein männliches Wesen, das mich vorbehaltlos anbetete ...
    Ich kraulte ihm zärtlich den Bauch. »Brav, Linus, brav.«
    Hunde und Männer haben eins gemeinsam: Weiß man ihr Benehmen nicht entsprechend zu würdigen, reagieren sie beleidigt oder werden bockig. Also legte ich vorsichtshalber noch ein paar Streicheleinheiten nach. »Ja, mein Schatz, du bist ein ganz Lieber.«
    Linus war ein echter Genießer. Er räkelte sich auf dem Küchenboden. Seine dreieckigen Lauschlappen wackelten dabei lustig hin und her, das struppige Fell stand wild in alle Himmelsrichtungen ab. Es war kaum zu übersehen, dass unser kleiner Schlingel ein Mischling war, aber woraus, das wusste nur der liebe Gott.
    Wir waren zu Linus auf ähnliche Weise gekommen wie die Jungfrau Maria zum Jesuskind. Nicht im Traum hatte ich daran gedacht, mir einen Hund anzuschaffen. Ich bin doch nicht blöd! Schließlich ist hinreichend bekannt, dass die kläffenden Vierbeiner ihren Besitzern viele nette Sachen bescheren: Lärm, Dreck und gelegentlich auch Feinde. Vorzugsweise in der Nachbarschaft. Das musste ich nicht haben – dachte ich zumindest. Bis ich eines Abends ein winselndes, zitterndes Bündel Hund unter meinem Auto fand. Ein Blick in die dunklen, treuen Knopfaugen, und es war um mich geschehen. Ich brachte es einfach nicht übers Herz, den kleinen Welpen in ein Tierheim abzuschieben. Also gewährten wir ihm – natürlich nur vorübergehend – Asyl.
    Am nächsten Tag klapperte ich gemeinsam mit Linus alle Bäume in der Umgebung ab. Er hinterließ seine Duftmarke, ich einen Zettel, auf dem ich die Bevölkerung über Linus’ Aufenthaltsort in Kenntnis setzte. Das Ergebnis unserer Bemühungen war das Gleiche: Es meldete sich niemand. Auch meine täglichen Anrufe beim Tierheim und beim Fundbüro – die Leute kamen ja manchmal auf merkwürdige Ideen – waren erfolglos. Linus’ Besitzer blieb verschollen. Und um ehrlich zu sein, war ich sogar froh darüber, denn wir hatten unser Findelkind so lieb gewonnen, dass wir es gar nicht mehr hergeben wollten. Taten wir auch nicht.
    Natürlich konnte Linus nicht den ganzen Tag mutterseelenallein zu Hause hocken, aber auch für dieses Problem hatte unser neuer Familienzuwachs eine durch und durch unkomplizierte Lösung gefunden: Er eroberte das Herz meines Brötchengebers im Sturm. Thomas war ohnehin sein eigener Chef, und so begleitete Linus abwechselnd Thomas ins Büro und mich zu Diabolo. Heute war Thomas mit Hundesitten an der Reihe gewesen. Zu Linus’ Leidwesen schenkte ich nun seinem Herrchen die ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Ciao, bella!« Latinlover Ramazzotti musste Thomas inspiriert haben. Sogar der Begrüßungskuss fiel relativ südländisch-temperamentvoll aus. Soll heißen: Er küsste mich statt auf die Wange auf den Mund.
    »Hmm, das riecht aber lecker.« Erst linste er neugierig in die Töpfe und dann ins Wohnzimmer. Ich hatte den Esstisch mit Teelichtern, Servietten, bunten Steinen und Muscheln liebevoll dekoriert. Auf den Efeu hatte ich verzichtet, da ich nicht besonders erpicht darauf war, Blattläuse in den Spaghetti zu finden. Aber auch ohne Blumenschmuck sah das Arrangement sehr festlich aus. Selbst Thomas schien das zu bemerken. Er machte ein bestürztes Gesicht.
    »O Gott, habe ich etwa deinen Geburtstag vergessen?«
    Lachend schüttelte ich den Kopf.
    »Oder vielleicht meinen?«
    »Thomas, nebenan brennt der Kamin. Du hast im Hochsommer Geburtstag!«
    »Also was ist es dann?« Himmel, was war der Mann hartnäckig.
    »Unseren Hochzeitstag kann ich ja schließlich nicht verschwitzt haben ...«
    Knapp daneben ist auch vorbei.
    Pling. Ich spürte, wie das Blut nach oben schoss und meinen Kopf in guter alter Feuermeldermanier zum Leuchten brachte. Wenn Thomas wüsste, wie nah er der Wahrheit gekommen war! Ich drehte ihm den Rücken zu und rührte geschäftig in der Bolognesesoße, die perfekt mit meiner Gesichtsfarbe harmonierte. »Ich dachte, wir machen es uns heute Abend mal wieder so richtig schön gemütlich.« Wider Erwarten gelang es mir, einen beiläufigen Ton zu treffen. »Machst du bitte mal die Weinflasche auf?«
    Damit war er fürs Erste beschäftigt. Kurz darauf ertönte ein helles »Plopp«,
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