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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht
Autoren: Michaela Thewes
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schwätz. In Wirklichkeit waren Männer einfach die schlimmeren Klatschtanten.
    Endlich, nach zahllosen weiteren Schulterklopfern, die fast schon an Körperverletzung grenzten, erinnerten die beiden sich an meine Anwesenheit. »Ich bin Dirk Schneider, der Standesbeamte und ein alter Schulfreund von Thomas«, stellte Kojak sich vor und reichte mir die Hand. Ahnte er eigentlich, dass er soeben eines meiner sorgsam gehüteten Klischees zerstört hatte? »Und ich bin Annette Köster. Eine alte ...«, ich zögerte einen Moment, »... eine alte Lebensabschnittsgefährtin von Thomas.«
    »Muss ein schöner Lebensabschnitt gewesen sein.« Kojak musterte mich mit unverhohlener Begeisterung. Dann schlug er einen geschäftsmäßigen Ton an. »Das Brautpaar hat eben bei meiner Sekretärin angerufen. Sie werden sich ein bisschen verspäten. Also macht es euch gemütlich, es kann noch ein Weilchen dauern. Wollt ihr vielleicht Kaffee? Oder lieber Tee?«
    Dankend lehnten wir ab.
    Auf dem Land hatten die ja echt die Ruhe weg. Anders als in der Großstadt, wo die heiratswilligen Paare wie bei McDrive abgefertigt wurden, schien der Job des Standesbeamten hier ein richtig laues Pöstchen zu sein.
    »Gut, dann sehen wir uns später.« Kojak schlenderte in sein Zimmer zurück.
    »Dein Bruder hat bestimmt kalte Füße bekommen und einen Rückzieher gemacht«, orakelte ich düster, als wir wieder alleine waren. »Scheint irgendwie in der Familie zu liegen.«
    Thomas sah mir fest in die Augen. »Du nimmst mir immer noch übel, dass mich die Aussicht, Papa zu werden, nicht besonders begeistert hat, stimmt’s?«
    Ob ich ihm das übel nahm? Dem Bäcker nahm man vielleicht übel, wenn er ein Brötchen zu wenig in die Tüte packte. Oder dem Hund, wenn er in die Wohnung pinkelte. Himmel sakra, übel nehmen war gar kein Ausdruck!
    »Spielt das jetzt noch eine Rolle?«
    »Für mich schon. Ich weiß, dass ich mich wie der letzte Idiot aufgeführt habe. Wie das Arschloch der Nation.«
    Ich nickte. Das traf den Nagel ziemlich genau auf den Kopf. Trotzdem konnte Thomas sich dieses reumütige Geseier sparen. Falls er hoffte, dass er sich bei mir mal eben auf die Schnelle sein Gewissen erleichtern konnte, war er aber schief gewickelt! Sollte er doch zu einem Pfarrer gehen, der wurde wenigstens dafür bezahlt!
    »Erst, als du mir beim Auszug gesagt hast, dass du gar nicht schwanger bist, habe ich auf einmal gemerkt, wie enttäuscht ich darüber war«, fuhr Thomas fort.
    »Wie bitte?« Enttäuscht? Ich verstand nur Bahnhof. Der Thomas, dem zum Thema Schwangerschaft nichts anderes als monatliche Ratenzahlung sprich Alimente eingefallen war, hätte eigentlich vor Freude außer sich sein müssen.
    Er lächelte traurig. »Ich habe mich sogar dabei ertappt, wie ich im Geiste schon das Kinderzimmer eingerichtet hatte. Wiege, Schaukelpferd, Mobile und der ganze Kram. Auch wenn du mir das wahrscheinlich nicht abnehmen wirst: Plötzlich habe ich mich richtig auf das Baby gefreut. Auf unser  Baby. Aber diese Erkenntnis kam wohl etwas spät.« Er seufzte. »An dem Abend, als ich Linus zurückgebracht habe, wollte ich mit dir darüber reden.«
    »Und warum hast du das nicht?«, fuhr ich ihn an. Ich war völlig durcheinander. Was bezweckte Thomas mit diesem Getue? Woher dieser plötzliche Sinneswandel? War das ganze Gesülze am Ende nichts als Show, nichts als sorgfältig einstudiertes Theater? »Korrigiere mich bitte, falls ich etwas durcheinander bringen sollte. Du hast mich sogar als Kondomschlitzerin beschimpft und mir unterstellt, dass ich dir ein Kind unterjubeln wollte!«
    »Ich weiß, und es tut mir wahnsinnig Leid. Aber du musst mir einfach glauben, dass ich dir so eine miese Nummer nie im Leben zugetraut habe.« Keine Spur von Verlegenheit. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er die Wahrheit sagte. »Als ich dich mit Josch gesehen habe, sind bei mir sämtliche Sicherungen durchgeknallt. Mann, was war ich eifersüchtig auf diesen Lackaffen. Irgendwie hast du so glücklich gewirkt.«
    »Glücklich gewirkt?«, echote ich dümmlich. Das musste an den roten Wangen gelegen haben. Kochen war offenbar gut für den Teint.
    »Sorry, in diesem Moment wollte ich dir einfach einen reinwürgen«, beichtete Thomas weiter. Er machte eine hilflose Geste. »Was sollte ich denn auch anderes denken, als dass ihr zusammen seid. Mona hat mir nach meinem peinlichen Auftritt kräftig den Kopf gewaschen – und du kannst sicher sein: Deine Freundin ist alles andere als
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